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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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ZDF-Magazin auch ein offensives antikommunistisches Format im Fernsehen schuf. Auch von anderen westlichen Staaten wurden solche Sendungen produziert, die weltweit zu hören waren. Aus Großbritannien sendete die BBC. Aus der Bundesrepublik waren der Deutschlandfünk (DLF) und die Deutsche Welle (DW) für die Auslandsprogramme zuständig. Die in Westdeutschland eingerichteten Sender waren, sofern sie nicht gezielt gestört wurden, in der DDR, aber auch in den angrenzenden Staaten zu hören. Dazu gehörten der NWDR (später: NDR/WDR) oder der Bayerische Rundfunk. Auch der in Frankfurt am Main ansässige US-Soldatensender AFN war bis weit in den Osten zu empfangen. Seit den achtziger Jahren konnten zudem die ständig erweiterten westdeutschen Privatsender in der DDR empfangen werden. Die Bundesrepublik betrieb darüber hinaus zeitweilig geheime Sender mit Zielgruppenprogrammen, so etwa einen 1962/63 aktiven Soldatensender der Bundeswehr, der Sendungen für die NVA ausstrahlte, dann aber zugunsten der Flugblattpropaganda eingestellt wurde. Unabhängig von diesen offiziellen, halboffiziellen, privaten, öffentlichen oder geheimen Sendern gab es eine Fülle von nichtoffiziellen Stationen, die teilweise nur zu bestimmten Gelegenheiten - etwa während des Ungarischen Aufstands - auftauchten. Beteiligt waren in der Regel radikale Emigrantenorganisationen, die wie die russischen Gruppen NTS oder ZOPE in den fünfziger Jahren auch finanzielle Unterstützung von westdeutschen Ministerien erhielten. Die vom NTS aus Westdeutschland ausgestrahlten Programme erwiesen sich schließlich als so störend für den Ostblock, daß der in Frankfurt am Main beheimatete Sender 1958 in einer gemeinsamen Aktion von KGB und MfS gesprengt wurde. Ein ähnlicher NTS-Sender existierte auf Taiwan, der für das chinesische Festland und Südostasien antikommunistische Programme produzierte.
    Die Medienpolitik des Ostblocks im Kalten Krieg unterschied sich von der des Westens prinzipiell darin, daß sie das Stören von unerwünschten gegnerischen Sendern zum Prinzip machte und dies auch beibehielt, als die UNO 1950 das « jammen » für illegal erklärte. So war seit 1948 der Empfang der VOA, seit dem Bruch mit Mao aber auch zum Beispiel Radio Peking behindert worden. Als sich die Albaner kurz danach auf die Seite Chinas stellten, bezog man Radio Tirana gleich mit ein. Andere Ostblockstaaten verführen ähnlich. Polen etwa schaltete die Störsender 1964 ab, ließ sie aber in Krisenzeiten immer wieder starten. Ab 1950 wurde das sowjetische Auslandsprogramm massiv ausgebaut. Unter anderem entstand in den fünfziger Jahren sogar eine eigene Fernsehstation in der Arktis, die in Richtung Nordeuropa senden sollte. 1970 erreichten die sowjetischen Auslandsprogramme mit rund 1900 Wochenstunden ziemlich genau den Gleichstand mit den großen amerikanischen Stationen. In den achtziger Jahren hatte dann der Umfang der sowjetischen Auslandssendungen sogar den Westen überholt. In achtzig Sprachen wurde rund um die Welt gesendet. 35
    Europa und hier insbesondere Westdeutschland blieben jedoch für die Propaganda des Ostblocks ein deutlicher Schwerpunkt. Allein zwei große sowjetische Stationen, Radio Moskau und Radio Kiew, bemühten sich um deutschsprachige Hörer. Die wichtigste Arbeit übernahm hier allerdings die DDR. Neben dem Deutschlandsender (ab 1971: Stimme der DDR), der als einziger kontinuierlich in ganz Westdeutschland zu hören war, und der Berliner Welle, die zwischen 1958 und 1971 für die Bevölkerung in Ost- und Westberlin sendete, war 1955 eine eigene DDR-Auslandsstation gegründet worden. Radio Berlin International (RBI) sendete vor allem für die blockfreien Staaten Afrikas und Asiens, für die man rund zwei Drittel der Kapazitäten bereitstellte. Parallel dazu wurde auch vom Ostblock der Ätherkrieg mit diversen «Geheimsendern» betrieben. Dazu gehörte nach dem KPD-Verbot in der Bundesrepublik 1956 vor allem der Deutsche Freiheitssender 904 (DFS 904), der bis 1971 in Betrieb blieb. Kurz vor dem Mauerbau wurde 1960 der Deutsche Soldatensender 935 für Angehörige der Bundeswehr auf Sendung geschickt. Er blieb bis 1972 aktiv. 1968 wurde in derselben Tradition ein Sender zur Bekämpfung des «Prager Frühlings» gegründet (Radio Vltava bzw. Radio Moldau). Zeitweilig gab es zudem eine Station für die amerikanischen Streitkräfte sowie verschiedene Sender für «Gastarbeiter» in der Bundesrepublik.
    Das Fernsehen spielte lange Zeit eine

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