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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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heraufgeführt hatte. Ein vergebliches Unterfangen! In der Alfama fand man sich sicher erst nach Jahren zurecht.
    Auf ihrem Weg abwärts hielten sie am Largo de Santa Luzia inne, um erneut den Ausblick zu genießen und sich zu orientieren. Über die Treppenstufen und das Kopfsteinpflaster der kleinen Gassen gelangten sie schließlich zur Rua da Regueira mit ihren vielen Kneipen und Restaurants.
    In einem, das am Eingang in englischer Sprache Gäste anlockte, sahen sie Mr. Morsey mit den beiden Leutnants der Seesoldaten. Sie winkten, und die fünf jungen Herren gönnten ihren müden Füßen nach dem ungewohnten Fußmarsch Erholung.
    Der Wirt der Adega sprach ein kehliges und holpriges, aber verständliches Englisch, und sie einigten sich auf ein umfangreiches Abendessen. Es begann mit einer caldeirada, einer Fischsuppe, die selbst das Mißtrauen der Seeleute gegen Fischgerichte besiegte und ausgezeichnet schmeckte. Spanferkel folgte mit köstlich frischem knusprigem Brot, und dann mußten sie eine Pause einlegen und dem Wein zusprechen.
    »Ist das eine Wohltat nach dem Fraß in der Messe«, stöhnte Mr. Barnes, Erster Leutnant der Seesoldaten, voller Wonne.
    »Was sollen wir erst vom Cockpit sagen?« fragte Mr. Haddington.
    Mr. Morsey spottete, daß die jungen Herren heutzutage sehr verwöhnt seien. Früher sei im Cockpit eine gebratene Ratte als Delikatesse angesehen worden. Mit Gelächter gingen die Scherze hin und her, und den Gästen wurde immer wärmer.
    Der Wirt brachte Kerzen, da die Nacht hereinbrach, und eine Platte mit köstlichem Hummerfleisch, würziger Soße und frischem Weißbrot.
    »Da muß man sich ja opfern und mitessen, ehe die jungen Haifische alles verschlingen«, ulkte Mr. Barnes und langte kräftig zu.
    Ohne das Essen zu vernachlässigen, erzählte er von seiner Dienstzeit in Westindien. Er schwärmte von Jamaica. Der Hummer sei dort noch besser, der Wein natürlich teurer und nicht so gut, aber die Mulattinnen!
    David und die drei anderen Servants kriegten große Augen und vergaßen das Essen.
    »Irving, verderben Sie nicht unsere Küken hier. Die glauben Ihnen noch Ihre Weibergeschichten und vergessen den Hummer«, stoppte ihn Mr. Morsey und lenkte das Gespräch in andere Bahnen.
    Mr. Bates, der Dritte Leutnant, und Mr. Morrison stießen zu der Gruppe und fragten nach Mr. Grant, der auch hier in der Nähe essen wollte. Mr. Marsh und zwei andere Midshipmen schauten kurz zur Tür herein, gingen aber weiter, als sie die fröhliche Runde sahen.
    Die Neuankömmlinge waren gerade bei der Fischsuppe, als den anderen eine Süßspeise serviert wurde. Matthew Palmer lockerte ungeniert seinen Hosengurt und stopfte in sich hinein. David geriet in eine melancholische Stimmung. Susan war so weit weg. Sie saßen hier und waren lustig, und Richard Baffin, der so früh gefallen war … Und was würde seine Mutter jetzt zu ihm sagen? Und sein Vater?
    David schreckte hoch. Da hatte doch jemand seinen Namen gerufen. Ein junger Portugiese stand in der Tür: »Mista Winta?«
    Der meint mich, dachte David, hob den Arm und rief: »Hier bin ich!«
    »Mista Winta, bitte Leutnant Grant kurzen Augenblick, schnell kommen. Gleich zurück. Nur um Ecke«, radebrechte der Portugiese.
    David stand auf, gab Matthew den Beutel mit den Einkäufen und sagte: »Bin gleich zurück!« Er folgte dem Portugiesen, ehe die anderen viel mitkriegten.
    Mr. Morsey sah auf: »Grant ist in der Nähe? Da hätte er doch mit uns essen können. Ich sehe mal hinaus. Ein wenig frische Luft tut mir gut.«
    Nach der heißen, würzigen Luft in der Adega wurde David in der Nachtluft etwas schwindlig. Er riß sich zusammen und eilte dem Portugiesen nach, der schon einige Schritte voraus war.
    »Nicht so schnell! Wohin?« wollte er sich verständlich machen, aber der Portugiese winkte und bog in einen dunklen Seitengang ein.
    David war kaum vier Schritte in der kleinen Gasse, da sprangen drei Gestalten mit Knüppeln auf ihn zu. Ein Hieb auf die linke Schulter ließ ihn fast in die Knie gehen. Er stolperte, und das war sein Glück, denn die anderen Hiebe verfehlten ihn, und als er gegen einen der Angreifer stieß, fand er Halt, schrie seine Angst in zwei lauten Hilferufen hinaus und zog seinen kleinen Zierdegen.
    Die Angreifer schienen Flüche auszustoßen. Ein Hieb traf seinen Rücken, und wieder preßten Schmerz und Angst einen Hilfeschrei heraus, während er mit dem Degen um sich stieß. Ein Hieb auf den Hinterkopf ließ ihn taumeln. In der Drehung

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