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Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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die Welle über ihm zusammen und drückte ihm die Luft aus den Lungen. Kaum war sie über das Schiff hinweggerauscht, peitschte das Gemisch aus Luft und Salzwasser mit unvorstellbarer Geschwindigkeit ihre Gesichter. Die Vulcano legte sich auf die Seite und drohte, aus dem Ruder zu laufen.
    »Vier Strich backbord!« brüllte David durch den Sturm und hängte sich mit in die Speichen des Ruders. Die Vulcano richtete sich wieder auf. Wasser lief vom Deck zurück in die See. Aber es gab ja kaum noch einen Unterschied zwischen Meer und Himmel. Alles war eine brodelnde und donnernde Masse.
    Ein Brett löste sich vom Ruderhaus und flog wie ein Speer durch die Luft. »Vernagelt die Lücke!« schrie David und rannte dann selbst nach vorn, wo ein Seil an einer Karronade krachend zerrissen war. Mit zwei Matrosen zog er neue Seile fest. Immer wieder mußten sie sich vor den Wellen ducken und wurden aneinandergeschleudert, daß David die Rippen schmerzten.
    Dann änderte sich die Windrichtung, und die Vulcano legte sich auf die Seite. »Fünf Strich steuerbord!« brüllte er und warf sich wieder ins Ruder. Es gab keine Pause. Und dann krachte es furchtbar. »Der Großmast ist über dem Topp gebrochen!« schrie ein Maat entsetzt.
    Der riesige Baum hing mit zwei Dritteln seiner Länge an der Steuerbordseite in die See und zog die Vulcano herum. »Gegensteuern!« rief David. Hastig blickte er um sich. Dort war ein Beil! »Hackt die Taue los! Über Bord mit dem Mast!« Und er lief voran und hackte auf die Wanten ein, damit sie vom Mast freikamen.
    Schließlich schrammte der Rest des Masts über Bord, glitt an der Bordwand entlang, und dann packte ihn eine Welle und warf ihn mit furchtbarer Wucht gegen die Bordwand, bevor er verschwand.
    Mein Gott, dachte David und rief nach unten: »Bordwand auf eingedrückte Planken kontrollieren!«
    Nach einer Weile kam Mr. Grant an Deck gekrochen und hangelte sich an den Seilen zu David. »Es hat zwei Planken auf etwa drei Meter eingedrückt, Sir. Wir haben verschalt und abgedichtet, aber es leckt noch immer ziemlich. Wir pumpen, aber lange werden sie es nicht schaffen.«
    »Lassen Sie ein Segel vorbereiten, das wir außen über die Bordwand ziehen, wenn es etwas ruhiger ist. Wahrscheinlich werden wir auch die Karronaden über Bord geben müssen.«
    Unaufhörlich schlugen die Wellen über sie hinweg. Sie duckten sich schon ganz mechanisch. Die Vulcano wurde immer schwerer im Wasser und reagierte immer langsamer.
    David ließ Mr. Wilson rufen. »Drei Taue fertigmachen, die vom Bug aus unter dem Kiel durchgefiert werden. Das Lecksegel muß an einer Seite drei kurze Taue haben, die wir festlaschen können. An der anderen Seite drei lange Taue.«
    »Aye, aye, Sir. Wir arbeiten schon daran.«
    »Und dann bilden Sie Ketten, Mr. Wilson, damit der größte Teil der Munition über Bord kommt. Danach sind die Karronaden dran.«
    Wilson war geschockt. »Aber Sir, dann können wir nicht mehr kämpfen.«
    »Mr. Wilson, jetzt geht es nur noch um Leben oder Tod. Tun Sie alles, damit viele überleben.«
    Wilson wandte sich wortlos um und ging.
    Sie verloren jedes Zeitgefühl. Immer wieder rissen sie das Ruder herum. Immer wieder zurrten sie fest, was sich loszureißen drohte. Dann kamen die Männer mit den drei langen Tauen und hangelten sich zum Bug vor. Einer achtete nicht auf die riesige Welle, die sich herangepirscht hatte. Sie riß ihn weg, und sie sahen nichts mehr von ihm.
    Die anderen zogen die Taue unter dem Kiel durch und standen bereit, als der Trupp mit dem Lecksegel kam. »Vorsicht! Welle!« schrie einer; und sie klammerten sich fest. Dann vertäuten sie schnell die kurzen Taue mit den anderen und griffen die anderen Taue am Lecksegel.
    »Holt fest!« schrie der Bootsmannsmaat, und sie zogen das Lecksegel straff über das Leck. »Macht fest!« Sie vertäuten die Taue, und das Wasser half ihnen, indem es das Lecksegel an den Stellen ansog, wo Wasser eingeströmt war.
    Hoffentlich hilft es etwas, dachte David. »Mr. Wilson!« rief er. »Der Koch soll Kaffee heiß machen und verteilen. Und lassen Sie die Deckwachen abwechseln.«
    David konnte sich kaum noch aufrecht halten. Aber für die jungen Midshipmen war es der erste große Sturm. Da mußte er an Deck bleiben. Wieviel Stunden harrte er schon aus? Einer der Seeleute berührte seine Schulter und wies dorthin, wo Osten liegen mußte. Es wurde grau. »Der Morgen kommt, das ist gut«, stammelte David aus salzverkrusteten Lippen.
    Die Vulcano lag wieder

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