Der Kaiser des Abendlandes
Schwerter, Dolche und andere Waffen verkaufen, so glaubt er zumindest. Mehr kann ich noch nicht preisgeben.«
Suleiman wartete, bis sich die Unruhe unter den Gefährten gelegt hatte, und fuhr fort: »Abdullah ibn Aziz, sein oberster Wächter, hat im Auftrag meines Vaters den Aufruhr vor eurem Haus angezettelt und die beiden Assassinen geschickt, die Henri zum Glück hat besiegen können. Abdullah ist meinem Vater treu ergeben, aber eigentlich widerstreben ihm solche Unternehmungen. Er ist ein ehrlicher, vernünftiger Mann, ein aufrechter Muslim, aber er gehorcht den Befehlen seines Herrn. Ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass ich ihn und Vater beim Emir melden werde, wenn mein Vater wieder etwas gegen euch im Schilde führt. Er wird mit meinem Vater geredet haben. Bisher blieb alles ruhig. Aber die Träume meines Vaters sind wild und zornig, sie haben mit der Wirklichkeit wenig gemein. Trotzdem – oder gerade deshalb – fürchte ich, wozu sie meinen Vater verleiten könnten.«
Suleiman schwieg und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Einige Augenblicke lang wirkte er hilflos und bedrückt.
»Wir wissen nicht«, sagte Henri nach einer Weile, »wie lange wir in Jerusalem bleiben werden. Würden wir die Stadt in wenigen Tagen verlassen, könnten wir unserem Schwur nicht Folge leisten. Wir haben geschworen, Sean und Suleiman auszubilden. Sie wollen und sollen in unserem Sinn für Wahrheit und Toleranz und Friedfertigkeit kämpfen. Das können wir nicht, wenn wir über die Welt verstreut sind.«
»Wie es schon so oft geschehen ist«, murmelte Uthman. »Unseren ersten Kampf hier – werden wir ihn wegen Mariam und Suleiman führen?«
Henri hob unschlüssig die Schultern und zog die Finger durch seinen kurzen Kinnbart.
»Mag sein. Wer weiß?«, sagte er. »Es wird sich zeigen. Wenn es denn sein muss – wir sind bereit.«
»Noch sind es Gerüchte«, sagte Suleiman leise. »In einigen Tagen werden wir wissen, woher der Wind weht.«
»Und wohin uns der Wind des Schicksals trägt«, murmelte Joshua gottergeben.
Die Vorhänge bewegten sich träge in einem kühlen Luftzug. Die darauf gestickten und gemalten Blütenranken und die Ornamente der ellenbreiten Säume zeigten ein die Augen verwirrendes eigenes Leben. Der Rauch von schwelenden Kräutern und Weihrauchkörnchen aus den Glutschalen beschrieb träumerische Wirbel und Wölkchen vor den Kerzenflammen. Aus einem entfernten Teil des Hauses ertönte leise Musik; jemand spielte auf einer Flöte, ein anderer schlug sacht auf eine kleine Trommel, und die Akkorde einer Laute schwangen durch die beginnende Nacht.
Abu Lahabs Finger bewegten sich unablässig über die Ränder der silbernen und goldenen Münzen. Er schien den Inhalt der kleinen Truhe aus schwarzem Holz mit silbernen Intarsien seit einer halben Stunde immer wieder zu zählen. Seine Ringe klirrten gegen das wertvolle Metall.
»Allahu akbar«, sagte er schließlich und klappte den Deckel zu. »Ein gutes Geschäft. Die Krieger des Emirs haben Waffen, und ich hab mein Geld.«
»Ist es die richtige Summe?«, erkundigte sich Abdullah mit verhaltenem Spott und sah Nadschib ben Sawaq fragend an. »Du hast nachgezählt, Nadschib. Abu Lahab hat gezählt. Ich habe nichts behalten. Also?«
»Niemand zweifelt an deiner Ehrlichkeit.« Abu Lahabs Stimme klang ärgerlich. »Aber wenn ich an deine scharfäugigen Wachen und diesen hakennasigen Burschen Hasan denke und daran, was sie mich kosten, steigt Ärger in mir auf.«
Abdullah breitete entschuldigend die Arme aus und antwortete: »Du sprichst von Suleiman, dem Spross deiner Lenden, und davon, dass er uns noch nicht zu der Christin geführt hat. Sie heißt übrigens Mariam. Diesen Namen hat er mir genannt.«
»Dein Sohn hat die Listigkeit und die Behändigkeit, mit denen er sich an tausend Stellen in der Stadt versteckt, auch von seinem Vater geerbt«, wagte Nadschib einzuwerfen. »Du solltest stolz auf ihn sein, o Effendi.«
Abu Lahab klatschte in die Hände. Der Eunuch kam mit einem vollen Krug herein, füllte drei silberne Becher, verneigte sich und glitt geschmeidig auf nackten Sohlen über die Teppiche wieder hinaus.
»Mein Stolz auf Suleiman ist ungebrochen«, antwortete Abu Lahab missmutig und griff nach dem Trinkgefäß. »Gerade deswegen behagt mir nicht – was sag’ ich bei Allah! –, deswegen quält mich die Vorstellung, dass meine Enkel muslimisch-christliche Bastarde werden. Oder, was Allah in seiner Güte verhindern wird,
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