Der Kammerjäger
Betreuung zu leisten, und da der Kongreß beschlossen hatte, daß es wirklich keine Krise des Gesundheitssystems gab, mit der man fertig werden mußte, waren die Dillon-Ersparnisse schon längst aufgebraucht. Und nachdem Mary soweit abgestiegen war, daß sie nur noch Trinkgeld verdiente, und Bobs Gehaltsschecks bestenfalls mager waren, hatten sich die unbezahlten Rechnungen schnell angesammelt. Tatsächlich trennten sie nur noch wenige Monate von dem Zustand, obdachlos zu werden oder Freunde und Verwandte um Bargeld anpumpen zu müssen.
«Na komm, Schatz, denk mal drüber nach», drängte Bob, «jeder macht sich Sorgen um die Umwelt, stimmt's? Und niemand mag Kakerlaken und Termiten. Addier diese Tatsachen zusammen, und was erscheint sofort vor deinem geistigen Auge?»
«Visionen von Bankrott», sagte Mary.
«Nein, Dummerchen, Bobs Vollbiologische Schädlingsvernichtung!»
«0 nein, nicht schon wieder.»
«Ich sag dir, Liebes, es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, um damit anzufangen.»
«Womit?!» wollte Mary wissen. «Hast du in letzter Zeit mal unseren Kontoauszug gesehen? Ohne Geld kannst du kein Geschäft gründen, so einfach ist das. Und wenn du dich mal gut umsiehst, Mr. Risikokapital, wirst du bemerken, daß wir nicht nur kein richtiges Geld haben, sondern nicht einmal etwas, das wir verkaufen könnten, um welches zu kriegen.»
Zur Veranschaulichung ihres Arguments nahm Mary ein Stück Goldschmuck von ihrem Frisiertisch und hielt es Bob unter die Nase.
«Tatsächlich ist der Anhänger deiner Großmutter der einzige Wertgegenstand, den wir noch haben, und du wirst ihn aus meinen toten Fingern herausbrechen müssen, bevor du ihn verkaufst, um dieses Projekt von dir zu finanzieren! Wenn ich hier auch nur noch ein einziges Wörtchen mitzureden habe, dann wird Katy dies eines Tages ihrer Tochter geben und -»
Bob unterbrach sie, seinen Optimismus wie einen stumpfen Gegenstand schwingend. «Schatz, versuch es doch mal so zu sehen: Wenn ich nichts unternehme, daß Leute dreifache Dosen von Parathion versprühen, dann wird Katys Gebärmutter wie eine Pflaume einschrumpfen, so daß sie gar keine Tochter bekommen kann.»
Na gut, dachte Mary, da hat Bob recht. Aber trotzdem.
«Pratt war heute schon zweimal hier, um die restliche Miete zu kassieren», sagte Mary in einem Versuch, den Traumexpreß zum Entgleisen zu bringen. «Was werden wir dagegen unternehmen?» Sie stieg in ihre billige und fleckige Polyester-Kellnerin-Uni-
form und drehte sich um, damit Bob ihr den Reißverschluß zumachen konnte.
«Weißt du, daß du hier hinten etwas hast, das wie Ketchup aussieht?» fragte Bob.
«Lenk nicht ab», erwiderte Mary. «Es ist Erdbeersirup.» «Wieviel schulden wir Pratt?»
«Dreihundertzwanzig Dollar.» Sie drehte sich um und steckte Bob einen Finger ins Gesicht. < Er küßte Marys Fingerspitze. «Du machst dir immer soviel Sorgen», sagte er. < «Und wie kommt das, Mr. Rockefeller?» fragte Mary mit ungezügeltem Zynismus.
«Weil», erwiderte Bob weise, «einer der Vorteile eines vollbiologischen Schädlingsvernichtungsunternehmens niedrige Startkosten sind.»
Bei dem Gedanken an überhaupt irgendwas Niedriges beruhigte sich Mary, und wie immer gefiel ihr Bobs Entschlossenheit, seinen Traum zu verwirklichen.
«Wie lange?» fragte sie, schon nachgebend.
«Schwer zu sagen. Ich brauch noch ein paar hundert Radwanzen für das Kreuzen, und dann, wenn ich einen bereitwilligen Hauseigentümer finde, der ein paar verseuchte Gebäude hat, und ... Oh! Da fällt mir ein, ein Freund eines Freundes hat Sy Silverstein von meiner Idee erzählt.»
«Sy Silverstein? Der Bauunternehmer? Der Sy Silverstein ?» Mary war beeindruckt.
«Genau der», sagte Bob. «Er hockt auf einer Menge Ruinen, ich versuche also, einen Termin bei ihm zu bekommen. Wenn er mich ein paar von seinen Gebäuden benutzen läßt, dann brauche ich nur ein paar Wochen, um die verschiedenen Kreuzungen zu testen, und dann sind wir im Geschäft.»
«Vorausgesetzt, die Viecher funktionieren», sagte Mary.
«Ja, das stimmt natürlich», gab Bob zu. «Aber das ist ja gerade das, was diese
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