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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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ihm mit altem Drillichzeug ausgeholfen, das er in sein Bündel fürs Vorschiff schnürte.
    Charles Haddington sagte: »Laß dich nicht unterkriegen, David! Hoffentlich kommst du bald zu uns zurück.«
    Mr. Morsey hatte ihm Mut zugesprochen. Aber was nutzte das alles jetzt, da die anderen oben auf dem Achterdeck standen in ihren schönen Uniformen und er hier unten in der Menge, aus der einige höhnisch und schadenfroh grienten, während die meisten verlegen zur Seite sahen.
    David wurde der Backschaft von William Hansen, seinem Bekannten aus Dithmarschen, zugeteilt.
    Als der ihn zunächst aus alter Gewohnheit mit ›Sie‹ und ›Sir‹ anredete, fiel ihm ein alter Fahrensmann aus Halifax ins Wort: »Damit hör man auf. Der ist jetzt auch nichts Besseres als wir. Oder willst du vorbeugen und dich anschmieren, falls er wieder einer von den jungen Paradefatzken wird?«
    »Schon gut«, sagte David, »William hat sich nur versprochen. Ich heiße David«, und er reichte dem Kanadier die Hand, die dieser verdutzt ergriff. »Nun zeigt mir, wo ich meine Hängematte zurren und mein Bündel verstauen kann. Im Anfang werde ich noch nicht alles richtig hinkriegen, aber ich gebe mir Mühe. Bitte helft mir!«
    »Quatsch nicht wie ein Advokat«, brummte ein bulliger Vollmatrose. »Hock dich hin. In einer halben Stunde beginnt unsere Wache. Dann wirst du schon sehen, wie uns deine ehemaligen Kameraden scheuchen.«
    In ihrer Wache mußten sie nicht nur die Vormarsstenge ersetzen, die Rahen und das Rigg neu anschlagen, nein, auch die Vorbramstenge war wieder anzubringen. Das war nicht mehr das lustige Umherspringen in den Wanten mit Matthew und Harry. Das war harte Knochenarbeit trotz aller Taljen, wiedie Flaschenzüge hießen, mit denen sie die Stengen hochzogen.
    Einmal wäre David abgerutscht und vielleicht gestürzt, wenn ihn der Kanadier nicht am Hosenbund gehalten hätte. Selten hatte David ein Ende der Wache so herbeigesehnt.
    Schließlich saßen die sechs Mann der Backschaft zusammen am Tisch, der zwischen die Geschütze herabgelassen war. Der Backschafter hatte die Brot- und Käsestücke eingeteilt und durfte erst als letzter zulangen, damit er sich Mühe gab, alle Teile gleich groß zu machen. Dann war noch etwas Hafermehl übrig und das dünne schale Bier.
    »Morgen geht David mit dem Küchendienst mit, damit er lernt, sich zurechtzufinden«, ordnete William an.
    Nun war es schon wieder so weit, die Erste Wache von zwanzig bis vierundzwanzig Uhr zu gehen. Solange noch Tageslicht war, mußten sie die Geschütze reinigen und die Lager neu einfetten. Dann verminderten sie die Besegelung für die Nacht, denn man mußte noch mit einzelnen Sturmböen rechnen.
    In der verbleibenden Stunde schützte sich David mit den anderen hinter Beibooten und Aufbauten gegen den kühlen Wind, so gut es ging. David verkrampfte sich der Leib, und er meldete sich ab, um zu den ›Decksgärten‹ zu gehen, den ›Toiletten‹, hölzernen Bänken mit Löchern am Fuß des Bugspriets. Aus alter Gewohnheit kauerte er sich auf der Seite hin, die den Deckoffizieren und Midshipmen vorbehalten war.
    Dick Stradley, ein neu ernannter Bootsmannsmaat, bullig, wichtigtuerisch, tauchte aus dem Halbdunkel auf: »Scher dich auf die andere Seite, du Kakerlake, sonst mache ich dir Beine!«
    Rot vor Scham und Wut kniff David die Backen zusammen und verzog sich auf die andere Seite. Mr. Stradley übersah ihn bei seiner geräuschvollen Verrichtung. David verkrampfte sich der Leib vor lauter Wut.
    Morgens vor vier Uhr riß sie die Pfeife des Bootsmanns aus dem Schlaf. Als David nicht gleich aus der Hängematte sprang, klatschte das Tauende eines Bootsmannsmaaten gegen seine Matte. »Raus, ihr faulen Hurensöhne!«
    David zog die Oberkleidung an, schnürte die Hängematte zusammen und brachte sie mit den anderen in die Finknetze. Die Kälte biß in seine nackten Füße, denn der Verlust seines Ranges zwang ihn, auf Schuhe und Strümpfe zu verzichten.
    Die waren jetzt nicht zu gebrauchen, wo einige schon den Sand an Deck ausstreuten, während andere die ›holystones‹ holten, die großen Scheuersteine aus bimsähnlichem Stein, mit Ringen an beiden Seiten. Ein Tau wurde durchgezogen, und dann wurden sie rhythmisch an Deck hin- und herbewegt, um Schmutz und Splitter abzuschleifen.
    »Hier, David, nimm eine ›Bibel‹ und schleif das Deck in den Ecken und um die Lafetten ab, wo wir mit den ›holystones‹ nicht hinlangen«, stieß ihn William an. »Schnell, hier kannst

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