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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Sein Gesicht war schmal und hager; ein Mund wie eine Rattenfalle und eine Schnittwunde unter dem gesunden Auge ließen es desto bösartiger aussehen. Sein fettiges Haar war in der Mitte gescheitelt und fiel ihm in strähnigen Locken bis auf die Schultern.
    »Was willst du, Freundchen?«
    »Du bist Wormwood?«
    »Bin ich. Und wer bist du?«
    »Jemand hat dich empfohlen.«
    »Wofür?« Wormwoods Hände fuhren unter den Tisch, und die seiner drei Kumpane ebenfalls.
    Ranulf strahlte die vier an. Sie sahen aus wie das, was sie waren: Gauner und Halsabschneider, Männer, die einem Baby für einen Penny die Gurgel durchschneiden würden. Ranulf sah, daß der eine an der Schulter verletzt war, und da wußte er, daß er sein Wild aufgespürt hatte.
    »Ich möchte euch anheuern«, sagte er. »Aber vorher möchte ich um etwas von meinem Gold mit euch spielen.« Wormwoods Hände kamen unter dem Tisch hervor, und die seiner drei Kumpane ebenfalls. Ranulf sah die Fetzen, die sie sich um die Finger gewickelt hatten, und er sah auch die Kalkflecken. Er wußte, daß jeder Berufsmörder sein eigenes Kennzeichen hatte. Manche benutzten die Garotte, andere die Armbrust, und die vier Hübschen hier liebten es, ihr Opfer mit ungelöschtem Kalk zu blenden, ehe sie mit Dolch und Schwert zu Werke gingen. Wormwood spreizte die mit Lumpen umwickelten Hände.
    »Du willst uns anheuern, aber erst willst du würfeln?« Er zwinkerte seinen Kumpanen zu. »Mutter Fortuna lächelt uns heute abend zu, meine Brüder. Wirt!« rief er dann. »Bring einen Stuhl für unseren Freund, einen Krug von deinem besten Wein und fünf Becher. Er zahlt!«
    Der Wirt beeilte sich, aber er hielt das Gesicht abgewandt, als wisse er schon, was gleich kommen würde. Ein Stuhl wurde gebracht, der Wein aufgetragen. Wormwood schüttelte den Becher mit den Würfeln.
    »Na los, Meister, Gäste zuerst.«
    Ranulf schüttelte den Becher, würfelte eine Zehn und gab die Würfel an den Kerl zu seiner Linken weiter. Jeder kam an die Reihe; sie schlürften ihren Wein, brüllten Schmähungen und warfen alle weniger als Ranulf. Der Würfelbecher machte erneut die Runde.
    »Der beste von dreien!« verkündete Wormwood erbost. »Und für den Fall, daß du verlierst, wollen wir die Farbe deines Goldes sehen!«
    Ranulf legte eine Münze auf den Tisch, und die vier beglotzten sie gierig. Ranulf griff nach dem Würfelbecher. »Merkwürdig!« rief Wormwood.
    »Was denn?« Ranulf lächelte.
    »Dein Gold haben wir gesehen, aber was setzen wir eigentlich?«
    Ranulf stellte den Becher hin. »Ach, habe ich das nicht gesagt?« Er lächelte freundlich. »Euer Leben!«
    Wormwood ließ die Hände sinken, aber bevor die anderen sich gefaßt hatten, war Ranulf aufgesprungen und trat den Schemel hinter sich beiseite. Die kleine Armbrust, die er unter seinem Mantel verborgen hätte, kam hoch, und ein Bolzen mit Widerhaken fuhr Wormwood in die Brust, bevor die Hand des Schurken seinen Dolch erreicht hatte. Seine Kumpane waren zu langsam oder zu betrunken. Der eine sprang auf und wäre fast in Ranulfs Dolch gestürzt. Kreischend fuhr er zurück, und seine Hände preßten sich auf die blutende Wunde in seinem Bauch. Den beiden anderen erging es nicht besser. Ranulf bewegte sich geschmeidig, stieß mit dem Stiefel gegen den Tisch und klemmte den einen an die Wand. Er trat zurück und zog sein Schwert, als der andere Gauner mit dem Dolch in der Hand, betrunken vor sich hin fluchend, auf ihn zugewankt kam. Ranulf schlug eine Finte, der Mann taumelte an ihm vorbei und stürzte dann schreiend vor Schmerzen zu Boden, als Ranulf sein Schwert zurückschwang, daß die Klinge dem Kerl tief ins Kreuz drang. Der vierte Mörder, der immer noch zwischen Tisch und Wand klemmte, mühte sich zappelnd, freizukommen. Ranulf riß den kleinen Beutel vom Gürtel eines der gefallenen Kerle. Er öffnete ihn, schüttete sich den Kalk in die hohle Hand und warf ihn dem Sitzenden ins Gesicht. Der Mann fuhr schreiend zurück und trommelte mit den Absätzen auf den Fußboden. Ranulf drehte sich um und blickte in die stille Schankstube.
    »Gerechtigkeit ist geschehen!« brüllte er. »Ist jemand hier, der das anzuzweifeln wünscht?«
    Niemand meldete sich. Ranulf zog seinen Dolch aus dem Bauch des toten Mörders und ging langsam zur Tür. Man hörte nichts als das Scharren der Stühle und die gemurmelten Flüche des letzten von Wormwoods Kumpanen, der stöhnend nach Wasser winselte.
    Ranulf huschte in die Nacht hinaus und durch die

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