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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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an Bord kommen.
    David wurde von Mr. Grant zum Sekretär des Kapitäns beordert, damit er half, die Befehle in die Bordbücher zu übertragen, die Logbücher in Reinschrift zu schreiben und lange Listen zu kopieren. Er war gar nicht froh, daß ihm seine saubere Handschrift zu diesem Posten verholfen hatte.
    Eigentlich wollte er Mr. Morsey überreden, ihm die Aufsicht über die Arbeiten am Großmars zu übertragen. Da hätte er den schönen Blick auf die Stadt und die weite Bucht des Tejo genießen können. Nun saß er hier in der stickigen Kammer und kratzte mit der Feder über das Papier.
    Der Sekretär plauderte während der Arbeit: »Mr. Rutford, der Sondergesandte der Regierung, ist ein enger Verwandter von Lord Dartmouth, dem Leiter des Amerika-Departments. Man sagt, er habe bei der portugiesischen Regierung dafür geworben, jede private Unterstützung der Rebellen zu verhindern. Nun ja, Portugal ist uns freundlich gesonnen und hat auch andere Interessen als Frankreich. Aber die Franzosen, sie werden es erleben, junger Herr, werden in die Glut der Rebellion blasen, bis sie hell auflodert. Was England schwächt, stärkt Frankreich. Zum Teufel mit den Froschfressern!«
    David brauchte nicht viel zu sagen. Der Redestrom des Sekretärs schwoll an und ab, aber David interessierte nicht viel davon. Endlich hatte er seine Zeit abgedient und mußte an Deck zur Inspektion.
    Am Niedergang traf er Gilbert Marsh, der sich vor ihm aufbaute: »Na, wieder gedrückt vor ehrlicher Arbeit und sich lieb Kind gemacht?«
    »Laß mich in Ruhe«, knurrte ihn David an. »Sonst reden wir mal woanders über Ehrlichkeit.«
    Marsh stutzte erschreckt. Doch bevor die Wut in ihm hochstieg, hatte sich David abgewandt und war auf dem Weg zum Ersten Offizier. Der Sekretär hatte ihm noch eine Mitteilung an Mr. Grant aufgetragen.
    Als er sie ihm überbrachte, fiel dessen Blick unwillkürlich auf Marsh und blieb an ihm hängen, während er in Gedanken Davids Mitteilung in notwendige Befehle umsetzte. Marsh wurde es unbehaglich unter dem starren Blick. Jäh schoß in ihm die Angst hoch, ob David wohl schon den Ersten über sein Falschspiel informierte.
    Kapitän Brisbane war ungewöhnlich zufrieden mit der Musterung. Vielleicht trug dazu bei, daß er am Abend vorher beim Empfang des Botschafters eine anziehende Witwe kennengelernt hatte, die ihn heute nachmittag erwartete.
    Seine Gedanken eilten voraus und ließen alleMöglichkeiten Revue passieren, die einen Mann – nun ja, immerhin in den besten Jahren – erwarten konnten.
    Wie dem auch sei! Er war schneller als sonst fertig, leutseliger als sonst zu Offizieren und Deckoffizieren, wohlwollender zur Mannschaft und entließ alle mit freundlichen Worten zum Essen.
    Am frühen Nachmittag sahen sich Mr. Haddington und seine vier jungen Trabanten in der Alfama um, der Altstadt, deren Ursprünge bis in die Zeit der Westgoten reichten. Die kleinen Gassen waren so eng und verwinkelt, daß sie zunächst in die allgemeine Richtung hügelaufwärts gingen, um die Orientierung nicht zu verlieren.
    Es duftete nach Knoblauch und unbekannten Gewürzen. Wäsche hing zum Trocknen von einer Seite der Gasse zur anderen, und aus den Fenstern folgten ihnen neugierige Blicke. In kleinen Läden gab es Tand und Schund, aber auch erstaunlich preiswerte kleine Kostbarkeiten.
    Für seine Tante kaufte David ein kunstvoll gehäkeltes Umhängetuch, für den Onkel einen Brieföffner mit silbergetriebenem Griff, für Julie eine Kette mit einem dunkelblauen Stein als Anhänger und für Cousin Henry einen kleinen Elefanten aus Ebenholz mit erhobenem Rüssel. Für sich selbst fand er ein buntes Halstuch und ein Hemd.
    Auch die anderen wühlten und suchten, handelten und kauften und trugen ihre ›Schätze‹ in kleinen Jutebeuteln mit sich. In der Rua de Sao Pedro legten sie in einer kleinen Schenke eine Pause ein, aber Haddington bestand darauf, daß sie nicht Wein, sondern einen gekühlten Orangensaft tranken.
    Schließlich hatten sie den Berg mit dem Kastell de Sao Jorge, der früheren Königsresidenz, erreicht. Es war zum Teil verfallen, und die Kanonen und Mörser an der Brüstung erweckten auch nicht den gepflegtesten Eindruck.
    Aber der Blick auf Stadt, Hafen und Umgebung nahm sie gefangen.
    Zuerst machten sie sich auf Schiffe aufmerksam, die von hier oben wie Modelle aussahen, dann wiesen sie auf eindrucksvolle Gebäude hin, und schließlich suchten sie in dem Gewirr der Altstadtgassen den Weg, der sie hier

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