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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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Mogadischu wahrnehmen.»
    Die Frau war so schön, daß es hieß, sie könne mit ihrem Aussehen töten, aber gewöhnlich benutzte sie ein spezialangefertigtes Scharfschützengewehr und teflonbeschichtete Explosivgeschosse. Sie hieß Chantalle und befand sich gerade in Marcels Büro, wie schon so oft, um potentielle Einsatzmöglichkeiten zu besprechen.
    «Ich verstehe», sagte Marcel mit einer Andeutung von Enttäuschung. «Es ist ein Last-minute-Auftrag. Ich weiß wirklich nicht, wie diese Leute erwarten können, daß ich so kurzfristig arbeite.» Er seufzte. «Ich hab schon Reginald probiert, aber er ist in Singapur und steht erst nächsten Monat wieder zur Verfügung, und meine Klienten wollen, daß diese Angelegenheit vorher erledigt wird.»
    Jean saß auf dem Sofa neben Chantalle, schenkte dem Gespräch aber keine besondere Aufmerksamkeit. Er steckte mit den Gedanken irgendwo in Chantalles kuschelweichern AngoraPulli.
    «Und Ch'ing?» fragte sie.
    «Hat bis zum Monatsende seine Kinder bei sich, und er will sie für einen Auftrag von dieser Größenordnung einfach nicht allein lassen. Wer hätte geahnt, daß er seine Kinder so abgöttisch lieben würde?»
    «Und ich nehme an, unser Freund Klaus ist zu skrupelhaft, um sich mit Monsieur Huweiler zu beschäftigen?» Chantalle spuckte die Frage voller Verachtung aus.
    «Ohhhh, aber natürlich. Eine gierige Familie sei kein Grund zum Töten, sagt er. Also wirklich! Was spielt das denn schon für eine Rolle?»
    Chantalle schüttelte den Kopf, peinlich berührt von Klaus' Berufsethik.
    «Nun», sagte Marcel keuchend, als er sich erhob, um ChantaUe zur Tür zu bringen, «ich möchte Ihre Zeit nicht noch länger beanspruchen. Das hier ist mein Problem, und ich werde irgendwie damit fertig werden müssen.»
    «Nun, viel Glück, mon ami. Kommen Sie doch wieder mal auf mich zurück.» Sie küßte Marcel auf die Wangen und verschwand mit einem «Ciao!».
    «Was ist mit diesem neuen Amerikaner, dem Cowboy?» fragte Jean vom Sofa aus. Er stellte sich einen rauhen, sonnengegerbten
    Grobian vor, in verblichenen Jeans und handvernähten, ölgegerbten Stiefeln aus Rindboxleder mit leichter Karreespitze.
    «Nein. Nach dem, was ich über ihn höre, fehlt ihm die Raffinesse, die wir hier benötigen. Und ich wäre dir dankbar, wenn du den Nigerianer gar nicht erst erwähnst. Zwei Meter groß und schwarz wie Kohle, würde er in der Schweiz wohl etwas auffallen. Nein, ich befürchte, wir werden einige Angebote einholen müssen.» Sein Tonfall verriet tiefe Abneigung gegen Werbung jeglicher Art.
    «Ich weiß wirklich nicht, wieso du so entsetzt tust», meinte Jean. «Das letzte Mal hat es doch hervorragend funktioniert.» Er ging zu einem großen Aktenschrank hinüber.
    «Es gefällt mir deswegen nicht», sagte Marcel verärgert, «weil es eigentlich so gedacht ist, daß die Leute zu mir kommen, weil ich über so hervorragende Kontakte verfüge, nicht weil ich nicht weiß, wie man Stellen-Anzeigen benutzt.»
    «Aber es funktioniert trotzdem», entgegnete Jean und zog eine Schublade heraus, die mit Akten vollgestopft war. «Wo soll ich sie reinsetzen? In die Daily Mail? Wir könnten nach London gehen und ... »
    «Nein», unterbrach Marcel, «die New York Times ist viel preiswerter pro Tausend, vor allem die Sonntagsausgabe.»
    Jean fand die Mappe mit den Anzeigen. «Und welche wollen wir verwenden?
    «Nein. Man darf nie dieselbe zweimal hintereinander benutzen.» Marcel watschelte zu Jean hinüber.
    «Na gut», sagte Jean und blätterte weiter. «Wie wär's mit der
    «Die mag ich nicht», erschauerte Marcel. «Die ist mir zu maka-
    ber.» «Bestattungsunternehmer ?» «Nein.»
    «Trauerberater ?»
    «Nein, die gefallen mir alle nicht.» Marcel sah aus, als könnte er gleich anfangen zu schmollen. «Ich fürchte, wir werden eine neue schreiben müssen.»
     
    Einen Augenblick standen sie schweigend da und überlegten. Jeans Gedanken wanderten zu einem Sakko, einreihig, modisch etwas höher geknöpft, aus solider Schurwolle, den er an diesem Morgen in einem Katalog gesehen hatte.
    Plötzlich kam sich Marcel, die Stirn gerunzelt, ganz schlau vor. Er wandte sich zu Jean und verkündete selbstgefällig: «Ich hab's!»
    Bobs Selbstsicherheit nahm dramatisch ab, als er an diesem Nachmittag das Haus betrat, und so steuerte er erst seinen Wanzsaal an, um sich dort etwas Inspiration zu holen.
    An einem Nagel auf der Innenseite der Tür

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