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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Mann, ein grimmig blickender Schmied, zu sehr auf.
    Die Nacht so in der Nähe des Landes war ungewohnt. Mehrmals schreckte David auf, wenn Hunde bellten und Kühe muhten. Die Posten an Deck rissen ihre Musketen hoch, aber dann waren es wieder nur Katzen, die sich um Essensreste stritten.
    Am Morgen segelte nur ein neuer Freiwilliger mit ihnen, aber drei weitere hatten sich fest verpflichtet, nach Somers Cove zu kommen. Haddington, der der Ortskenntnis des Lotsen inzwischen vertraute, hatte immer wieder etwas in den Karten nachzutragen und ließ auch hin und wieder zur Kontrolle loten.
    In einem kleinen Ort gegenüber der Deal Insel, den sie am Vormittag anliefen, konnten sie nicht lange bleiben, denn vor dem Abend wollten sie noch Whitehaven erreichen. Aber zwei Freiwillige, Brot und Wurst nahmen sie dankend mit.
    In der Monic Bay überfiel sie plötzlich eine Sturmbö. Hätte Haddington nicht bemerkt, wie sich die See im Norden kräuselte und verfärbte, und sofort seine Befehle gebrüllt, wer weiß, ob sie nicht in Schwierigkeiten geraten wären.
    So aber erreichten sie sicher die Mündung des Wicomico River und tasteten sich langsam flußaufwärts. Haddington hatte die Geschütze schußklar machen lassen, aber Mr. Kilby beruhigte ihn. Hier sei nicht mit Rebellen zu rechnen.
    Whitehaven war etwa so groß wie Somers Cove. Der Empfang war wieder herzlich. Mr. Morsey und Mr. Kilby konnten ihre Aufrufe in einer Art Stadthaus übermitteln, in der nachher auch ein Essen für die Offiziere und Maate gegeben wurde, während die Mannschaft sich wieder an dem erfreute, was zum Ufer gebracht wurde.
    Die Freiwilligen waren glücklich über ihren Entschluß, denn sie glaubten, so müsse das nun weitergehen.
    David wanderte in der warmen Augustnacht noch ein paar Schritte durch die wenigen Straßen des Ortes. Ein Gebäude erregte sein Interesse. ›School‹ zeigte ein Holzschild über der Tür.
    Ein dunkelhaariger, großer Mann lud ein: »Schauen Sie sich nur um, Sir. Whitehaven tut etwas für seine Kinder.«
    Mehr um den guten Willen zu zeigen als aus wirklichem Interesse blickte David in das Klassenzimmer mit den Holzbänken und der Schiefertafel. Plötzlich traf ein Schlag seinen Hinterkopf, und er sank bewußtlos zusammen.
    Als er wieder zu sich kam, lag er in einer Küche, die vom Herdfeuer und einer Öllampe erhellt wurde. Die Fenster waren zugezogen. Arme und Beine waren ihm gefesselt worden, ein Knebel steckte in seinem Mund.
    Eine Frauenstimme jammerte: »Was hast du nur getan, Neil? Bist du von Sinnen? Du wirst uns alle ins Unglück stürzen!«
    Eine Männerstimme erwiderte: »Halt den Mund, Weib! Dies ist ein Offizier der Engländer, und ich habe ihn gefangen. Ich bringe ihn zu den Patrioten nach Hebron. Dann werden sie sehen, daß ich mehr kann, als nur die Proklamationen von John Adams verteilen. Ich will Mitglied in ihrem Befreiungskomitee werden. Dann kann ich es den Spießern und Speichelleckern des Königs hier zeigen, die immer über den armen Schulmeister spotten.«
    Die Frauenstimme zeterte weiter, aber der Mann ließ sich nicht beirren. Er und sein etwa zehnjähriger Sohn packten David, luden ihn auf einen Ochsenkarren, und der Lehrer lenkte den Karren auf die nach Norden führende Landstraße.
    An Bord der Cerberus fehlte David zu Beginn der Hundewache. Haddington war mehr verärgert als beunruhigt.
    »Dem steigt das gute Leben zu Kopf! Da wird er eine Woche lang an Bord die Wache übernehmen, wenn wir an Land feiern.«
    Als David am Morgen immer noch nicht auftauchte, alarmierte Haddington den Bürgermeister. Einwohner und Seeleute suchten alle Straßen, Häuser und Scheunen ab. Keine Spur! Was konnte geschehen sein? An Desertion war nicht zu denken. Ein Unfall? Aber dann müßte er doch verletzt oder tot zu finden sein!
    Alle Bürger waren da. Nur der Schulmeister war nach Aussagen seiner Frau zu einem kranken Onkel gereist. Schließlich gab man die Suche auf. Der Bürgermeister versprach, Boten in die umliegenden Ortschaften zu senden. Die Cerberus mußte weitersegeln. Die Abschiedsstimmung war gedrückt.
    David, der unter Heu verborgen auf dem Karren lag, tat der Rücken vom Rütteln des Karrens weh, und er konnte kaum atmen. Als der Karren einmal kurz hielt, stöhnte er laut und klopfte mit den Hacken gegen die Ladefläche.
    Der Schulmeister räumte Heu zur Seite und fragte: »Was ist los?« David deutete durch Stöhnen an, daß er kaum Luft bekomme.
    Der Lehrer nahm ihm den Knebel aus dem Mund und

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