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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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anderen ihresgleichen. Ich konnte es nicht bestreiten, denn wenn wir in London waren, war er oft abwesend, in Geschäften des Königs, wie er behauptete.«
    Die alte Edelfrau lachte unvermittelt auf. »Das Biest fand das alles so komisch. Da stand ich und diente denen, die meinem Mann so gut gedient hatten! Immer wieder schlug sie die Röcke hoch; sie stieg auf einen Schemel und schwenkte ihre dreckige Nacktheit vor meinen Augen. Auf dem Tisch lag ein Messer. Ich weiß nicht, wie es geschah — ich nahm es und stieß zu. Das Mädchen schrie, und da riß ich ihr den Kopf bei den Haaren in den Nacken und schnitt ihr die Kehle durch.« Sie starrte Corbett an. »Wie konnte er nur?« flüsterte sie heiser. »Wie konnte er sich mit solchen Weibern herumtreiben und mich zum Gespött machen, zur Zielscheibe der Witze jeder gemeinen Hure? Oh, ich bin nicht dumm«, fuhr sie fort. »Die Worte des Mädchens riefen Gespenster aus meiner Erinnerung wach. Wie mein Mann mich vernachlässigt hatte... es begann, in mir zu schwären. Aber ich stellte fest, daß der Tod der Hure wie eine Läuterung wirkte, mein Blut reinigte und meinen Geist klärte — und so schlug ich wieder zu. Jedesmal legte ich Kutte und Kapuze aus der Kleiderkammer von Westminster an.« Sie lächelte. »Diese fetten Mönche haben nie bemerkt, daß etwas nicht stimmte. Ich hörte die Gerüchte über ihre nächtlichen Ausschweifungen und betrachtete sie als vorzügliche Tarnung. Auch dachte ich an meinen lieben, verstorbenen Gemahl und schwor mir, daß jeden Monat am Tag seines Todes eine Hure sterben würde.« Sie hob die weißen Fingerknöchel an die Lippen. »Oh, ich habe es zu gern getan. Sorgfältig bereitete ich alles vor, suchte mir mein Opfer aus und plante seine Vernichtung.« Sie beugte sich vor und tippte Corbett mit eiskalten Fingern auf den Handrücken. »Ihr hattet natürlich recht, schlauer Junge, der Ihr seid. Hin und wieder ging etwas schief. Die Hure Agnes sah mich. Dummes, dummes Mädchen! Sie dachte, sie könnte sich im Dunkeln verstecken, aber ich sah das Licht, das auf ihrem billigen Schmuck funkelte, und ihr blödes Gesicht schimmerte im Schatten.« Sie rieb sich die Wange. »Sie umzubringen, war leicht, aber mit Lady Somerville sah die Sache anders aus. Für gewöhnlich überprüfte ich die Kutte, die ich getragen hatte, und wusch sie wohl auch selbst, aber eines Tages beging ich einen Fehler. Ihr wißt, wie es ist, Corbett. Dunkelrotes Blut mischt sich leicht mit Braun. Und dann natürlich mein Parfüm. Jedenfalls ertappte ich Lady Somerville dabei, wie sie die Kutte vor sich hielt; sie stand bloß da und schaute mich an, und ich lächelte.«
    »Und Pater Benedict?« fragte Corbett.
    »Ich wußte, daß Lady Somerville zu ihm gehen würde«, spie sie. »Bei Lady de Lacey würde sie keine Freude finden.« Sie lächelte flüchtig. »Es wurde alles sehr lebhaft. Lady Somerville hatte Verdacht geschöpft und redete schon mit Pater Benedict. Ich wußte, er würde nicht leicht zu überzeugen sein, und ich hatte mir Isabeau schon als nächstes Opfer auserkoren.« Lady Fitzwarren starrte ins Leere, als rede sie mit sich selbst. »Lady Somerville mußte sterben, und Pater Benedict möglichst gleich danach, bevor er seinen krausen Verstand zusammennehmen und womöglich begreifen konnte, was hier vor sich ging. Am folgenden Abend besuchte ich Isabeau. Ich hatte mir nicht träumen lassen, daß Agnes dort erscheinen würde. Der Rest...« Lady Fitzwarren zuckte die Achseln und schob die Hand in ihr Gewand, als wolle sie sich an der Brust kratzen. »Tja«, flüsterte sie und stand auf, und im selben Augenblick fuhr ihre Hand in einer blitzschnellen Bewegung hervor. Aber die Geschwindigkeit machte sie ungenau, und statt zuzustechen, versuchte sie, auf sein Gesicht einzuhacken. Cade sprang auf, und Lady Mary kreischte, als Corbett Lady Fitzwarrens Handgelenk umklammerte und fest zusammenquetschte, bis seine Angreiferin mit schmerzverzerrtem Gesicht den Dolch fallenließ. Ranulf sprang vor und band ihr mit einer Schnur aus seiner Tasche geschickt die Daumen zusammen. Lady Fitzwarren stand da und zwinkerte zufrieden.
    »Was für ein schlauer Junge«, murmelte sie. »Ich habe diesen Dreckskerlen gutes Geld bezahlt, aber Männer müssen ja immer alles verpatzen.« Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte, bis Ranulf sie ohrfeigte. »Schwein!« kreischte sie. Ranulf nahm sie bei der Schulter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die alte Edelfrau wich zurück und

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