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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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der Somervilles. Der Mann kannte es gut. Corbett ging den Menschenmassen aus dem Weg, die nach Smithfield drängten, und gelangte durch Aldersgate in die Barbican Street.
    Somerville House war ein prachtvolles Gebäude, auch wenn jetzt alle Fensterläden geschlossen waren und schwarzer Batist zum Zeichen der Trauer in mächtigen Falten an hölzerne Balken genagelt worden war. Ein tränenüberströmtes Hausmädchen öffnete die Tür und führte ihn in einen kleinen, aber üppig eingerichteten Söller im zweiten Stock. Der Raum ließ Corbett daran denken, wie Maeve sein eigenes Haus in der Bread Street verschönert hatte; allerdings sah dieses Gemach sehr unordentlich aus, als sei hier seit Tagen nicht mehr geputzt worden. Weinflecken verunzierten den Tisch und auch einige der gobelinbezogenen Stühle. Die Wandbehänge waren staubig und faltig, im Kamin brannte kein Feuer, und der Rost war auch nicht gesäubert.
    »Ihr wollt zu mir?«
    Corbett drehte sich um und sah einen jungen Mann in der Tür stehen.
    »Mein Name ist Gilbert Somerville. Das Mädchen sagt, Ihr seid Sir Hugh Corbett, der Beauftragte des Königs.«
    Der junge Mann reichte ihm eine schlaffe Hand. Corbett musterte das schwarze, zerzauste Haar, die blassen, aufgedunsenen Wangen, die rotgeränderten Augen und die kraftlose Mundpartie. Ein Weintrinker, folgerte Corbett. Ein Sohn, der um seine Mutter trauerte, aber einer, der seinen Rotwein mehr als alles andere liebte.
    »Es tut mir leid.« Der junge Mann zupfte an seinem pelzverbrämten Mantel und führte Corbett zu einem Stuhl. »Ich habe verschlafen. Bitte, setzt Euch doch.« Er kratzte sich die stoppelbärtige Wange. »Meine Mutter wurde gestern beerdigt«, murmelte er. »Das Haus ist noch nicht sauber. Ich...« Er ließ den Satz unausgesprochen.
    »Mein Beileid, Master Gilbert.«
    »Sir Gilbert«, korrigierte der junge Mann.
    »Mein Beileid zum Tode Eurer Mutter, Sir Gilbert. Wenn ich alles recht verstanden habe, seid Ihr am Dienstag, dem 12. Mai, in aller Frühe heimgekommen, und als Ihr Eure Mutter nicht in ihrem Gemach vorfandet, veranlaßtet Ihr eine Suche?«
    »Ja. Die Diener fanden sie vor dem Schafott in Smithfield.«
    »Hat Eure Mutter vor ihrem Tod auf eine ungewöhnliche Weise gehandelt oder gesprochen?«
    »Meine Mutter hat kaum je mit mir gesprochen. Also habe ich sie auch in Ruhe gelassen.«
    Corbett sah den Zorn und die Kränkung in den Augen des jungen Mannes.
    »Jetzt ist sie von uns gegangen«, antwortete er leise. »Warum solche Zwietracht zwischen einer Mutter und ihrem einzigen Sohn?«
    »In ihren Augen war ich eben nicht wie mein Vater.«
    Nein. Nein, so bist du auch nicht, dachte Corbett. Er entsann sich verschwommen an den alten Somerville. Ein hochgewachsener, flotter Kämpfer, der dem Reich in den letzten Jahren der walisischen Kriege gute Dienste geleistet hatte. Corbett erinnerte sich daran, daß er ihn durch die Staatskanzlei hatte gehen sehen, oder Arm in Arm mit dem König in einem der Feldlager oder in den Korridoren einer Burg oder eines Schlosses.
    »Sagt Euch die Redensart >Die Kutte macht noch keinen Mönch< irgend etwas?«
    Somerville zog einen schiefen Mund. »Überhaupt nichts.«
    »Hatte Eure Mutter irgendwelche Vertraute hier im Haushalt?«
    Der junge Mann sah Corbett säuerlich an. »Nein, die hatte sie nicht. Sie war von der alten Schule, Master Corbett.«
    » Sir Hugh Corbett.«
    »Touché«, antwortete der junge Mann. »Nein, Sir Hugh, meine Mutter hat sich für sich gehalten. Gesprochen hat sie nur mit den Schwestern vom Orden der Hl. Martha.« Corbett schaute den jungen Mann an. »Ihr habt also keine Ahnung, wer Eure Mutter wie oder warum ermordet haben könnte?«
    »Nein.«
    Corbett überlief es kalt angesichts dessen, wie knapp und unbewegt dieser arrogante junge Mann den gewaltsamen Tod seiner Mutter abtat. Er schaute sich um.
    »Hatte Eure Mutter irgendwelche privaten Papiere?«
    »Ja, aber die habe ich durchgesehen. Da ist nichts.«
    »Wollt Ihr keine Vergeltung für den Tod Eurer Mutter?«
    Der junge Mann zuckte mit der Schulter. »Natürlich. Aber Ihr seid Sir Hugh Corbett, Bewahrer des königlichen Geheimsiegels. Ich setze mein ganzes Vertrauen in Euch, Sekretär. Ihr werdet den Mörder finden. Ihr gleicht meinem Vater. Ihr rennt umher wie der Windhund des Königs, holt dieses, bringt jenes. Der Mörder wird gefaßt werden, und ich werde mit einer Flasche Wein zum Galgen bei den Elms gehen, um das Schwein hängen zu sehen.«
    Corbett stand auf und

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