Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
Vom Netzwerk:
festzuhalten.
    Feinde oder nicht! Jetzt waren sie Retter. Sie gaben ihnen Decken und heißen Kaffee. »Reibt euch trocken! Wir geben euch alte Sachen«, radebrechte einer. Sie hockten sich an den Aufbauten hin und genossen die Wärme, die sich langsam in den Gliedern ausbreitete.
    »Wer ist euer Kapitän?« fragte der fremde Kommandant. David meldete sich.
    »Wie sieht es in Ancona aus?« wollte der Kaperkapitän wissen.
    »Die Russen, Türken und Österreicher belagern es. Mehr wissen wir auch nicht. Wir kommen aus Zadar.«
    »Da hat euch die Bora voll erwischt. Uns hat sie nur am Rande berührt«, sagte der Fremde mitfühlend. Sie erhielten noch warme Suppe und dösten oder schliefen dann ein wenig.
    Schreie weckten sie. Die Franzosen rannten an die Kanonen und stießen sie beiseite. Vor ihnen lagen die Hafenmolen von Ancona und zwischen den tiefliegenden Wolken jagte von Steuerbord eine Zweimastbrigg heran. »Das ist die Bulldog!« rief Grant.
    Der Kaperkapitän brüllte Befehle, und die Matrosen jagten sie hoch und hielten ihnen Entermesser unter die Nase. »Umdrehen! Hände auf den Rücken!« Sie fesselten ihnen die Hände und verbanden sie alle mit einem Tau. Dann mußten sie an der Reling Aufstellung nehmen.
    Die Bulldog schoß ihnen eine Kugel vor den Bug, aber der Kaper ließ sich nicht beirren. Die Bulldog setzte sich neben sie und zeigte ihre Breitseite mit der drohenden Reihe der Karronaden. »Mein Gott! Wenn sie feuern, haut es uns alle in Stücke«, stöhnte ein Seemann neben David. Andere riefen laut: »Wir sind es, die Vulcanos!«
    David erkannte Commander Neale auf dem Achterdeck, der sie sorgfältig durchs Teleskop musterte und dann seinen Ersten Leutnant rief, der sie auch studierte. Dann winkte Neale, und die Bulldog drehte ab.
    »Na bitte!« lachte der Kaperkommandant, und die Schebecke lief ungefährdet in den Hafen von Ancona ein.
    Soldaten nahmen die Briten am Kai in Empfang und trieben sie mit Kolbenschlägen voran. Das waren keine Retter, das waren Schinder. David rief laut: »Wir sind Kriegsgefangene. Behandelt uns anständig!« Einer der Soldaten schlug ihm auf dem Mund, daß er taumelte.
    Dann trieb man sie in ein großes Gebäude in der Stadt. Ein Trupp von Gefängniswärtern erwartete sie, allen voran ein dicker Kerl mit eingedrückter Nase. »Wir werden euch in das dreckigste Loch werfen, damit euch die Würmer fressen!« schrie er sie an.
    »Wir sind Kriegsgefangene, und zwei von uns sind Offiziere. Wir haben Anspruch auf anständige Behandlung«, protestierte David.
    »Du bist ein Haufen Scheiße. In ein paar Tagen wirst du mir aus der Hand fressen«, fluchte der Dicke.
    David taumelte vor Erschöpfung und Wut. Plötzlich stand eine Szene aus seiner Kindheit in Stade vor seinem Auge. Der Kutscher seines Vaters und Hausdiener für alles stritt sich mit einem anderen Kutscher und schrie: »Du dämliches Arschloch!« David imponierte das Wort damals mächtig, und er wiederholte es zu seiner Mutter. Die hielt ihm den Mund zu und verbot ihm, das böse Wort noch einmal zu benutzen. In seinem Dämmerzustand hörte er es jetzt wieder und sagte auf deutsch: »Du dämliches Arschloch!«
    Er erwartete den Schlag mit dem Stock und schloß die Augen. Aber der Dicke guckte überrascht und fragte: »Bischt du ein Deitscher? Wo kommschst du her?«
    »Aus Hannover«, antwortete David mechanisch.
    »Und was machscht bei die Engländer?« forschte der Dicke.
    »Hannover gehört zu England. Ich bin englischer Offizier. Wir sind Schiffbrüchige.«
    »Ich bin aus dem Elsaß«, sagte der Dicke. »Da kommt hier einer aus Deitschland. Bringt sie nach oben in den Saal und die Offiziere in die Kammer daneben!« wies er dann seine Leute an. »Gebt ihnen zu essen und zu trinken. Es sind Kriegsgefangene. Maurice, du läufst zur Kommandantur!«
    Und zu David sagte er leise: »Da seid ihr gut untergebracht. Es dauert doch nur noch wenige Tage, dann ischt hier alles vorbei.«
    David bedankte sich und legte sich in der Kammer auf die Pritsche. »Was haben Sie denn gesagt, Sir, daß er uns so gut unterbringt?«
    David übersetzte es ihm. »Und das hilft, Sir?« fragte Grant entgeistert.
    »Manchmal«, sagte David und schlief ein.
    Nach einer Stunde wurde er wachgerüttelt und sah Brot und Suppe auf dem Tisch. »Essen Sie schnell, Sir«, sagte Grant. »Sie sollen verhört werden.« Kurz darauf führten zwei Posten David in ein Nebengebäude, wo ein Zivilist an einem Tisch saß.
    »Setzen Sie sich. Ich soll Ihre

Weitere Kostenlose Bücher