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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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eine richtige Erholungsreise, Sir«, sagte William Hansen. »Als Offizierssteward hat man einen schönen Posten.«
    »Das kann ich mir denken«, bestätigte David, »seit ich meinen Arm wieder gebrauchen kann, hattest du ja nichts mehr zu tun. Wir werden sehen, was der Admiral jetzt mit uns vorhat.«
    Er ließ sie warten. David hatte seine Depeschen und Berichte einem Flaggleutnant übergeben und saß nun schon seit einer Stunde in einem Wartezimmer im ersten Stock des geräumigen Hauses. William hatte man in das Kutscherzimmer im Erdgeschoß neben der Küche geschickt, aber David zweifelte nicht, daß er für sich sorgen konnte.
    Mit ihm saßen Flottenoffiziere, Intendanten und Zivilisten im Wartezimmer. Ihren Unterhaltungen entnahm David, daß Fort Washington vor drei Tagen erobert und Fort Lee vom Feind geräumt worden sei. Die Beute sei ganz erheblich gewesen, allein einhundersechsundvierzig Kanonen, und General Washington sei nach New Jersey zurückgetrieben worden.
    Da hat Leutnant Abercrombie wohl doch zu schwarz gesehen, dachte David.
    »Mr. Midshipman Winter!« riß ihn die Stimme des Dieners aus seinen Gedanken.
    Er stand hastig auf, zog den etwas ramponierten Rock glatt, klemmte den Hut unter den Arm und marschierte in das Arbeitszimmer von Admiral Lord Richard Howe.
    Er sah einen großen, dunkelhaarigen Mann, der zurückhaltend, aber freundlich seinen Gruß erwiderte und ihn mit einem kräftigen Händedruck ehrte. »Sie bringen mir gute Nachricht, Mr. Winter. Ich freue mich, daß die feindliche Flotte derart vernichtend geschlagen wurde, daß von fünfzehn nur zwei Schiffe entkommen konnten. Gouverneur General Carleton hebt Ihre Tapferkeit hervor, und es ist mir eine Ehre, sie entsprechend seinem Vorschlag zum Midshipman zu ernennen. Ich hoffe, Sie werden sich weiterhin im Dienst des Königs bewähren. Darf ich Ihnen als erster gratulieren, Mr. Winter?«
    David war von dem freundlichen Empfang durch einen Admiral und Lord tief beeindruckt und fühlte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg, als er sich räusperte und sein »Ergebensten Dank, Sir, Verzeihung Mylord, zu gütig«, herausbrachte.
    ›Black Dick‹, wie der Spitzname des Admirals lautete, ging mit der Gelassenheit des Grandseigneurs über die Verlegenheit des jungen Burschen hinweg und brachte ihn dazu, von der Schlacht zu berichten.
    David sprach immer unbefangener und erzählte von den Befürchtungen der Braunschweiger Offiziere, daß der Sieg zu spät erfolgte, um in diesem Jahr ausgenutzt zu werden.
    »Ja, ich weiß«, sagte der Admiral, »der Sommer hätte in diesem Jahr zwei Monate länger dauern müssen, dann stünden unsere Chancen viel besser.«
    Lord Howe hatte aus Davids Bericht herausgehört, daß dieser Deutsch könne, fragte nach und sagte, als er von der Herkunft aus Hannover hörte, daß er selbst eine deutsche Mutter habe.
    Diese kleine private Bemerkung leitete zum Ende des Gesprächs über. Der Admiral erwähnte, daß die Shannon frühestens in drei Wochen erwartet werde. Sie kreuze vor ihren alten Jagdgründen an der Chesapeake Bay und erneuere die Kontakte mit den Loyalisten.
    Er werde David vorübergehend auf die Albion abkommandieren, ein Fünfzig-Kanonen-Schiff, das zu wenig Besatzung habe. Der Sekretär werde ihm das entsprechende Schreiben ausfertigen. Und David wurde leutselig und mit den besten Wünschen entlassen.
    Im Vorzimmer fragte ihn der Sekretär, ob er der Midshipman für die Albion sei. David bejahte, mußte Vorname und die Shannon als sein Stammschiff angeben und war geistesgegenwärtig genug, zu erwähnen, daß diese zeitweilige Abkommandierung auch für William Hansen, Vollmatrose, gelte, der ihn begleitet habe, weil er anfangs verwundet gewesen sei.
    Wenn das den Sekretär interessierte, dann höchstens, weil er einen Satz mehr zu schreiben hatte. Mit der Ungeduld des vielbeschäftigten Mannes gab er Auskunft nach dem Liegeplatz der Albion und bestätigte, daß ›Hamilton, Haws und Lawson‹, Prisenagenten, eine Niederlassung in der Wall Street hätten.
    Diese Nachricht beruhigte David in finanzieller Hinsicht, denn sein Onkel hatte ihm geschrieben, daß er alle Geldgeschäfte für David über diese angesehene Firma abgewickelt habe und er über diese Firma auch Auszahlungen auf seine Prisengelder in den britischen Garnisonen in Amerika erhalten könne.
    David ließ William rufen und ging mit ihm zur Wall Street, da sie doch in diese Richtung mußten, weil die Albion am Hudson River lag. War das ein

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