Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
Vom Netzwerk:
Rücksichtslos, aber sehr elegant in seinen Methoden. Bei der Partei ist er beliebt, weil er die Dissidenten so gut in Schach hielt. Er muß aber rasch handeln. Wenn das Abrüstungsabkommen zustande kommt, gewinnt Narmonow an Prestige und politischer Macht. Und wenn Alexandrow sich nicht vorsieht, verpaßt er den Zug ganz, wird abgelöst, und dann ist Narmonow auf Jahre hinaus sicher.«
    Â»Das dauert noch mindestens fünf Jahre«, ließ sich Admiral Greer zum erstenmal vernehmen. »Soviel Zeit hat er
vielleicht nicht. Wir haben Hinweise, daß Alexandrows Tage gezählt sind. Wenn das mehr ist als nur ein Gerücht, kann es ihn in Zugzwang bringen.«
    Judge Moore schaute zur Decke. »Man käme mit den Kerlen leichter zurecht, wenn sie die Führungsfragen übersichtlicher regeln würden.« Wir tun das, aber berechenbarer macht es uns auch nicht, fügte er in Gedanken hinzu.
    Â»Kopf hoch, Arthur«, meinte Greer. »Wenn auf der Welt alles mit rechten Dingen zuginge, müßten wir uns alle eine ehrliche Arbeit suchen.«

14
    Die Fahrt durchs Kattegat ist für ein U-Boot eine heikle Angelegenheit, besonders, wenn sie heimlich erfolgen muß, denn das Wasser ist dort so seicht, daß Tauchfahrt unmöglich ist. Selbst bei Tageslicht sind die Fahrrinnen tükkisch. Nachts sieht es noch schlimmer aus, und ohne Lotse erst recht. Da die Passage von Dallas geheim bleiben sollte, kam ein Lotse nicht in Frage.
    Mancuso stand auf dem Turm. Unter ihm schwitzte der Navigator am Kartentisch, während am Periskop ein Obermaat die Landmarken ausrief. Sie konnten noch nicht einmal Radar als Navigationshilfe benutzen, aber das Sehrohr war mit einem Restlichtverstärker ausgerüstet, der die sternenlose Nacht zwar nicht gerade zum Tag machte, aber zu einer Art Zwielicht aufhellte. Das Wetter war günstig: Tiefhängende Wolken und Schneeregen sorgten für schlechte Sichtverhältnisse; das U-Boot der 688-Klasse war von Land so gut wie nicht auszumachen. Die dänische Marine war über die Passage informiert und hatte einige kleine Fahrzeuge zur Abwehr von Neugierigen auf See.
    Â»Schiff an Backbord voraus«, rief ein Ausguck.
    Â»Ich hab’s«, antwortete Mancuso sofort. Er hielt ein Nachtsichtgerät und sah das mittelgroße Containerschiff deutlich. Höchstwahrscheinlich aus dem Ostblock, dachte er. Der Captain fluchte und gab seine Befehle.
    Dallas’ Positionslichter brannten – darauf hatten die Dänen bestanden. Die rotierende orangefarbene Leuchte am Masttopp identifizierte es eindeutig als Unterseeboot. Achtern holte ein Matrose die amerikanische Flagge ein und setzte eine dänische.
    Zwei dänische Schnellboote jagten los und setzten sich zwischen das Containerschiff und Dallas. Gut, dachte Mancuso. Nachts sind alle Katzen grau, und ein U-Boot an der
Oberfläche sieht halt aus wie ... wie ein U-Boot an der Oberfläche, schwarzer Schemen und ein Turm.
    Â»Ein Pole, glaube ich«, bemerkte ein Lieutenant. »Ja, da steht’s am Schornstein: Maersk Line.«
    Die beiden Schiffe fuhren aufeinander zu. Mancuso hielt das Nachtsichtgerät auf die Brücke gerichtet und konnte keine außergewöhnliche Aktivität ausmachen. Nun, es war immerhin drei Uhr früh. Die Crew auf der Brücke war bestimmt vollauf mit der Navigation beschäftigt und wahrscheinlich so wie er bemüht, eine Kollision zu vermeiden. Die Begegnung war überraschend schnell vorüber.
    Eine Stunde später waren sie in der Ostsee und auf Kurs null-sechs-fünf. Mancuso nahm den Navigator mit in seine Kajüte, um den besten Kurs und die sicherste Stelle an der sowjetischen Küste auszuarbeiten. Dann stieß Mr. Clark zu ihnen, um den heikelsten Teil der Mission zu besprechen.
    Â 
    In einer idealen Welt, dachte Watutin ironisch, würden sie mit ihrem Kummer zum Verteidigungsminister gehen, und der würde die Ermittlungen des KGB voll unterstützen. Leider war die Welt nicht ideal. Jasow war vom Generalsekretär abhängig und kannte die Differenzen zwischen Gerasimow und Narmonow. Nein, der Verteidigungsminister würde entweder die ganzen Ermittlungen an sich ziehen oder seine politische Macht benutzen, um sie einstellen zu lassen. Wenn das KGB einen so engen Berater als Verräter enttarnte, war Jasows Karriere ruiniert und Narmonow gefährdet.
    Wie komme ich eigentlich auf diese Gedanken? fragte sich Watutin. Ich

Weitere Kostenlose Bücher