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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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Großneffen in derselben Mannschaft, und sie ging
zu jedem Spiel. Daß sie verfolgt wurde, wußte sie. Offenbar hatten die Russen die Überwachung intensiviert, aber sehr professionell konnte ihr Beschatter nicht sein, denn Mary Pat wurde immer aufmerksam, wenn sie ein Gesicht mehr als einmal am Tag sah.
    Wie auch immer: Niemand ahnte, wer sie in Wirklichkeit war. Sie prüfte ein letztes Mal ihre Kleidung. Mary Pat ging immer einen Hauch zu auffällig; ihr Image in der Öffentlichkeit war wohl einstudiert und perfekt dargestellt. Gebildet, aber seicht, hübsch, aber oberflächlich, kaum mehr als eine gute Mutter, insgesamt nicht ernst zu nehmen. Immer auf Achse – mal als Aushilfslehrerin an der Schule der Kinder, immer auf irgendwelchen Veranstaltungen, endlos als Dauertouristin unterwegs. Sie entsprach genau dem sowjetischen Klischee von der umtriebigen Amerikanerin. Noch ein Lächeln in den Spiegel: Wenn die wüßten.
    Keine besonderen Vorkommnisse auf der Fahrt zum Stadion, nur Eddie wurde immer aufgeregter, als der Anpfiff nahte. Er war als Stürmer aufgestellt und wollte beweisen, daß Amerikaner die Russen bei ihrem ureigenen Spiel schlagen konnten.
    Mary Pat nahm ihren Platz am Spielfeldrand ein. Einige Eltern begrüßten sie, und sie winkte zurück, lächelte dabei etwas zu breit. Dann schaute sie auf die Uhr.
    Â 
    Â»Ich habe seit zwei Jahren kein Juniorenspiel mehr gesehen«, sagte Jasow, als sie aus dem Dienstwagen stiegen.
    Â»Ich gehe auch nur selten hin, aber der kleine Mischa wollte unbedingt, daß ich komme.« Filitow grinste. »Er meint, daß ich ihm Glück bringe – Sie vielleicht auch, Genosse Marschall.«
    Â»Schön, mal etwas anderes zu tun«, gestand Jasow mit gespieltem Ernst zu. »Das verdammte Büro ist morgen auch noch da. Wußten Sie, daß ich als Junge Eishockey gespielt habe?«
    Â»Nein. Waren Sie gut?«
    Â»Ich war Verteidiger, und die anderen Kinder beschwerten
sich, weil ich zu hart abblockte.« Der Verteidigungsminister lachte in sich hinein und winkte dann die Sicherheitsleute voraus.
    Â»Wo ich aufwuchs, gab es keine Eisbahn –, und die Wahrheit ist, daß ich als Kind viel zu ungeschickt war. Panzer paßten viel besser zu mir – Dinger, mit denen man was kaputtmachen konnte.« Mischa lachte.
    Am Spielfeld gab es nur wenige Sitzplätze, aber welcher echte Hockeyfan will schon sitzen? Oberst Filitow und Marschall Jasow suchten sich gute Plätze in der Nähe einer Elterngruppe. Ihre Armeemäntel mit den glänzenden Schulterklappen garantierten ihnen gute Sicht und Ellbogenraum. Die vier Sicherheitsmänner hielten sich in der Nähe auf und waren bemüht, nicht zu auffällig aufs Spielfeld zu schauen. Die Fahrt zum Spiel war auf eine plötzliche Eingebung des Ministers hin erfolgt.
    Das Spiel war von Anfang an spannend. Der Mittelstürmer der Gäste ging vor wie ein Wiesel, schoß exakte Pässe und stand sicher auf den Kufen. Die Gastgeber – das Team mit dem Amerikaner und Mischas Großneffen – wurde für den Großteil der ersten Spielzeit in die eigene Hälfte gedrängt, aber der kleine Mischa war ein aggressiver Verteidiger, und der Amerikaner fing einen Paß ab und trieb den Puck übers ganze Feld, aber der gegnerische Torwart rettete so brillant, daß die Fans beider Seiten Rufe der Bewunderung ausstießen.
    Â»Schade«, bemerkte Mischa.
    Â»Ein schöner Ausbruch, aber toll gehalten«, meinte Jasow. »Ich werde der Armeemannschaft den Namen des Kindes geben. Danke für die Einladung, Mischa. Ich hatte ganz vergessen, wie spannend so ein Jugendspiel sein kann.«
    Â 
    Â»Ãœber was die wohl reden?« fragte ein KGB-Offizier, der mit zwei Männern versteckt unter der Tribüne stand.
    Â»Vielleicht sind sie nur Eishockeyfans«, erwiderte der Mann mit der Kamera. »Verdammt, da entgeht uns ein tolles Spiel. Schauen Sie sich bloß diese Affen von der Sicherheit
an – glotzen aufs Spielfeld. Wenn ich jetzt Jasow umbringen wollte –«
    Â»Keine so üble Idee, wie ich höre«, bemerkte der dritte. »Der Vorsitzende –«
    Â»Das geht uns nichts an!« fuhr der Offizier barsch dazwischen.
    Â 
    Â»Los, Eddie!« schrie Mary Pat schrill, als die zweite Spielzeit begann. Ihr Sohn sah verlegen auf. Warum muß die Mami immer so ausrasten? dachte er.
    Â»Wer

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