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Der Kalligraph Des Bischofs.

Der Kalligraph Des Bischofs.

Titel: Der Kalligraph Des Bischofs. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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mich bitte in meine
     Räume.«
    Bei allen zwölf Aposteln, was soll das jetzt wieder?
Der Schreiber spürte seinen Hals, als würde ihm darin eine dicke Schlange hinaufkriechen.
Was will der Bischof von mir? Kommt jetzt die Strafe für mein ungebührliches Aussehen?
Nach außen hin gab er sich dienstfertig, nickte und lief folgsam die Stufen hinauf. Er sah sich mit gebrochener Nase in einer
     Blutlache liegen.
    »Sagt, seid Ihr ein fleißiger Mann?«
    Es geht los.
»Ja, Herr. Das heißt – nein, Herr, wenn Ihr mich so fragt, nein.«
    »Wieso nicht?«
    Biterolf zögerte. »Es ist nur so ein Gefühl, daß ich besser mit Nein antworten sollte.«
    Claudius lachte, während er die Tür zur Schlafkammer öffnete. »Ihr habt doch allerlei Schriftstücke für den bisherigen Bischof
     verfaßt, nicht wahr?«
    »Das habe ich, mit größter Sorgfalt.«
    »Ich möchte Euch etwas zeigen.« Der große Mann kniete vor einer der Truhen nieder, die die Knechte hinaufgeschleppt hatten.
     Als er ihren Deckel öffnete, sah Biterolf eine große Zahl von Pergamenten und Wachstäfelchen darin. Sie waren durch die Reise
     kräftig durcheinandergeschüttelt: Rollen hatten sich geöffnet und klemmten zwischen Täfelchen und quer liegenden anderen Rollen,
     Kanten ragten in die Höhe, Pergamentränder waren eingerissen, und eine feine Schicht von Wachskrümeln bedeckte die wilde Landschaft;
     kleine Stückchen wohl, die während der Fahrt ein Täfelchen dem anderen herausgestochen hatte. »Das sind die Aufzeichnungen
     für einen Kommentar zum biblischen Brief an die Epheser. Ich möchte, daß Ihr sie für mich in Reinschrift bringt und ein Buch
     damit füllt.«
    Aus diesem Gemenge ein Buch zu erschaffen – was gibt es Schöneres?
Biterolf sah sich schon, wie er die beschädigten |37| Wachstäfelchen entzifferte, wie er die Pergamente in ihre Reihenfolge brachte und ordentlich stapelte. Er spürte förmlich
     das krumme Messer in seiner Hand, sah die feinen Gänsekielspäne beim Spitzen der Feder fliegen. Das erste Eintunken in Tinte,
     die erste, saubere Seite und wie sie sich füllte … »Das tue ich gerne, Herr! Ich werde mich gleich daranmachen, wenn Ihr wünscht.«
    »Es muß natürlich neben den Briefen und wichtigen Urkunden laufen.«
    »Sicher. Sagt, habt Ihr den Kommentar schon zum Abschluß gebracht, oder ist das erst ein Teil des Textes?«
    »Der Kommentar ist fertig. Ich habe auf der Reise bereits einen neuen begonnen.«
    Endlich jemand, der das Lesen schätzt.
Biterolf lächelte sanft.
Und er studiert nicht nur die guten Schriften, sondern bereichert unsere christliche Welt sogar mit neuen Gedanken.
    Es klopfte an der Tür. Claudius rief: »Wer ist da?«
    »Ademar, Herr.«
    Der Bischof neigte sich zu Biterolf: »Wer ist Ademar?«
    »Er ist für die Ordnung in der Bischofskirche zuständig. Sein Vater ist Goldschmied; er wird Euch fragen, ob Ihr ihn anhören
     wollt.«
    »Kommt herein«, sagte Claudius laut.
    Ein mittelgroßer Mann mit spitzer Nase trat durch die Tür, unablässig seine Finger am Wams abwischend. »Herr, ich … ich störe
     Euch nur ungern, aber … dort draußen warten einige Handwerker, die Euch gern sprechen würden. Steinmetze, Maurer und –«
    »Und Goldschmiede?« ergänzte Claudius.
    »Richtig, und Goldschmiede. Um Eure kostbare Zeit zu sparen, genügt es vielleicht, wenn Ihr jeweils nur einen aus jedem Handwerk
     anhört. Soll ich –«
    »Warum wollen sie mich denn sprechen?«
    »Es geht um zukünftige Bauvorhaben. Sie wollen gern für Euch arbeiten, Ehrwürden.« Ademar zog seinen Mund in die Breite. Als
     er dem Blick des Bischofs begegnete, sah |38| er rasch zu Boden, und sein Lächeln verschwand. »Soll ich sie holen? Einen Goldschmied kann ich Euch besonders –«
    «Nein, ich gehe zu ihnen«, fiel Claudius ihm ins Wort. Mit großen Schritten lief er an Ademar vorüber.
    »Herr«, rief ihm dieser nach, »einer der Goldschmiede ist wirklich ein äußerst fähiger Mann!« Dann folgte er dem Bischof die
     Treppe hinab.
    Biterolf blieb im Raum und verharrte still vor der Truhe, bis er von draußen die Stimme des Bischofs über den Hof hallen hörte.
     »Verlaßt diesen Platz! Ich entscheide, wann ich etwas bauen möchte! Die Kirchen sind schon übervoll mit Schmuckwerk, besonders
     Goldschmiede werde ich in der nächsten Zeit nicht brauchen. Also fort mit euch! Fort!«
    Plötzlich ertönte ein einzelnes Gelächter, das Biterolf vor Grausen den Atem verschlug; ein herrisches, lautes Meckern, das
    

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