Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters
US-Thriller Telefon einen KGB-Offizier, der in die USA geschickt wird, um «Schläfer», die im Ernstfall für Sabotageeinsätze hinter den feindlichen Linien aktiviert werden sollten, auszuschalten, nachdem die Supermächte zur Verständigung übergegangen waren. Darüber hinaus wurden mit der Popularisierung des Fernsehens auch immer mehr Serien zum Thema produziert. Zu ihnen zählte zwischen 1961 und 1968 etwa The Aven-gers (dt.: Mit Schirm, Charme und Melone ), in der in wöchentlicher Folge das Agentenpaar John Steed und Emma Peel unter anderem die kontinuierliche Unterwanderung der westlichen Welt bekämpfte. Nicht zuletzt reproduzierte auch der amerikanische Western gerade in den fünfziger und sechziger Jahren mehr oder minder deutlich das manichäische Weltbild und die Fronten des Kalten Krieges.
Früh wurde der Horror des Atomkriegs zum Thema. Nach zweitklassigen amerikanischen B-Movies - etwa The Day the World Ended (1955) -, die sich an einschlägigen Comics orientierten, kam 1959 ein ernsthafterer Versuch in die Kinos. Das US-Drama On the Beach spielte nach der nuklearen Katastrophe und thematisierte eindrucksvoll die Schrecken des alltäglichen Lebens in einer zerstörten Welt. Bei den Kritikern, vor allem aber in der Publikumsgunst fiel der Film jedoch durch. Angesichts der Hysterie um die angebliche «Raketenlücke» des Westens, war es für das Thema offensichtlich noch zu früh. Ganz anders war dies Ende der sechziger Jahre, als die inzwischen aufgebauten gigantischen nuklearen Waffenarsenale eine weltweite Vernichtung nicht mehr unwahrscheinlich erscheinen ließen. Planet of the Apes aus dem Jahr 1967 zeigte eine verwüstete Erde, auf der die Primaten die Führung übernommen haben. Der Film war ein Publikumsrenner und hatte vier Fortsetzungen. The Day After von 1983 zeigte die Sinnlosigkeit des Überlebens nach dem globalen Atomkrieg. Anders als 1959 erhielt dieser Versuch, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, vor dem Hintergrund der aktuellen amerikanisch-sowjetischen Konflikte um die Aufstellung neuer Atomraketen in Europa weltweite Aufmerksamkeit. Parallel kamen nun auch Filme auf den Markt, die verstärkt die Gefahr eines Unfalls oder des Zufalls für die Auslösung eines Atomkriegs thematisierten. Der US-Thriller War Games von 1982 erzählte effektvoll die Geschichte eines Schülers, der durch Zufall den Computer der Landesverteidigung aktiviert und dadurch fast den globalen Atomkrieg auslöst. In dem im selben Jahr gedrehten sowjetischen Film Vorfall im Planquadrat 36-80 (Slut-schai w Kwadrate) ist es die Überheblichkeit eines amerikanischen Offiziers auf einem havarierten Unterseeboot, die beinahe zum Krieg führt. Aber auch bereits zwanzig Jahre zuvor gab es einzelne solcher Filme, nachdem es zu einer ganzen Serie von Atomunfällen gekommen war. Der US-Streifen Fail Safe (1963) zeigte, was passieren könnte, wenn die Automatik, die den Gegenschlag einleiten sollte, einmal versagen würde. Vier Jahre davor war auch im Ostblock eine ambitionierte Produktion in die Kinos gekommen, die das gleiche Thema behandelte. In Der schweigende Stern (Milczada Gwiazda) wurde der unbewohnbare Planet Venus als Ergebnis eines nuklearen Unfalls präsentiert. Näher an die Tagespolitik kam 1967 wieder der US-Streifen The Day the Fish Came Out, in dem die Geschichte des berüchtigten Palomares-Zwischenfalls erzählt wurde.
Der Film war es auch, der die Widersinnigkeiten des Kalten Krieges als erster ironisch aufnahm. Die französisch-italienischen Komödien um den katholischen Geistlichen Don Camillo und den kommunistischen Bürgermeister Peppone wie Le Petit Monde De Don
Camillo kamen schon ab 1952 in die Kinos. Billy Wilders Komödie Eins, Zwei, Drei (1961) sah den Kalten Krieg der Supermächte im geteilten Berlin mit seinen ideologischen Stereotypen als grandiosen Witz. In der bereits mehrfach erwähnten, zwei Jahre später gedrehten Satire Dr Strangelove, die gerade wegen ihres albtraumhaften Humors wohl der beste Beitrag zum Thema ist, erscheint der Kalte Krieg als eine männliche Sexualneurose. Zur Ausgestaltung der Charaktere machte Regisseur Stanley Kubrick ausgiebige Anleihen bei jenen US-Militärs, die aufgrund ihrer exzentrischen Meinungen bekannt waren. Als Vorbilder für General «Jack D. (= the) Ripper», der am Beginn des Films «ein für allemal reinen Tisch machen will» und dafür seine B-52-Bomber zum Angriff auf die Sowjetunion schickt, dienten die ersten Kommandeure des
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