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Der Kammerjäger

Der Kammerjäger

Titel: Der Kammerjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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hing Bobs spezialangefertigte Baseball-Mütze, ein Geschenk von Mary zu seinem letzten Geburtstag. Der größte Teil der Mütze war tintenschwarz, nur der Knopf auf der Spitze und der kurze, abgerundete Schirm waren dunkelrot. Aber das Wesentliche war das, was über die Vorderseite in fetten, dunkelroten Buchstaben gestickt war: TERMINATOR. Dieses Wort und die bedrohliche schwarz-rote Farbgebung verliehen Bob ein Gefühl von Macht, und so drückte er sich die Mütze auf den Kopf, während er zu seinem Schreibtisch eilte.
    Er nahm seine Lupe und ging zu dem Insektarium mit der Blutsaugenden Kegelnase (Triatoma sanguisuga) hinüber, manchmal auch Mexikanische Bettwanze genannt. Eingehend betrachtete er eine der Wanzen, die neben der Glaswand hockte.
    Die Blutsaugende Kegelnase hatte eine Figur wie ein Miniatur-Tennisschläger, mit Augen, Beinen und winzigen Antennen an der Spitze eines sich verjüngenden Griffs. Ihr rechteckiger Hinterleib war braun und mit orangeroten Streifen versehen, die bis zu den Seiten verliefen. Der Thorax war stämmig und besaß einen leichten Kamm, der die Seiten horizontal überspannte. Der schmale Kopf endete in einem bedrohlichen, sich verjüngenden Rüssel, anders als der typische gebogene Rüssel, der bei den anderen Mitgliedern der Reduviidae-Familie anzutreffen war. Es war ein elegantes Tötungswerkzeug, erbarmungslos und endgültig in seiner Anwendung.
    Bob legte die Lupe auf den Tisch und bereitete sich darauf vor, seiner Mary gegenüberzutreten. Er nahm an, daß Mary gerade dabei wäre, sich für einen weiteren Abend im Coffee Shop fertigzumachen. Das würde kein leichtes Verkaufsgespräch werden.
    Er betrat das Schlafzimmer und verkündete mit einer großartigen Geste: «Schatz, ich hab eine tolle Neuigkeit!»
    «Ahhh!» schrie Mary. Sie hatte Bob nicht so früh zurückerwartet, so daß sein plötzliches Erscheinen und seine begeisterte Verkündung sie veranlaßten, auf das Bett zu fallen, während sie sich abstrampelte, in eine Strumpfhose hineinzukommen, die eine unanständige Laufmasche am Oberschenkel hatte.
    Bob sprang aufs Bett und begann Marys Nacken zu küssen. «Was machst du hier? Ich dachte, du bist in Brooklyn.» «Wie gesagt, ich habe super Neuigkeiten!»
    «Hast du eine Gehaltserhöhung bekommen?» fragte Mary
    zwischen den Küssen. «Besser», sagte Bob.
    «Hat man dich etwa zum Supervisor ernannt?» «Besser», erwiderte er.
    «Nun sag's schon ... » Mary war nicht in der Stimmung für Ratespiele, aber Bobs spielerisches Wesen brachte sie immer zum Lächeln.
    «Ich bin gefeuert worden!»
    Ihr Lächeln verschwand. Sie schob Bob auf den Boden. Das war nicht gerade das, woran sie gedacht hatte, als Bob verkündete, er hätte eine tolle Neuigkeit.
    «Du bist was?!» fragte sie.
    «Na ja, genaugenommen habe ich gekündigt, aber eine Sekunde später hat Rick mich gefeuert, es kommt also drauf an, wie man es betrachtet. Ich hab so meine Zweifel, ob ich Anspruch auf Arbeitslosengeld habe, weil ich ihm meinen Sprühstab in die Nase gestoßen habe, aber er hat mich provoziert. Er hat mir die übliche Scheiße erzählt, weißt du, daß ich wieder mein Parathion verdreifachen soll. Und so hab ich ... »
    «Bob, auch wenn er dir gesagt hätte, du sollst die verdammten Viecher essen! Du weißt genau, daß wir uns das nicht leisten können!»
    Die untypische Verwendung von lasterhaftem Wortschatz betonte Marys Aufregung, fand Bob.
    «Na komm, sei nicht so negativ. Das ist toll! Wenn du mal drüber nachdenkst. Es könnte auch nicht besser sein, wenn wir es geplant hätten. Das Timing ist ideal», sagte Bob, wobei er der Wahrheit mehr als nur einen kleinen Drall gab.
    «Bob, nein, das können wir nicht machen», stellte sich Mary stur. «Wir können uns das im Moment absolut nicht leisten, also fang gar nicht erst an.»
    Die finanzielle Situation der Dillons ähnelte der vieler amerikanischer Familien. Selbst als Mary bei der Sparkasse gearbeitet hatte und Bob ganztags bei Käfer-EX, erlaubte ihr gemeinsames Einkommen ihnen nur, das Allernötigste zu bezahlen und soviel zu sparen, daß sie die nächste größere Autoreparatur bezahlen konnten oder den gelegentlichen Wochenendausflug an die Küste von New Jersey.
    Auf dem Höhepunkt hatten ihre Ersparnisse ganze tausendsechshundertneunundachtzig Dollar erreicht, aber dann mußte Katy sich einer kleinen Operation unterziehen. Da das Programm mit den abzugsfähigen zweitausend Dollar der einzige Weg war, sich vollständige medizinische

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