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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Klüsen dichtsetzen.«
    Mr. Grant erhielt Befehl, daß sofort eine warme Mahlzeit vorbereitet werden sollte, während das Schiff sturmklar gemacht wurde. »Sie werden einige Zeit nichts Warmes mehr bekommen! Danach alle Feuer löschen. Wir wollen mit gerefftem Großmarssegel, Fock mit aufgefierten Schoten und Vorstengestagsegel vor dem Wind laufen. Lassen Sie alles vorbereiten und eine starke Trosse bereitlegen.«
    Fieberhaft arbeiteten alle Mann, um für den Sturm gewappnet zu sein. Oberbramsegel und Außenklüver wurden zuerst festgezurrt. Der Bootsmann und seine Maaten trieben die Matrosen an die Wanten.
    »Alle Mann klar zum Segelbergen! Ein Reff in die Marssegel. Enter auf!«
    Dann ging es an die Luv-Marsbrassen, die Oberbramrahen wurden an Deck gefiert, der Klüver eingeholt.
    Mr. Grant ließ ein zweites Reff in die Marssegel stecken, die Bramsegel einholen, ein Reff in den Besan stecken, und die Mannschaft arbeitete sich bei auffrischendem Wind durch die oft geübten Manöver, bis auch die Bramstengen an Deck und fest gesichert waren.
    Dann wurde die Freiwache zum Essen geschickt, während die Wache die Untersegel einholte. Danach ging die Wache essen, und die Freiwache setzte Reservebrassen, schloß alle Luken bis auf eine hinter dem Großmast und zog die Strecktaue an Deck, an denen sich die Mannschaft im Sturm festhalten konnte.
    Es war hell geworden bei all der fieberhaften Arbeit. Ein fahles Licht zeigte das Gebirge der Sturmwolken im Nordosten, das rasch heranzog. Das Schiff stampfte stärker, seit die oberen Mastteile eingeholt waren und der Schwerpunkt tiefer lag.
    Batterieoffiziere und der Stückmeister überwachten die doppelte Verzurrung aller Geschütze. Die Kanonenkugeln wurden aus den Racks in die Kugelkästen verstaut. Der Zahlmeister ließ Proviant und Wasserfässer doppelt und dreifach sichern.
    »Gott, steh uns bei«, sagte der Master. »Wir haben getan, was wir konnten.«
    Der Sturm kam wie ein Faustschlag, zu dem das Auffrischen des Windes eine mäßige Ouvertüre gewesen war. Er trieb den Gischt vor sich her, so daß Meer und Himmel ineinander übergingen. Vier Mann standen am Ruder und konnten es kaum halten. Der Kapitän und der Master, im Ölzeug nur an der Körpergröße zu unterscheiden, hatten sich festgebunden. Dem ersten Faustschlag folgten weitere. Die Wanten pfiffen und jammerten. Die Masten klangen wie ein gespannter Bogen.
    Unter Deck war die Hölle. Die Mannschaft klammerte sich an alles, was fest war, um nicht umhergeschleudert zu werden. Wassergüsse drangen durch undichte Luken und Planken. Eine Seekiste riß sich los und schlug einem Mann den Schenkel blutig, ehe sie mit Hängematten und Tauen gebändigt werden konnte.
    Einige mußten sich übergeben, und Zuber schwappten ihren Inhalt übers Zwischendeck. Andere schrien vor Angst und Verzweiflung, bis sie – oft genug mit Schlägen – zum Schweigen gebracht wurden. Wer wußte in dem Dunkel noch, welche Zeit es war? Die Bootsmannsmaate riefen Männer an die Pumpen, und deren ›Klick-Klack‹ sollte die nächsten Tage ihr Begleiter sein.
    »Wir können das Schiff nicht im Ruder halten, Sir, es giert bei dem backigen Wind zu sehr! Wir müssen die Trosse achtern ausbringen!« brüllte der Master zum Kapitän.
    Der nickte und schrie Befehle. Ein paar Mann der Wache, die sich hinter Masten und Aufbauten geschützt hatten, so gut es ging, zogen sich an den Strecktauen heran. Von Zeit zu Zeit riß eine Welle ihnen die Beine weg, und sie hingen waagerecht, beide Arme fest am Tau verklammert.
    Schließlich hatten sie die bereitgelegte Trosse erreicht und ließen sie Yard um Yard achteraus in die See gleiten. Etwa fünfzig Yard Trosse hingen hinter dem Schiff. Die Wellen brachen sich jetzt früher, und das Heck schwang nicht mehr so stark herum.
    Alle halbe Stunde wechselten die Rudergänger. Alle Stunde taumelte die Wache nach unten, und neue Männer duckten sich gegen Wind und See.
    Unter Deck gab es keine Erholung. Die nassen Sachen trockneten nicht. Sie feuchteten im Gegenteil alles an. Zwieback wurde verteilt und mit schalem Bier heruntergespült. Einige stemmten sich mit den Füßen gegen Balken und Planken und dösten vor sich hin.
    In dem unaufhörlichen Krachen, mit dem die Wellen gegen den Rumpf schlugen, in dem Knarren und Stöhnen der Deckbalken, Kniestücke und Planken krochen die Stunden dahin. David stützte den jungen Andrew, der sich immer wieder übergab.
    An Deck wurde es noch dunkler. Die Nacht kündigte sich

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