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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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SEATO (Australien, Frankreich, Großbritannien,
    Neuseeland, Pakistan, Philippinen, Thailand, USA, Südvietnam, Kambodscha, Laos) und dem Bagdad-Pakt (Großbritannien, Pakistan, Iran, Irak, USA). Wie in Europa ging es dabei zunächst noch um eine «doppelte Eindämmung». 21 So sollte etwa der ANZUS-Pakt nicht nur ein Verteidigungsvertrag gegen kommunistische, sondern auch eine Sicherung vor japanischen Aggressionen sein. Die Ähnlichkeit mit den ersten west- und ostmitteleuropäischen Bündnisverträgen, die nicht zuletzt auch auf einen Schutz vor Deutschland zielten, war offensichtlich. Und wie in Europa, wo die beiden Teile Deutschlands in die Paktsysteme eingebunden und damit kontrollierbar waren, hatte die Einbeziehung des ehemaligen Aggressors Japan in das amerikanisch dominierte asiatische Sicherheitssystem 1951 (Friedens- und Sicherheitsvertrag von San Francisco) eindeutigere Feindbilder zur Folge. Durch seine nun deutlicher werdende antichinesische Stoßrichtung wurde der ANZUS-Pakt für weitere asiatische Staaten attraktiv, so etwa für Thailand, das kontinuierlich chinesische Angriffe und kommunistische Unterwanderung befürchtete. Militärisch hingegen blieb das Bündnis wenig schlagkräftig und wurde 1984 durch die Suspendierung der amerikanischen Beistandspflicht gegenüber Neuseeland vor dem Hintergrund eines Streits über Atomwaffen im pazifischen Raum zusätzlich geschwächt. Schon 1971 war das Bündnis durch den ebenfalls antikommunistisch orientierten ANZUK-Pakt mit Australien, Neuseeland, Großbritannien, Malaysia und Singapur ergänzt worden.
    Auch die 1954 in Parallele zur NATO als antikommunistisches Schutzbündnis gegründete SEATO war längst nicht so erfolgreich wie ihr atlantisches Pendant. Die südostasiatische Vertragsgemeinschaft, der wie ihrem Vorbild ein eigener «Rat» sowie verschiedene zivile Dienststellen zugeordnet waren, litt noch stärker an inneren Streitigkeiten ihrer Mitglieder. Nachdem 1972 Pakistan nach dem Sieg der eher linken Reformregierung um Ali-Khan Bhutto ausgeschieden war, stornierten bis 1975 auch Frankreich, Thailand und die Philippinen ihre Mitgliedschaften. 1977 zerfiel das Bündnis daraufhin ganz. Als erfolgreicherer Ersatz fungierte der 1967 gegründete - eigentlich nichtmilitärische - ASEAN-Pakt, der sich schließlich über Südostasien bis nach Südkorea (1989) erweitern konnte. Auch er entwickelte sich, vor allem seit der Invasion Vietnams in Kambodscha 1979, zu einem Sicherheitsbündnis, das sich insbesondere gegen China richtete. Um so bemerkenswerter war die Wandlung nach dem Ende des Kalten Krieges, als China nach 1991 seinen Einfluß auf die ASEAN-Staaten ausdehnen konnte.
    Der seit 1955 forcierte Abschluß weiterer Abkommen zwischen den USA und asiatischen Staaten beruhte dann auf den weiteren Bemühungen der USA, die gürtelartig um die Sowjetunion verlaufenden bi- und multilateralen Sicherheitspakte durch ein Vertragssystem für den Nahen und Mittleren Osten zu schließen. Dieses Vorhaben scheiterte allerdings am Widerstand Ägyptens und des arabischen Nationalismus. Übrig blieb schließlich nur das 1955 als Bagdad-Pakt bekannte Türkei-Irak-Abkommen, dem im selben Jahr auch Großbritannien, Pakistan und der Iran beitraten. Nach dem Austritt des Irak 1959, der bereits zuvor die Sitzungen boykottiert hatte, war auch das nun CENTO genannte Paktsystem zunehmend schwächer geworden, obwohl die USA demonstrativ, wenngleich nur indirekt, beitraten. Eine Beistandspflicht gab es nicht. 1979 löste es sich nach der Iranischen Revolution ganz auf. Trotz zahlreicher durch die USA abgeschlossener bilateraler Verträge blieb der Mittlere Osten damit ohne das gemeinsame antikommunistische Paktsystem.
    Im Gegensatz zu den USA, die trotz Rückschlägen weltweit erfolgreich multilaterale Paktsysteme arrangieren konnten, gelang dies der UdSSR nicht. Außerhalb des Warschauer Paktes, der sich als Vertragssystem auf Ostmitteleuropa konzentrierte, schloß Moskau nur bilaterale Verträge. Noch vor der Gründung des Warschauer Paktes war 1946 ein Beistandsvertrag mit der Mongolischen Volksrepublik zustande gekommen. 1950 wurde ein weiterer mit Maos Volksrepublik China geschlossen, der allerdings zehn Jahre später wieder zerbrach. 1955 kam ein ähnlicher Vertrag auch mit Afghanistan zustande, dessen Nachbar Pakistan zum selben Zeitpunkt auf den Westen setzte. Der Vertrag mit Kabul hatte 25 Jahre später insofern besonders gravierende Folgen, als er eine der

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