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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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Ängste, welche die NATO-Erweiterung schneller als geplant vorantrieben. Davon profitierte vor allem die gerade entstandene Bundesrepublik, die über ihren militärischen Beitrag nicht nur ihre Souveränität, sondern auch den Eintritt in andere politische und wirtschaftliche Zusammenschlüsse im Westen erreichte. Die Briten hatten seit 1948 über einen westdeutschen Verteidigungsbeitrag nachgedacht, und namentlich Churchill mahnte noch vor Beginn des Krieges im Fernen Osten zur Aufstellung von Einheiten. Bundeskanzler Adenauer setzte sich dafür über die erhebliche innenpolitische Kritik gegen eine «Wiederaufrüstung» hinweg und bot kurz nach Beginn des Koreakrieges einen westdeutschen Wehrbeitrag an. Schon im September 1950 wurde dafür eine eigene Koordinationsstelle - das «Amt Blank» - eingerichtet. Gleichzeitig begann der Aufbau eines «Bundesgrenzschutzes». Verzögerungen gab es einerseits durch die verständlichen Befürchtungen der Franzosen und andererseits durch den Versuch, auf Beschluß des NATO-Rates eine national gemischte «Europaarmee» zu schaffen, in die die deutschen Truppen lediglich eingebunden sein sollten. Diese nicht zuletzt vom französischen Ministerpräsidenten Rene Pleven mitinitiierte «Europäische Verteidigungsinitiative» (EVG) scheiterte allerdings 1954 im französischen Parlament. Für die westdeutsche Souveränität erwies sich dieser überraschende Rückschlag indes als Glücksfall. Bereits im Mai 1952 war mit dem Deutschlandvertrag das Besatzungsstatut aufgehoben worden. Über den Umweg der neugegründeten und am Modell der 1948 entstandenen «Organisation der Amerikanischen Staaten» (OAS) orientierten «Westeuropäische Union» (WEU) konnte die Bundesrepublik dann bereits 1955 Mitglied der NATO werden. Gleichzeitig erhielt sie ihre fast vollständige Souveränität. Mit der 1956 offiziell gegründeten Bundeswehr wurde auch der versprochene westdeutsche Verteidigungsbeitrag geliefert. Kurz danach rückte die Bundesrepublik auch in die gemeinsamen politisch-wirtschaft-lichen Zusammenschlüsse Westeuropas. Die Unterschrift unter die Römischen Verträge 1957 legte das Fundament für die während des Kalten Krieges erfolgreich zusammenwachsende Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Auch deren Attraktivität für den Osten zeigte sich nach 1991: Binnen weniger Jahre traten ihr zahlreiche ehemalige Ostblockstaaten bei. Zunächst jedoch blieb auch die EWG ein Instrument des Kalten Krieges. Erster Präsident wurde ein Westdeutscher, der dem Konflikt einen besonderen Stempel aufdrückte: Walter Hallstein. Seine als Staatssekretär im Auswärtigen Amt 1955 formulierte Doktrin, daß jeder Staat, der die DDR anerkenne, mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen seitens der Bundesrepublik zu rechnen habe, gehörte bis zum Ende der sechziger Jahre zu den außenpolitischen Waffen gegen den Ostblock.
    Die Blockbildung war 1955 auch in Ostmitteleuropa abgeschlossen. Hier wirkten sich die Erste Berlinkrise und der Konflikt in Korea ähnlich aus. Am 14. Mai 1955 wurde der Warschauer Pakt unterzeichnet. Mit ihm verpflichteten sich die der Kontrolle der UdSSR unterstehenden ostmitteleuropäischen Staaten zu «Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigem Beistand» im Falle eines bewaffneten Angriffs. 20 In ihn wurde 1956 auch die Natio-

    die GLOBALE Dimension DES kalten Krieges Die Teilung der Welt, 1955
    nale Volksarmee (NVA) der DDR eingebunden, die aus der sogenannten Kasernierten Volkspolizei (KVP) hervorgegangen war. Wie die NATO blieb auch der Warschauer Pakt von der Hegemonial-macht dominiert. Bis zur Auflösung am 1. April 1991 stand an seiner Spitze sogar ununterbrochen ein sowjetischer General. Aber auch hier traten einzelne Mitglieder aus. Albanien verließ aus Protest gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in der CSSR 1968 das Bündnis. Weitere Konflikte ergaben sich unter anderem aus dem sowjetisch-chinesischen Konflikt, in dessen Folge man ab 1966 keine gemeinsamen Beschlüsse über Vietnam mehr verabschieden konnte. Auch hier ergänzten bilaterale Verträge das Bündnissystem, so etwa der 1955 geschlossene Beistandspakt mit Finnland.
    Auch in Asien beschleunigte der Koreakrieg 1950 die Gründung von militärisch-politischen Bündnissen, die ebenfalls durch bilaterale Verträge ergänzt wurden. Die Parallelorganisationen zur amerikanisch dominierten NATO für Asien entstanden im Zeitraum 1951 bis 1955 mit dem ANZUS-Pakt (Australien, Neuseeland, USA), der

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