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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Besteuerung für die Kolonien mit Vetorecht des Königs, aber Regelungen für den Handel durch das Parlament! Und genau das gleiche hat William Pitt, Graf von Chatham, im Oberhaus gesagt. Hier habe ich die Gazette. Hören Sie seine Worte: ›Laßt denn diesen Unterschied auf immer vereinbart bleiben: Ihnen kommt Besteuerung zu, uns Handelsanordnungen. Als ein Amerikaner wollte ich England sein Oberrecht zuerkennen, den Handel und die Schiffahrt anzuordnen. Als ein Engländer von Geburt und Denkungsart spreche ich den Amerikanern ihr höchstes, unveräußerliches Recht zu ihrem Eigentum zu, ein Recht, welches sie befugt sind, bis aufs äußerste zu verteidigen.‹ Das sind die Worte eines wahren Staatsmannes! Und hat nicht vor wenigen Wochen Mr. Burke im Unterhaus ähnliche Gedanken vertreten? Aber Sie werden sehen, meine Herren, Lord North und die halsstarrigen Tories werden Amerika in den offenen Aufstand treiben und unser eigenes Land spalten.«
    So wurde David in das alles beherrschende Thema dieser Monate eingeführt und erfuhr von dem Zwiespalt, der das Land zu zerreißen drohte. Vollends verunsicherte ihn, daß bekannte Admirale es abgelehnt hatten, ein Kommando gegen die Kolonisten zu übernehmen.
    »Ich kann dir auch nicht raten, mein lieber Junge«, sagte der Onkel am letzten Abend. »Du weißt, daß ich die Politik der Regierung in den meisten Punkten für dumm und falsch halte. Aber ich bin nicht blind für die Auswüchse des Pöbels in den Kolonien. Du bist im Dienst des Königs und mußt den Befehlen gehorchen, aber nur Befehlen, die mit der Ehre eines Gentlemans vereinbar sind. Deine Ehre mußt du bewahren, auch wenn du in Ungnade fallen solltest.«
    Der Abschied war schwerer als damals. Jeder wußte, wie kurz der Urlaub war und wie hart und brutal das Schicksal sein konnte, das Davids harrte. Öfter und inniger als sonst wurde im Hause der Barwells gebetet, und als sie David zur Postkutsche brachten, gingen sie vorher in die Kirche. Das Bemühen, sich vom Schmerz nicht fortreißen zu lassen, ließ die letzten Sätze hölzern und steif werden, die Umarmungen innig und doch verkrampft.
    Dann holperte die Kutsche los. Als die Räder die hölzerne Brücke am Mill Pond signalisierten, atmete David tief durch. Auf ihn warteten ja auch lieb gewordene Pflichten und Kameraden, die zueinander standen.
    Ich will und ich werde es schaffen! dachte er mit neuem Mut.
    Als sich David auf der Werft von Sheerness an Bord zurückmeldete, fand er einen entnervten Mr. Grant vor. Der Kapitän war nach einer Woche zur Admiralität gefahren und schloß einen kurzen Urlaub an. Alles lastete auf den Schultern des Ersten Offiziers, der mit der Restbesatzung versuchte, die Werftarbeiter zu größter Sorgfalt und Eile zu bewegen.
    Die Shannon sah wie gerupft aus. Pulver und Munition waren sowieso im Arsenal gelagert. Aber auch die Geschütze und die oberen Stengen waren entfernt worden.
    »Sie haben den Rumpf gekupfert und dabei einige morsche Planken entdeckt. Dieses Gehämmer und Gesäge macht mich noch wahnsinnig. Und für jedes Tau und jedes Stück Segeltuch, das wir brauchen, muß ich den Dockbeamten schön tun und ihnen hier und da etwas zustecken. Sie sind mir sehr willkommen, Mr. Winter, Sie können den Bootsmann bei seiner Aufstellung unterstützen, welche Reparaturen im stehenden und laufenden Gut notwendig sind.«
    Bootsmann und Segelmacher kletterten mit David vom Kabelgatt bis zu den Masten und prüften jedes Tau. David notierte auf der Schiefertafel und übertrug dann alles säuberlich auf lange Listen. Die Werftbeamten fielen bald in Ohnmacht, als Mr. Grant mit seinen Deckoffizieren und der Liste anrückte.
    Die Shannon sei nicht das einzige Schiff, das seeklar werden solle, die teuren Materialien lägen nicht auf der Straße herum. Andere Schiffe pflegten ihre Ausrüstung besser.
    Mr. Grant argumentierte und handelte und geriet schließlich in Wut. Die Shannon sei im Kampf gewesen, und die Kugeln der Piraten hätten nicht nur Menschen zerfetzt, sondern auch die Takelage. Wer nur hinter dem Ofen sitze, brauche keine neuen Schuhe. Wer aber im Dienst des Königs Leib und Leben einsetze, habe ein Recht auf ordentliche Ausrüstung.
    Das half etwas, aber nicht viel.
    Erst als Kapitän Brisbane mit den Befehlen der Admiralität und der Marineverwaltung zurückkehrte, die der Shannon höchste Priorität gaben, war eine Besserung erkennbar. Die Masthulk mit ihren großen Kränen brachte neue Stengen. Die Seilmacher

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