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Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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beobachtete Kolossow, der in ein Gespräch mit Spizyn und dem Untersuchungsführer der Staatsanwaltschaft vertieft war. Mehrere Einsatzleute gesellten sich zu ihnen, und die ganze Gruppe steuerte auf den dritten Eingang des Gebäudes zu. Hatte man dort etwas gefunden? Katja wollte schon hinterherschlüpfen, doch der Wachposten vor dem Hauseingang hielt sie an.
    Als Kolossow schließlich in den Hof zurückkehrte, erkannte Katja an seinem Gesichtsausdruck, dass er etwas sehr Wichtiges und für den Fall Wesentliches gesehen hatte.
    »Er ist es, ohne Zweifel«, sagte Kolossow zu Chalilow. Der nickte nur, und beide eilten so rasch zum Auto, als interessierten die Untersuchung der Leiche und des Tatorts sowie die Vernehmung der Zeugen, die den Schuss gehört hatten, sie überhaupt nicht mehr.
    Katja fasste sich ein Herz.
    »Renat, bitte, warte doch!« Sie rannte hinter ihm her und holte ihn ein. »Was war dort, Renat? Habt ihr die Waffe gefunden? Wisst ihr, wer der Mörder ist? Ihr wisst es, nicht wahr?«
    Chalilow beugte sich zu Katja.
    »Er hat die Knarre liegen gelassen«, flüsterte er ihr zu. »Das hat er immer getan, der Schweinehund. Aber heute hat er einen Fehler gemacht, Katja. Er war unvorsichtig.«
    »Was für eine Knarre, Renat? Sind seine Fingerabdrücke darauf?«
    »Genau darum geht es, Katja – was für eine Knarre.« Chalilow lächelte entschuldigend. »Mehr kann ich dir leider nicht sagen.«
    Erst als Kolossows Shiguli schon fast außer Sichtweite war, begriff Katja, dass Renat sie auf das wichtigste Beweisstück in diesem Fall aufmerksam gemacht hatte, das zu dem Mann führen würde (oder schon geführt hatte?), der erst zwei Stunden zuvor einen anderen Mann erschossen hatte.

2 Der Blutsbruder
    Kolossow hätte mit jedem Zweifler um einen Kasten Bier gewettet, dass der Mord an Sladkich innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden aufgeklärt sein würde. Diesmal wusste er wirklich alles über den Fall: dass der Mord im Auftrag der Michailow-Bande ausgeführt worden war, dass man den ehemaligen Duma-Abgeordneten mit einem Gewehr der Marke »Colt-Sporter« mit Zielfernrohr erschossen hatte und, was am wichtigsten war – er kannte sogar den Namen des Mannes, der vor gerade erst zwei Stunden diese Importwaffe in seinen behandschuhten Händen gehalten hatte.
    Auf Sladkich war durch eine Luke vom Dachboden seines Hauses geschossen worden. Das war für einen Scharfschützen die günstigste Position: Von dort konnte man den ganzen Weg vom Eingang bis zum Wagen überblicken – neun Meter Asphalt von der Haustür bis zu Sladkichs Jeep. Wer dem Abgeordneten hier aufgelauert hatte, war offensichtlich bestens mit seinen Gewohnheiten vertraut. In der letzten Woche war er regelmäßig hier gewesen, um die Handwerker zu beaufsichtigen, die seine neue Wohnung renovierten. Auch an diesem Tag war alles wie immer gewesen: Die Arbeiter hatten das Parkett abgeschliffen, und Sladkich war persönlich erschienen, um die Arbeit zu begutachten. Um Viertel vor eins war er eingetroffen, zwanzig Minuten in der Wohnung geblieben und dann aufgebrochen, um zum Essen zu fahren. Ungefähr fünf Minuten später vernahmen die Arbeiter einen einzelnen Schuss. »Hörte sich an wie ein Silvesterknaller«, berichteten sie. »Wir sind gleich zum Fenster gerannt, und da lag der Boss auf dem Asphalt und zappelte mit den Beinen. Grässlich, wie er sich im Tod noch quälen musste!«
    Das Gewehr, aus dem der Schuss abgefeuert worden war, fand man direkt am Tatort: auf dem Dachboden, sorgfältig an die Wand gelehnt. Dass an der Waffe selbst keine Spuren sein würden, war allen sonnenklar. Trotzdem wurde das Gewehr genau untersucht, eingestäubt, eingepackt und zur weiteren Begutachtung ins Labor geschickt. Es gab keinen Zweifel: Das war die Mordwaffe. Nicht nur, weil es die richtige Marke war, eine »Colt-Sporter« – wichtiger noch war ein Merkmal, das sie von allen anderen Waffen auf der Welt unterschied: ein tiefer, fast zwei Zentimeter breiter Kratzer, eine Furche auf dem Zielfernrohr. Genau jenes besondere Kennzeichen, das der Informant genannt hatte, der Renat Chalilow zuarbeitete.
    Auf der Fahrt nach Rasdolsk fragte Kolossow sich immer wieder, ob sie vielleicht doch eine Chance gehabt hätten, den Tod dieses Mannes zu verhindern. Doch zum wiederholten Male kam er nach Abwägung sämtlicher Fakten zu dem eindeutigen Schluss, dass es Igor Sladkich vom Schicksal bestimmt gewesen war, Grants Opfer zu werden. Aber vielleicht würde er zumindest

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