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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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sollen die Fischer wissen, daß Kapitän Brisbane versprochen hat, kein Preßkommando auszusenden?«
    Haddington schwieg betreten und steuerte mit gerefften Segeln auf die schmale Enge zu, die in die Bucht von Somers Cove führte. Die Lotgasten sangen in regelmäßigen Abständen die Wassertiefe aus, die der Master in seiner Karte überprüfte und an die Shannon signalisieren ließ, die ihnen in vierhundert Yard Abstand folgte.
    Als sie sich in der Bucht von Annemesex vorsichtig nach Norden tasteten, lief ihnen ein kleiner Kutter unter britischer Flagge entgegen. Haddington hatte leise und ohne Major Floyds Aufmerksamkeit zu erregen, befohlen, daß Lunten und Musketen unauffällig bereitliegen sollten. Als das Boot sie anrief und um Erlaubnis bat, längsseits gehen zu dürfen, sah er zu Major Floyd hinüber.
    »Das sind Freunde. Ich kenne sie«, sagte dieser, und Haddington erlaubte die Annäherung.
    Der Kutter legte an, und ein untersetzter Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, in der Kleidung einem englischen Landedelmann nicht unähnlich, stieg an Bord. Ihm folgte ein schlanker junger Mann in der Uniform eines Leutnants der Miliz von Maryland.
    »Willkommen an Bord«, sagte Haddington.
    Der Zivilist antwortete: »Willkommen in Seiner Majestät Kolonie Maryland. Ich bin Jonathan Heath.« Er schüttelte Haddingtons Hand, bevor er herzlich Major Floyd begrüßte. »Uns wurde am Morgen gemeldet, daß sich Schiffe Seiner Majestät unserer Küste nähern, und wir freuen uns, daß Sie Somers Cove (heute Crisfield) anlaufen wollen. Wenn es Ihnen recht ist, fährt mein Kutter voraus und weist Ihnen die Fahrrinne.«
    Haddington war einverstanden, schlug aber vor, daß Mr. Heath und Major Floyd mit seinem Beiboot auf die Shannon übergesetzt würden, um mit Kapitän Brisbane verhandeln zu können.
    Als sich die Cerberus nach einer Stunde dem Hafen von Somers Cove, einem winzigen Fischerdorf, näherte, befahl ein Signal der Shannon, die Segel backzubrassen und den Kapitän zu erwarten. Er kam mit den beiden Herren, Mr. Barnes, dem Ersten Leutnant der Seesoldaten, einem Trommelbuben und sechs Soldaten an Bord der Cerberus.
    »Nun bringen Sie uns mal sicher in den Hafen, Mr. Haddington. Die Shannon muß vor der Einfahrt ankern, sie würde auflaufen.«
    Haddington gab die Kommandos, und die Cerberus folgte dem Kutter in den kleinen Fischerhafen.
    An einer Seite war eine Art Pier, an der gut dreißig Leute warteten, und immer mehr aus dem Ort strömten hinzu. Die Glocke der kleinen Kirche läutete, die Menge jubelte und winkte, die Seesoldaten präsentierten auf dem Vordeck, und der Trommelbube ließ seine Schlegel rattern.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß wir in Amerika noch so begrüßt werden würden«, sagte David erstaunt zu dem jungen Leutnant aus Maryland.
    »Was dachten Sie denn von uns? Wir sind Untertanen Seiner Majestät wie Sie auch. Wir unterstützen die Rebellen des Nordens nicht. Wir sind dem König treu!«
    Mit leichtem Ruck legte der Schoner an, und Kapitän Brisbane betrat Seite an Seite mit Major Floyd unter den Jubelrufen der Menge den Boden Marylands.

Die Blockade von Chesapeake und Delaware
    Nesbit Greg und David standen lächelnd an der Reling, bissen herzhaft in das knusprige, dick mit Butter belegte Brot, das ihnen eine Farmerin angeboten hatte, und sahen der Unterhaltung der Seeleute mit der Bevölkerung zu.
    Die Matrosen genossen die freundliche Begrüßung ebenso wie Butter, Brot, Wurst, Äpfel und Birnen, die ihnen gereicht wurden.
    »Vergißt man glatt, wie gut Brot schmecken kann, wenn man wochenlang unser Hartbrot fressen mußte«, mampfte Greg Miller mit vollem Mund.
    Der Kanadier biß in eine Hartwurst und schielte erwartungsvoll nach einem Tonkrug, den ein älterer Handwerker zum Pier trug.
    Aber Midshipman Greg war wachsam: »Bitte, Sir, kein Alkohol! Sie können den Krug gern dem Zahlmeister geben, damit er in Rationen verteilt wird, aber ohne Kontrolle darf kein Alkohol ausgegeben werden.«
    Der Mann wandte gutmütig ein, der Herr Offizier solle doch nicht zu streng sein. Es reiche ja nur zu einem kleinen Schlückchen für jeden. Er zeigte seinen kleinen Tonbecher und schlug vor, es solle aufgepaßt werden, daß keiner zu viel trinke.
    »Na gut! David, achte du bitte darauf, daß jeder nur einen Becher bekommt, nur zur Verdauung«, gestand Mr. Greg zu. Die Mannschaft murmelte Zustimmung und drängelte sich an Deck, wo der fröhliche Handwerker den Becher immer wieder füllte und zum Schiff

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