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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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konnte.
    David sagte, daß er das regeln würde, und hörte dann, daß auf der Albion nach Aussage von Williams Backschaft während der ganzen letzten Woche kein Geschütz- und Segeldrill stattgefunden habe, sondern nur Kleiderinspektionen und Reinschiff.
    Am Nachmittag war Carletons Bericht über die Schlacht bei Valcour Island in der ›Royal Gazette‹ abgedruckt, und neben Dacres und Pellew wurde auch David rühmlich erwähnt.
    David wurde zum Ersten Offizier beordert, der ihn zuvorkommend und freudig erregt begrüßte: »Warum haben Sie kein Wort von Ihren Taten erwähnt, lieber Mr. Winter. Es ist für die Albion eine Ehre, einen Helden unter ihren Offizieren zu haben. Ihnen zu Ehren wird die Messe morgen abend ein Essen in Hicks Taverne geben. Sie haben bis dahin doch Ihre neue Uniform?«
    David bejahte und war in Gnaden entlassen.
    Am Abend traf sich David mit Nesbit Greg in einem gemütlichen Wirtshaus, in dem die Tische an den Wänden durch geschnitzte und bemalte Holzbretter voneinander getrennt waren. Nesbit hatte die Gazette ebenfalls gelesen und gratulierte zu dieser ehrenvollen Erwähnung.
    Während sie ein zartes Steak genossen, erzählte Nesbit von seinen neuen Bordkameraden. Der Kapitän habe nicht Brisbanes Format, aber man könne mit ihm leben, und die Messe setze sich aus angenehmen Kameraden zusammen.
    Als die Tür für einen neuen Gast geöffnet wurde, erkannte David Leutnant Abercrombie. David fragte Nesbit leise, ob er etwas dagegen habe, wenn noch jemand an ihren Tisch käme. Nesbit war einverstanden, und David konnte Abercrombie, der ihn jetzt entdeckt hatte, einladend zuwinken.
    Abercrombie zögerte, ob er nicht störe, er wollte nur noch ein Bier trinken, das hier besonders gut sei, setzte sich dann aber. Er war ein kluger und angenehmer Plauderer und stellte bald fest, daß Greg wie er am vergeblichen Angriff auf Charleston im Juni teilgenommen hatte.
    »War das der Kampf um Fort Sullivan, den Sie so kritisiert haben, Mr. Abercrombie?« fragte David.
    Dieser bestätigte und berichtete David, daß die Flotte – wie Mr. Greg sicherlich besser darstellen könne – das Fort von der Seeseite aus sturmreif schießen und die Truppen das Fort dann von der Rückseite aus stürmen sollten. Fort Sullivan, damals noch nicht ausgebaut, verteidige die Einfahrt nach Charleston, läge auf Sullivans Island, das durch einen kleinen, weniger als eine Viertelmeile breiten Wasserstreifen von Long Island (heute Isle of Palms) getrennt sei.
    Die Flotte habe etwa einen Monat vor der Bucht gelegen, gelotet und auf günstige Winde gewartet. Long Island sei fast so lange von britischen Truppen besetzt gewesen. Als dann aber der Angriff auf das Fort vorgetragen werden sollte, stellte man fest, das der schmale Wasserarm für Boote nicht tief genug war.
    Als die Truppen mit vollem Gepäck durchwaten wollten, stürzten viele in Untiefen, eine Art Wasserlöcher mit über sieben Fuß Tiefe, und ertranken. Panik brach aus. Der Angriff wurde eingestellt.
    »Bedenken Sie bitte«, sagte Abercrombie eindringlich, und man merkte, wie ihn das Geschehene noch erregte, »in fast einem Monat schaffen es Berufsoffiziere nicht, das Terrain für den Angriff zu erkunden und scheitern an einem kleinen, aber tückischen Wasserarm. Die Flotte lag über zwölf Stunden unter Beschuß und hatte starke Verluste, und wir mußten mit blutigen Nasen abziehen.«
    Nesbit wollte ergänzen, als drei Männer, die am Nebentisch Platz nehmen wollten, sich an sie wandten. Einer trug die Uniform eines hessischen Regiments. »Spricht hier jemand Deutsch?«
    David antwortete sofort auf Englisch: »Was sagten Sie bitte? Was können wir für Sie tun?«
    Der fragende Zivilist erwiderte, es sei ein Mißverständnis und setzte sich an den Nebentisch, der durch die kleine Zwischenwand hinter Davids Rücken von ihrem Tisch getrennt war.
    Nesbit fragte flüsternd: »Wollte er nicht deutsch sprechen?«
    David bejahte, sagte aber, er habe keine Lust, den Dolmetscher zu spielen, sondern wolle lieber mit ihnen plaudern.
    Nesbit berichtete von dem Desaster vor Fort Sullivan, das die Flotte eine Fregatte gekostet habe, aus seiner Sicht. Während er mit Abercrombie Erinnerungen austauschte, wo sie beide gewesen wären, hörte David Gesprächsfetzen von der Unterhaltung am Nebentisch, die zu seinem Erstaunen in deutscher Sprache geführt wurde.
    Eine tiefere Stimme sagte: »Die Information über die Mellish war Gold wert. Jones hat sie abgefangen, und die Uniformen

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