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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Töchter aus vornehmen Hause nicht von Dienstmädchen oder gar von Dockschwalben unterscheiden? Lernt endlich, wann ihr die feinen Herren spielen müßt, wenn ihr es schon nicht seid.«
    Etwas gezähmt wanderte die Gruppe nach Belem zurück. Es war Zeit, in einem Gasthaus eine kräftigere Mahlzeit zu sich zu nehmen, und Haddington konnte auch ein weiteres Glas Port nicht abschlagen.
    Vom Laufen hatten sie nun genug. Fröhlich angetütert beschlossen sie, sich ihrem Element anzuvertrauen und mieteten in der Nähe des Turmes ein kleines Flußboot mit einem stämmigen, freundlich mit schwarzen Stummelzähnen grinsenden Fischer.
    »Alle Mann an Bord!« befahl Charles, und sie setzten sich, wo sie Platz fanden.
    Der Tejo strömte braun mit etwa vier Meilen pro Stunde dem Meer entgegen. Das Boot kam mit leichtem Wind nur langsam dagegen an. Ein prächtiges portugiesisches Linienschiff, ein 74er, glitt dem Meer entgegen. Frachtkähne mit dickem Bug und lustigen Farben belebten den Fluß.
    Als sie sich dem Hafen näherten, passierten sie einen portugiesischen Ostindienfahrer, der von Hafenbooten umschwärmt war. In einem saßen lustig schnatternde Indonesierinnen, Zofen und Dienstmädchen, die ihren Herrschaften an Bord folgten.
    Matthew Palmer war in glänzender Laune, sprang auf, schwenkte seinen Hut, rief und lachte. Sicher stand er schon lange nicht mehr auf den Beinen, und als ein Windstoß das Boot stärker überlegte, platschte er der Länge nach ins Wasser.
    Das Boot mit den Indonesierinnen wäre fast gekentert, so überwältigend war das Gelächter.
    »Segel herunter!« schrie Charles David zu, sprang zum Steuer, riß es herum und ließ das Boot von der Strömung zu der Stelle treiben, wo Matthew planschend und prustend auftauchte. Er ergriff ihn am Kragen und hievte ihn mit Hilfe der anderen vorsichtig hinein.
    Matthew spuckte Wasser, schnappte nach Luft und rief nach seinem Hut, der ein Stück entfernt flußabwärts in der Strömung trieb. Auch dieser Havarist wurde geborgen, und nach einem tüchtigen Donnerwetter lehnte Haddington es ab, mit dieser nassen Katze an Bord zu gehen.
    »Erst müssen die Plünnen getrocknet werden!«
    Der Fischer empfahl radebrechend Cairns Hotel, wo die Kleider gegen ein gutes Trinkgeld trockengebügelt wurden, während die jungen Herren – Matthew in Kellnerjacke und Hose – ihr Abendbrot zu sich nahmen. Es war köstlich und kostete wenig. Der Port wurde jetzt als Medizin angesehen.
    »Ihr entwickelt euch noch zu richtigen Saufbolden, ihr jungen Dachse«, tadelte Haddington halb ernst, halb belustigt. »Auf See werden wir euch schon wieder trockenlegen.«
    Um vier Glasen der ersten Wache gelangten sie dann in leidlichem Zustand an Bord. Auch David hatte den schönen Tag genossen und war von seinen sehnsüchtigen Gedanken an Susan abgelenkt worden.
    Am nächsten Tag war für David und seine Freunde nicht an Landgang zu denken. Der Zahlmeister hatte bei seinen Kontrollen festgestellt, daß das Wasser in einem Drittel der Fässer faulig war.
    Der Erste Offizier tobte: »Da haben die Faulenzer die Fässer doch nicht richtig ausgescheuert!«
    Und nun ging es los! Die Fässer wurden mühsam an Deck gehievt, entleert, geschwefelt, geschrubbt und zur Inspektion aufgestellt.
    Mr. Rodger, der Bootsmann, befehligte das Kommando, das mit Barkasse und Kutter am Südufer in der Nähe von Almada an einer Felsenküste Wasser nehmen sollte.
    »Aber daß die Fässer vorher noch ordentlich gespült werden!« mahnte Mr. Grant.
    David und Nesbit Greg waren der Barkasse zugeteilt, Palmer und Simmons dem Kutter. Auch andere Schiffe und Beiboote lagen an der Wasserstelle, und es dauerte eine Weile, bis sie die langen, schweren Leinenschläuche übernehmen und ihre Fässer spülen und füllen konnten. Der Rückweg gegen Wind und Strömung war mühselig. Das Essen an Bord war inzwischen kalt, und dann mußten die Fässer verstaut werden, ehe alles wieder tipptopp aufgeklart werden konnte.
    »Ja, für seine Sünden muß man büßen«, frozzelte Haddington am Abend im Cockpit, als die jungen Servants etwas abgeschlafft hineinstolperten.
    Am nächsten Morgen waren sie wieder gestärkt, und auch Matthew hatte keine Kopfschmerzen mehr. Was noch gesäubert und geputzt werden konnte, wurde überholt, denn um elf Uhr wollte der Kapitän das Schiff inspizieren.
    War alles in tipptopp, dann winkte Landgang bis Mitternacht. Am nächsten Nachmittag sollte dann der Sondergesandte der Regierung kurz vor dem Auslaufen

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