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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Steigen begriffen. Dicke, quellende Wolkenmassen erhoben sich über dem Osthorizont, bläulichschwarz und schwer. Unter ihnen zuckten geräuschlose Blitze. Lange danach kam der Donner, ein dumpfes, fernes Grollen.
    »Wie spät ist es?« murmelte Rhin.
    »Es wird bald dunkel sein.«
    Fluß und Dschungel lagen in stummer Erwartung des Regens, feucht und schwer lastete die Luft. Zwischen den Uferbäumen waren flitzende Bewegungen von Farbe zu sehen.
    Vögel, hoffte sie.
    Die Mittelströmung des Flusses war noch immer schnell, aber die Kapsel hatte sie verlassen und glitt träge und schwerfällig durch die glatte, lehmbraune Flut, von Nebenströmungen, zufälligen Wirbeln und aufsteigenden Wasserschwallen gehemmt, herumgedreht und langsam weitergetragen.
    Es ist das Warten, dachte Rhin, das einen verrückt macht.
    Tränen rollten über ihre Wangen, und sie wischte sie fort.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, meine Liebe?« fragte Chen Lu.
    Sie wollte lachen, wußte aber, daß es sie wieder in die Hysterie ziehen würde.
    »Etwas nicht in Ordnung!« sagte sie. »Eine absurdere Frage habe ich lange nicht gehört.«
    »Ah, wir haben immer noch unseren Kampfgeist«, sagte Chen Lu. »Ein gutes Zeichen.«
    Die dunklen Wolkenmassen zogen rasch näher. Das dunstige Licht der sinkenden Sonne legte ein unwirkliches Leuchten über den Fluß, dann glitt die graue Dunkelheit eines Wolkenschattens über die Kapsel und löste alle Kontraste aus.
    Von Osten wanderte ein undurchsichtiger, grauer Regenvorhang heran. Windböen peitschten das Wasser, brachten die Kapsel ins Schaukeln und stießen sie in die Hauptströmung. Wieder flackerten Blitze. Das Donnergrollen kam schneller, schärfer. Das Geräusch erregte einen Trupp Brüllaffen am linken Ufer. Ihre heulenden Schreie echoten über das Wasser.
    Dunkelheit fiel über den Fluß. Für kurze Zeit teilten sich die Wolken im Westen und zeigten einen gelb und brandrot gestreiften Himmel, der sich rasch purpurn und orange verfärbte. Ein Hauch von Lilarosa brachte die Wolkenunterseiten zum Erglühen, dann erlosch das Licht, und der Fluß nahm ein schwarzes, öliges Aussehen an, das sich im Widerschein der Blitze zu bleiernem Grau veränderte.
    Die Regenwand zog über den Fluß, prasselte auf Kabinendach und Tragflächen und verhüllte die Uferstreifen mit taubengrauem Nebel. Der Wind schlief ein, und Nacht bedeckte die Szene. Der Regen wurde zu monotonem Trommeln, unterbrochen nur von fahl zuckenden Blitzen und dem unablässigen Krachen der Donnerschläge.
    »O Gott, wie ich mich fürchte«, wisperte Rhin. »O Gott, wie ich mich fürchte.«
    Joao hatte keine Worte, sie zu trösten. Ihre Welt und alles, was sie ihnen abverlangte, war mit Worten nicht mehr zurechtzurücken. Alles hatte sich in ein elementares Fließen verwandelt, das vom Fluß selbst nicht mehr zu unterscheiden war.
    Plötzlich kam Lärmen von Fröschen aus der Finsternis, und sie hörten den linken Schwimmer durch Schilf rauschen. Die Strömung drehte die Kapsel herum und zog sie weiter durch die lichtlose Nacht, und die drei Insassen kehrten in ihre Welt von prasselndem Regen und rauschendem, gurgelndem Flußwasser zurück.
    »Es ist sehr seltsam, dieses Gejagtwerden«, murmelte Chen Lu.
    Die Worte trafen Joao, als ob sie aus irgendeiner körperlosen Quelle kämen. Er versuchte sich an Chen Lus Aussehen zu erinnern und war verblüfft, als sich kein Bild einstellte. Er suchte nach etwas, das er sagen könnte, und alles, was er finden konnte, war: »Wir sind noch nicht tot.«
    Noch nicht, dachte Chen Lu. Aber seien wir getrost, es wird nicht mehr lange dauern. Der unabwendbare Augenblick rückt mit jedem Herzschlag näher, und es ist gut so. Reihen wir uns willig ein in den immerwährenden Prozeß des Vergehens, ohne den nichts werden kann. Mag dies unsere Charonsbarke sein, die uns auf stygischen Wassern zum Tartaros übersetzt …
    »Ich glaube, wir sollten ankern«, sagte Rhin. »Was, wenn wir in der Nacht zu Stromschnellen kämen? Wer könnte in diesem Regen etwas hören?«
    »Wir haben keinen Anker‹ sagte Joao. »Wir müßten erst einen improvisieren, und ich weiß nicht, womit.«
    »Ich glaube›wir sollten uns treiben lassen und lauschen«, sagte Chen Lu. »Wenn wir etwas hören, können wir die Scheinwerfer einschalten.«
    »Aber dann wird es zu spät sein!« sagte Rhin. »Oder kannst du bei Nacht mit dem Ding fliegen, Joao?«
    »Normalerweise schon«, sagte Joao zögernd. »Nur weiß ich nicht, ob wir noch genug

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