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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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aktiven Blockfreienbewegungvermischte, gezielt Kontakte zur Sowjetunion suchte. Gerade deswegen bemühten sich wiederum die USA seit 1951 verstärkt, Nordafrika in das Paktsystem für den Nahen und Mittleren Osten einzubeziehen. Erst 1958 jedoch richteten die USA ein eigenes «Afrika-Büro» in ihrem Außenministerium ein und unterstrichen damit ihr Interesse am Schwarzen Kontinent. Die Möglichkeiten für den Westen verschlechterten sich mit der seit den sechziger Jahren in großem Umfang einsetzenden Dekolonisierung, die den antiwestlichen Vorbehalt gegen die ehemaligen Kolonialherren entscheidend stärkte. Es war aber nicht nur dieser Reflex. Für viele der zum Teil völlig unvorbereitet in die Unabhängigkeit entlassenen Staaten südlich der Sahara erschien der sozialistische Weg die erfolgversprechendere Option. Dies galt etwa für Tansania, Sambia, Angola, Mocambique oder auch Äthiopien, wo sich ein Afro-Marxismus schließlich am deutlichsten durchsetzte und der Ostblock einen seiner wichtigsten Stützpunkte fand. 25
    In Afrika und im angrenzenden Nahen und Mittleren Osten galt zudem die (Arabische Liga» ab 1950 als kollektives Verteidigungsund Wirtschaftsbündnis. 26 Bereits 1944/45 auf den alliierten Konferenzen von Kairo und Alexandria gegründet, richtete sie sich vor allem gegen Israel und damit auch gegen den Westen. Gründungsstaaten waren neben Ägypten der Jemen, Saudi-Arabien, der Irak, Libanon, Syrien und Transjordanien. 1953 trat auch Libyen bei, bis
    1961 der Sudan, Tunesien, Marokko und Kuwait, später auch Algerien. In der Liga spielte der politische Islamismus zum Teil die Rolle einer Integrationsideologie. Mehrfachmitgliedschaften waren dabei auch in Afrika üblich. Mitglieder der Arabischen Liga waren außer in der 1955 gegründeten, global organisierten Blockfreienbewegung auch in der 1963 entstandenen Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU) vertreten. Allerdings blieb die panafrikani-sche Bewegung zerstritten und war nie in der Lage, im Kalten Krieg eine ernsthafte politische Rolle zu spielen. 27
China: Eine dritte Weltmacht entsteht
    Der Konflikt in Korea, der den Kalten Krieg so dramatisch beschleunigte, war auch deshalb militärisch unbefriedigend verlaufen, weil die US-Regierung den großen Konflikt vermeiden wollte
    - nicht zuletzt wegen China. Die Gründung der Volksrepublik am 1. Oktober 1949 nach dem Sieg Maos war in Washington nicht nur als Stärkung des «kommunistischen Blocks», sondern vor allem als «Verlust Chinas» wahrgenommen worden. Dieser Vorwurf beherrschte über Jahre auch die amerikanischen Wahlkämpfe. Der Besuch des US-Präsidenten Richard Nixon im Februar 1972 wurde entsprechend als die wieder erreichte «Öffnung Chinas» gefeiert. Nichtsdestoweniger war die scharfe Zäsur nach der Staatsgründung «Rot-Chinas» absehbar gewesen, weil die Fortsetzung des Chinesischen Bürgerkriegs in den ersten Jahren des Kalten Krieges bereits als Stellvertreterkrieg zwischen den USA und der UdSSR ausgefochten worden war.

    die dritte Weltmacht formiert SICH: mao-kult Der am 1. Oktober 1950 gefeierte erste Jahrestag des kommunistischen Sieges im Chinesischen Bürgerkrieg. Die Formensprache orientierte sich deutlich am Personenkult um Stalin. Die durch Chruschtschow eingeleitete Entstalinisierung in der Sowjetunion war insofern ein harter Schlag für die Führung in Peking und wurde hier als peinlicher Gesichtsverlust wahrgenommen.
    Der Sieg der Kommunisten in China schien Moskaus Machtbereich enorm zu erweitern. Darauf deutete auch der bereits am 14. Februar 1950 geschlossene bilaterale Vertrag über «Freundschaft, Bündnis und gegenseitigen Beistand» mit Peking hin. Aber trotz der nach außen demonstrierten Einheit des «sino-sowjeti-schen Blocks», in dem Stalin und dann Chruschtschow zunächst die Rolle des «ältesten Bruders» einnahmen, waren die traditionellen Spannungen niemals ganz überwunden worden. Sie gingen zunächst vor allem auf die Ausbootung der stalintreuen Gruppen in der chinesischen KP im Jahr 1935 zurück. Außer über personelle und ideologische Fragen stritt man sich auch über den Verlauf der gemeinsamen Grenze am Amur und Ussuri oder um den Besitz der Ostchinesischen Eisenbahn in der Mandschurei, die der UdSSR bei Kriegsende zugefallen war und die Mao zurückforderte. Das konfliktträchtige Verhältnis zwischen Peking und Moskau eskalierte dann unter Chruschtschow, wobei aus chinesischer Sicht der berühmte XX. Parteitag und die dort vollzogene

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