Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
Vom Netzwerk:
Unterschied zu dem damaligen Marsch durch Boston. Die Straßen waren voller Leben. Die Menschen waren freundlich zu den Soldaten und Matrosen, wie David immer wieder erfuhr, wenn er nach dem Weg fragte.
    Durch Seitenstraßen blickte er auf einige Viertel voller rauchgeschwärzter Ruinen. Auf Fragen erfuhr er, daß ein Drittel der Häuser durch einen großen Brand vernichtet worden wäre, nachdem Washington die Stadt geräumt hätte.
    Im Büro der Prisenagenten wurde David sehr zuvorkommend behandelt, nachdem man sich durch Rückfragen seiner Identität versichert hatte. Er konnte über ein Guthaben von mehr als siebenhundert Pfund verfügen, ein Vermögen für einen so jungen Mann. Prisengelder und Mietüberweisungen von seinem Hamburger Onkel hatten das Guthaben aufgefüllt.
    Aber New York sei ein teures Pflaster, belehrte ihn der Bürovorsteher, und man würde ihn gern beraten, wenn er etwas brauche. David bat zunächst nur um die Adresse eines Wirtshauses, wo er gemeinsam mit William essen könne, ohne die Verwunderung von Offizieren zu erregen. Ach ja, dann möge man ihm doch bitte noch einen guten und preiswerten Uniformschneider nennen.
    Auf der Straße sagte er William, daß sie zunächst in Ruhe essen wollten. Auf das Schiff mit seiner eintönigen Kost kämen sie noch früh genug. Sie fanden das Wirtshaus in einer Seitenstraße, unauffällig von außen und fast ausschließlich von Zivilisten bevölkert.
    Die beiden wurden freundlich bedient und erfreuten sich an einem delikaten Lammbraten mit frischen grünen Bohnen. William erwies sich wieder als angenehmer Tischpartner. Er respektierte Davids Rang und hatte ihm sehr herzlich zur Beförderung gratuliert, war aber nicht devot und unterwürfig.
    Er hatte eine sehr natürliche Art, sich seiner Umgebung anzupassen, und ging bereitwillig auf Davids Plauderei über ihre Erlebnisse an der afrikanischen Küste ein.
    Dann aber konnten sie die Meldung auf ihrem neuen Schiff nicht länger aufschieben. An den Werften des Hudson heuerte David eines der wartenden Hafenboote und ließ sich zur Albion hinauspullen.
    Die plumpen Umrisse eines Fünfzig-Kanonen-Schiffes, inzwischen veraltet und zu klein und schwach bewaffnet, um in der Linie zu kämpfen, waren David bekannt. Aber die Albion fiel durch ihren Anstrich auf. Sie wirkte fast wie eine Yacht.
    Der sonst schwarze Unterteil des Rumpfes ließ ein leuchtendes Blau erkennen, darüber war ein breiter hellgelber Streifen, der wiederum von einem schmalen blauen Band gekrönt wurde. Das Blau wurde häufig von Goldtönen unterbrochen, und die Galionsfigur war eine Komposition in Rot, Gold und Blau.
    Als David die Fallreeppforte erreichte, wurde er von einem Midshipman in Paradeuniform empfangen, wie David sie prächtiger noch nie gesehen hatte. Dieser führte ihn zum Wachoffizier, der David mit seinen makellos weißen Aufschlägen und Manschetten beeindruckte und seine Meldung entgegennahm.
    »Ich werde Sie zu seiner Lordschaft führen lassen«, verkündete der Wachhabende und winkte einen Captain's Servant heran.
    Wenn David annahm, er werde zur Kapitänskajüte geführt, so sah er sich getäuscht. Der Servant brachte ihn zur Kammer des Ersten Offiziers, die allerdings größer und luxuriöser war als sonst üblich.
    Ein junger, schlanker, schmalgesichtiger Leutnant gab sich auf seine Meldung hin als Lord Battesham, Erster Leutnant, zu erkennen und vertiefte sich in das Schreiben.
    »Eine zeitweilige Abordnung also«, lautete sein enttäuschter Kommentar. »Uns fehlen siebzig Mann an unserer Sollstärke. Wo kommen Sie jetzt her?«
    »Aus Kanada, Sir, vom Lake Champlain.«
    »Sie haben mich mit Mylord anzureden«, erfolgte die Zurechtweisung mit völlig unbeteiligter Stimme. Der Lord wartete, bis David mit »Aye, aye, Mylord« reagiert hatte.
    »Was immer Sie in der Wildnis getan haben mögen, Mr. Winter, Sie sind jetzt wieder in der zivilisierten Welt, und ich erwarte von Ihnen bis übermorgen ein tadelloses Aussehen. Ich erlaube mir den Hinweis, daß die jungen Gentlemen auf diesem Schiff Seidenstrümpfe und Schuhe mit Silberschnallen tragen, keine Imitationen. Haben Sie die Adresse eines Uniformschneiders? Nun gut, sagen Sie, daß Sie von der Albion sind. Die Kleinigkeiten regeln Sie mit dem Bootsmann. Sie können abtreten.«
    David grüßte, bestätigte »Aye, aye, Sir, Verzeihung, Mylord«, was ihm ein gelangweiltes Stirnrunzeln eintrug, und entfernte sich.
    Der Bootsmann nahm erfreut zur Kenntnis, daß er zeitweilig

Weitere Kostenlose Bücher