Der Kapuzenmörder
Vorübergehende gleichermaßen. An einer Garküche an der Ecke der Wood Street blieb er stehen und kaufte sich eine Pastete, aber gleich warf er sie in die Gosse, als seine Zähne knirschend auf etwas Hartes bissen.
»Verfluchte Behörden!« murrte er. Wenn die Büttel und die Gildenmitglieder doch nur halb so gründlich auf das achten würden, was auf der Straße verkauft wurde, wie sie ihren kostbaren Ruf hüteten. Er wandte sich um und ging durch die Shambles zurück. Einmal blieb er stehen und schaute einem Mann zu, der ganz in Schwarz gekleidet war; die weißen Knochen eines Skeletts waren grell auf seinen Anzug gemalt, und er tanzte eine makabre Gigue, während sein Gefährte die Trommel schlug und ein Junge auf einer Rohrflöte einen gespenstischen Totenmarsch spielte. Corbett schob sich durch das Gedränge an den Metzgerständen; er hatte die Hand auf der Börse und ein wachsames Auge auf den Abfall, der auf dem Boden lag. Draußen vor Newgate war eine Menschenmenge zusammengeströmt, um die Totenkarren zu begrüßen, auf denen die Verbrecher zum Schafott nach Smithfield oder in die Stadt zu den Elms gefahren wurden. Er dachte an den verrückten Bettler vom vergangenen Abend, und schaudernd hastete er weiter.
Er wünschte sich jetzt, Ranulf wäre bei ihm. An der Ecke der Cock Lane hielten schlampige Vetteln und gemeine Huren bereits nach Kundschaft Ausschau; die weiße Schminke auf ihren Gesichtern war so dick aufgetragen, daß sie hier und da geplatzt war, und ihre kahlrasierten Schädel waren mit roten oder orangegelben Perücken bedeckt.
»Einen Penny für eine Nummer!« kreischte eine ihm entgegen.
»Für zwei Pence darfst du machen, was du willst!«
»Keine Sorge«, gackerte eine, »es wird nicht lange dauern.« Corbett ging auf die Gruppe zu. Er lächelte und bemühte sich, seinen Ekel vor dem sauren Geruch zu verbergen, der ihren Kleidern entstieg, und er übersah die schwarze Schminke um ihre Augen, die bereits verlief und die bemalten Wangen verschmierte.
»Guten Morgen, meine Damen«, begrüßte er die Schar.
Die Frauen starrten einander sprachlos an, bevor sie in kreischendes Gelächter ausbrachen.
»Oh, guten Morgen, der Herr!« riefen sie im Chor zurück, und sie schwenkten ihre leuchtend roten Röcke und verneigten sich zu einem spöttischen Hofknicks.
»Was willst du?« Ein großes, fettes Weib, rund wie ein Schmalzfaß, drängte sich nach vorn. Ihre Lippen teilten sich zu einem falschen Lächeln, und man sah schwarze Zahn-Stümpfe.
»Welche von uns gefällt dir?« Sie drehte sich grinsend nach ihren Kolleginnen um. »Für einen Shilling kannst du uns alle kriegen — ganze dreizehn Stück!«
Kreischendes Gelächter begrüßte diesen witzigen Einfall. Corbett versuchte, seine Verlegenheit zu verbergen und schaute weg.
»Mylady«, sagte er leise, »ich würde Euch wahrscheinlich überfordern.« Er lächelte die anderen an. »Ich meine, Euch alle.«
Das Gelächter und Gehänsel verstummte, als eine Silbermünze zwischen Corbetts Fingern erschien. »Für den Augenblick, ihr Schönen, nehmt meine aufrichtige Entschuldigung dafür, daß ich Euch nicht meine Kundschaft, wohl aber dieses Silberstück anbieten kann.« Er schaute in die Runde. »Dieses Silberstück bekommt diejenige, die mir etwas über den Tod einer gewissen Agnes sagen kann. Ihr wißt doch, das Mädchen, das in der Kirche bei Grey Friars ermordet wurde.«
Die Fluren drängten sich zusammen und sahen plötzlich aus wie eine Schar verängstigter kleiner Mädchen.
»Ich meine es gut«, sagte Corbett sanft. »Ich bin ein Mann des Königs, und ich arbeite mit dem Untersheriff, Alexander Cade, zusammen.«
»Du meinst den mit der großen Lanze!« schrie das Schmalzfaß.
Corbett schaute sie verwundert an.
»O ja, so nennen wir ihn: die große Lanze. Ein guter Turnierkämpfer, der Master Cade. Das kann ich dir sagen!«
Ein junges Mädchen, nicht mehr als fünfzehn oder sechzehn Sommer alt, drängte sich nach vorn. Ihre magere Gestalt war in Lumpen gekleidet. »Ich kann Euch etwas über Agnes sagen.«
Corbett hielt ihr die Silbermünze vors Gesicht. »Ich warte, Kind.«
Das Mädchen lächelte; das bleiche, weißgeschminkte Gesicht sah plötzlich mitleiderregend und verletzlich aus. Für kurze Zeit verloren ihre Augen die wachsame Härte.
»Dort unten.« Sie streckte den Zeigefinger aus. »Neben der Apotheke. Agnes hatte eine Dachstube.« Sie wischte sich mit dem Handrücken die Nase. »Sie hat immer behauptet, sie wäre
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