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Der Kalligraph Des Bischofs.

Der Kalligraph Des Bischofs.

Titel: Der Kalligraph Des Bischofs. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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sie wie ebensolche,
     verstanden?« Erschrecken breitete sich auf den Gesichtern der Männer und Frauen aus. Sie zerstoben in alle Himmelsrichtungen,
     um den Befehl des Bischofs auszuführen.
    Währenddessen schritt Claudius auf Biterolf zu. »Ich möchte einen vollständigen Rundgang. Laßt nichts aus, keinen Schuppen,
     keine Scheune und auch keine geheime Vorratskammer.«
    Eike kam von der Seite herbeigeeilt und konnte nun endlich seinen Gruß darbieten: »Willkommen in Turin, Euer Ehrwürden.«
    »Danke, Kanzler. Wir werden in den nächsten Tagen viel zu reden haben. Ich brauche Eure Hilfe, um diesen verwahrlosten Sprengel
     schnell in den Griff zu kriegen.«
    Biterolf sah, wie Eike schluckte.
    Da hörte man das Krachen von Holz aus dem Stall. Wiehern |34| erscholl, dem spitzen Schrei eines Raubvogels gleich, und ein Knecht stürmte auf den Hof. »Schnell, Herr, sie zerstört uns
     sämtliche Stände!«
    Der Bischof tat einige Schritte in Richtung Stall. »Hast du sie angebunden?«
    Als der Knecht nicht antwortete, holte der Bischof aus und schlug ihm ins Gesicht, so kräftig, daß der Kopf des Geschlagenen
     herumgerissen wurde und er den Boden unter den Füßen verlor. Der Knecht traf wie ein Sack Mehl auf dem Boden auf.
    Es wurde rasch still, nachdem Claudius im Stall verschwunden war. Niemand wagte es, zu dem am Boden Gekrümmten zu treten und
     ihm aufzuhelfen. Eine Pfütze von Blut bildete sich neben seinem Kopf.
    Claudius trat durch das Stalltor. »Steh auf.«
    Der Knecht rührte sich nicht.
    »Steh auf!« Das klang nach weiteren Schlägen.
    Mühsam erhob sich der Blutende und stolperte vom Platz, sich das Gesicht haltend.
    »Das ist der Pferdestall, wie ich gesehen habe. Vierzehn Pferde?«
    »Sechzehn«, flüsterten Biterolf und Eike im Chor, dann murmelten beide eine Entschuldigung.
    »Wohin führt dieser Treppenaufgang?«
    Biterolf zog sich ein paar Schritte zurück und ließ den glatzköpfigen Kanzler reden.
    »Es geht dort zum Schlafsaal der Dienstleute. Er liegt direkt über den Ställen; so wärmen ihn die Tiere im Winter.«
    Der Bischof nickte, und man lief weiter.
    »Dort neben den Ställen befindet sich ein kleiner Kräutergarten«, erklärte Eike, »dessen Boden Euer Dienstmann Gausbert sehr
     schmackhafte und seltene Pflänzchen zu entlocken vermag, Ehrwürden. Bei dem Palast stehen auch einige Kirsch-, Apfel- und
     Aprikosenbäume. Dort hinter der Kirche haben wir einen Pflaumenbaum.«
    Bald betraten die drei den Palast. Sie liefen durch lange |35| Flure, und Eike eilte stets ein wenig voraus, um dem Bischof die Türen zu öffnen.
    »Sind alle diese Räume nur mir vorbehalten?« fragte Claudius nach einer Weile. »Wie soll ich als einzelner Mann ein derartiges
     Haus sinnvoll bewohnen?«
    »Nun, Ihr werdet doch Gäste bekommen, Bittsteller, Würdenträger, Fürsten gar!« Biterolf machte eine umfassende Geste. »Sie
     brauchen Räume, um sich einzukleiden, zu essen und zu beraten, ehrwürdiger Herr.«
    Während er noch erklärte, leitete Eike sie schon in den Kaminsaal hinein. »Das Prunkstück des Palastes.«
    Es war ein weitgespannter Raum mit einem Kamin an seiner Stirnseite und einer Holztafel im Zentrum. Kopfschüttelnd betrachtete
     Claudius die verglasten Rundbogenfenster an der einen Seite, die golden, grün und rot bemalte Wand an der anderen und berührte
     die verzierten Öllampen, die ringsum angebracht waren. »Das ist beinahe eines Königs würdig«, murmelte er.
    Der Küche, die in einem gesonderten Haus untergebracht war, dem Keller und den Kammern für Gäste oder Kranke widmete Claudius
     nur wenig Aufmerksamkeit. Lange jedoch stand er in der Bischofskirche. Es handelte sich um einen mittelgroßen Bau mit einem
     kleinen Turm, fast unscheinbar von außen. Innen jedoch war die Kirche bis unter das Dach mit Fresken, bunt bemalten Figuren
     und vergoldeten Bildern gefüllt. »Ich nehme an, die anderen Kirchen in Turin und Umgebung sind ähnlich geschmückt?« fragte
     er. Eike bejahte stolz.
    Biterolf schien es, als habe er für einen kurzen Moment Mißbilligung in den Augen des Bischofs gesehen, aber nach einigen
     Wimpernschlägen zweifelte er an seiner Wahrnehmung. Wenn diesen Mann etwas störte, würde er es deutlich sagen. Sehr deutlich.
     
    Nach einer guten Stunde entschied Claudius: »Das genügt fürs erste. Kanzler Eike, Ihr mögt gehen und Euch um die |36| anderen Gäste kümmern.« Biterolf und Eike drehten sich um, um sich zu entfernen. »Biterolf, Ihr begleitet

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