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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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ersetzten verbrauchtes Tauwerk, die Zimmerleute besserten die Schäden aus, und die Shannon wurde wieder seetüchtig.
    Sie verholten zum Arsenal, nahmen Geschütze, Pulver und Kugeln an Bord, und dann folgte in unzähligen Fässern und Kisten der Proviant. Die Mannschaft schleppte und packte, die Seesoldaten standen Wache, und der Zahlmeister hatte seine Augen überall, damit nichts verschwand.
    Den Klagen Mr. Grants über seinen Ärger mit der Werft hatte Kapitän Brisbane nur mit halbem Ohr zugehört. »Ja, ich weiß. Sie hatten eine harte Zeit. Aber wir sind kampfkräftiger als zuvor. Wir haben den Rumpf mit Kupferplatten verkleidet. Das schützt uns in südlichen Gewässern vor dem Teredo-Wurm, hindert den Bewuchs und macht uns schneller. Unsere Kanonen wurden mit Steinschlössern ausgerüstet, und zusammen mit den neuen Zündröhren und den Flanellkartuschen wird uns das eine höhere Feuergeschwindigkeit erlauben. Ja, ja«, nahm er Grants Einwände vorweg, »manche Kapitäne und Offiziere halten diese neue Einrichtung für unzuverlässig. Das ist dummes Zeug! Ordentlich gewartet sind die Steinschlösser absolut sicher. Und wir haben die Lunten ja noch in Reserve. Nun aber zu anderen Sachen!«
    Der Kapitän gab Grant eine Liste mit Deckoffizieren, die im Zuge der Flottenaufrüstung an andere Schiffe abgegeben werden mußten. Er erbat Vorschläge, wer neu in die freiwerdenden Stellen zu befördern sei. Der Hafenadmiral habe dreißig Mann Zugang versprochen, die meisten davon Seeleute. Die Wach- und Musterrolle sei zu ergänzen. Auslauftermin sei in vier Tagen.
    Das waren noch einmal hektische Tage. Erprobte Deckoffiziere gingen von Bord. Neue Mannschaften kamen, mußten untersucht, eingekleidet, eingeteilt und eingewiesen werden. Morrison hatte sein Leutnantspatent auf einer Sloop erhalten, und Haddington war jetzt Senior im Cockpit. An Davids Fersen heftete sich ein neuer Servant, ein zwölfjähriges flinkes Kerlchen, Andrew Harland.
    Der Kapitän bekam die versiegelten Befehle der Admiralität, versammelte seine Offiziere, und am nächsten Morgen war divisionsweise Appell. Kapitän Brisbane gab bekannt, daß sie zur Nordamerika-Station abkommandiert seien, erwartete, daß jeder seine Pflicht tue und ließ den König hochleben. Die Rufe waren kaum verhallt, da wurden alle auf ihre Posten befohlen, und es ging ankerauf.
    »Haben die's wieder eilig«, stöhnte ein Seemann, dem der Kopf noch vom Landgang schwer war.
    David starrte enttäuscht achteraus. Er hatte an Susan geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Ob sie noch nicht in London war?
    Die Fahrt durch den Kanal und westlich an Irland vorbei in den Atlantik brachte David nichts Neues. Geschütz- und Segeldrill, Übungen mit Säbeln und Musketen waren ihm nun schon vertraut. Die neuen Steinschlösser überzeugten allmählich auch die Zweifler.
    Als die Forderung des Kapitäns erreicht wurde: »Drei Salven in fünf Minuten«, gab es eine Extraration Grog, und alle waren zufrieden.
    Auch im Cockpit, der Seekadettenmesse, war es für David jetzt angenehmer. Gilbert Marsh, der Störenfried, fehlte. Er hatte eine Reihe guter Freunde, und Haddington regierte im Cockpit humorvoll und gerecht.
    Zwei Wochen waren ihnen Wind und Wetter gnädig. Sie hatten gute Fahrt gemacht und waren etwa auf dem dreißigsten Längengrad. Um sieben Glas der Morgenwache ließ der wachhabende Offizier den Master rufen.
    »Mr. Hope, der Wind ist in der letzten Stunde ganz erheblich aufgefrischt, und sehen Sie bitte das Barometer an. Es fällt so, daß man glaubt, es wolle nicht mehr zum Stillstand kommen.«
    Der Master brummelte, sah die Eintragungen auf der Tafel am Ruder durch, schnupperte in den Wind, versuchte die Dämmerung mit seinen Augen zu durchdringen und sagte: »Ich wette die Grogration eines Monats, daß wir einen Sturm kriegen, wie ihn noch nicht viele auf dem Schiff erlebt haben. Ich gehe selbst zum Kapitän. Seien Sie vorbereitet, daß wir sturmklar machen.«
    In fünf Minuten war Kapitän Brisbane an Deck und ging mit dem Master noch einmal alle Beobachtungen durch. »Also gut! Der Wind weht aus Ost-Nord-Ost. Wir haben Seeraum und können vor ihm herlaufen. Wenn er dreht, vielleicht sogar auf West zu Nord, müssen wir halsen und beiliegen.« Er wandte sich an den Wachhabenden: »Lassen Sie die Besatzung wecken. Die Hängematten bleiben natürlich unter Deck. Bitte lassen Sie Mr. Grant rufen. Ihre Wache kann schon die Boote festzurren, die Ankerketten ausschäkeln und die

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