Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters
Strategischen Luftkommandos der USA, Curtis LeMay und Thomas Power, aber wohl auch Generäle vom Schlage eines Douglas MacArthur, dessen Forderung aus dem Koreakrieg, Nuklearwaffen einzusetzen, nur zu gut in Erinnerung war. Der Film war ein Publikumsrenner.
Im Kino der Ostblockstaaten fehlte, wie in der Literatur, vor allem diese Ironisierung der Auseinandersetzung. Die politischpädagogischen Ziele verbaten auch auf diesem Feld Zweideutigkeiten und vor allem Spott, wenn es um die eigene Seite ging. Zum Publikumsrenner, der gleichzeitig eine zentrale pädagogische Funktion erfüllte, wurde 1963 die DDR-Produlction For Eyes Only. 33 Der Film war nicht nur die spannend erzählte Geschichte auf der Basis einer tatsächlich stattgefundenen Unterwanderung einer amerikanischen Geheimdienstzentrale in Westdeutschland 1956, in deren Folge 140 gegnerische Agenten in der DDR verhaftet worden waren. Darüber hinaus war der Film insbesondere auch der Abschluß einer für die Ostblock-Propaganda zentralen Kampagne zur Begründung des Mauerbaus gewesen. Ein ebenso deutlich po-litisch-pädagogisch unterlegter Musterfilm des Kalten Krieges war die sowjetische Produktion Eine Nacht ohne Gnade (Notsch bes Milosser-dija) aus dem Jahr 1961, in der ein mit «Sonderaufgaben» in Vorderasien betrauter US-Soldat den «wahren Charakter» des Westens erkennt, aber den Versuch der Verständigung mit den Sowjets mit dem Leben bezahlt. Wie im Westen tauchten in der heißen Endphase des Kalten Krieges viele der traditionellen Inhalte erneut auf. Der Film Die Festnahme (Perechwat) aus dem Jahr 1986 beschwor noch einmal eindringlich die Gefahr der gegnerischen Sabotage. Klischees des Kalten Krieges in Reinkultur boten in den achtziger Jahren zudem die sowjetischen Filme um «Major Schato-chin», das Pendant zu den von 1982 bis 1987 produzierten amerikanischen Rambo-Abenteuern.
Unterhaltung als Waffe: Radio, Fernsehen, Musik
Die Psychologische Kriegsführung war das einzige wirksame Instrument im Kalten Krieg, das sich auf gegnerischem Territorium einsetzen ließ, ohne direkt Menschenleben zu gefährden, und das zudem nur schwer abgewehrt werden konnte. Zu ihr rechnete man, neben dem Abwurf von Flugblättern, insbesondere Rund-funlc- und Fernsehprogramme. Unmittelbar nach der Gründung der beiden deutschen Staaten war eine Mehrheit der US-Ameri-kaner davon überzeugt, daß der weltweite Ausbau der Radiostationen zu einem Sieg im Kalten Krieg entscheidend beitragen werde. 34 Diese Hochschätzung der elektronischen Medien blieb kontinuierlich erhalten, erst recht, als der Ostblock im August 1961 seinen Machtbereich durch eine Mauer abriegelte.
Die amerikanische Radiopropaganda war im Zweiten Weltkrieg vor allem mit der Voice of America (VOA) zum zentralen Instrument der Psychologischen Kriegsführung herangewachsen, der einige Erfolge zugeschrieben wurden. Die VOA blieb auch während des gesamten Kalten Krieges ein wichtiges Standbein der weltweiten «Informationspolitik». Für wie bedeutsam man diese in den Vereinigten Staaten hielt, zeigte sich 1953, als zum ersten Mal eine eigene Behörde dafür geschaffen wurde: die USIA (United States Information Agency). Ihr Gewicht manifestierte sich nicht nur in ihrem hohen Budget, sondern auch in der Tatsache, daß ihr Direktor direkt vom US-Präsidenten ernannt wurde und ab 1955 sogar an den Sitzungen des Nationalen Sicherheitsrats teilnehmen durfte. Seit 1954 unterhielt die USIA bereits ein eigenes Forschungsinstitut, das die jeweilige «Propagandalinie» des Gegners weltweit analysierte und daraus länderspezifische Programme («Country Plans») entwickelte. Neben den offiziellen Stationen waren seit Ende der vierziger Jahre aber auch halb-offizielle Sender aufgebaut worden, denen ebenfalls verdeckte Mittel der US-Regierung zukamen. Dieser Status schuf enormen zusätzlichen Freiraum in der Propaganda, denn selbst radikale Sendungen blieben formaljuristisch immer eine private Äußerung. Stationen, wie Radio Free Europe (RFE) und Radio Liberty (RL), die von Westdeutschland aus sendeten, machten Programme für den Ostblock. Ähnliche Sender produzierten nach demselben Muster für den ostasiatischen Raum. Unter der Kontrolle der USIA arbeitete auch der wichtigste westliche Sender für die DDR, der bereits 1946 gegründete RIAS, der für viele andere «Frontsender» zum Vorbild wurde. Einige bekannte westdeutsche Moderatoren begannen hier ihre Karriere, so etwa Gerhard Löwenthal, der später mit dem
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