Der Kardinal im Kreml
enger Berater von Jasow sei verhaftet worden.« Charleston machte eine Pause und rührte in seinem Kaffee. »Wir haben eine Quelle im Kreml, die wir streng hüten. Von ihr erfuhren wir, daà Vorsitzender Gerasimow letzte Woche unter recht ungewöhnlichen Umständen mehrere Stunden mit Alexandrow verbrachte. Aus dieser Quelle erfuhren wir auch, daà Alexandrow der Perestroika ein Ende setzen will.
Ist ja auch kein Wunder«, setzte Charleston hinzu. »Gerasimow hat ein Mitglied des Politbüros, das bislang Narmonow unterstützte, auf seine Seite gezogen, die Orientierung des Verteidigungsministers zumindest in Frage gestellt und viel Zeit mit dem Mann verbracht, der Narmonow verdrängen will. Es sieht so aus, als hätte Ihre Operation etwas sehr Unangenehmes ausgelöst.«
»Und das ist noch nicht alles«, sagte Moore. »Unser Agent verschaffte uns Material über die sowjetische SDI-Forschung. Es sieht so aus, als sei dem Iwan da ein Durchbruch gelungen.«
»Ist ja groÃartig«, kommentierte Charleston. »Zurück in die schlechte alte Zeit â mit dem einen Unterschied, daà diesmal die âºRaketenlückeâ¹ potentiell da ist, oder? Sie wissen natürlich, daà Ihr Programm eine undichte Stelle hat.«
»Ach, wirklich?« fragte Moore mit Pokermiene.
»Das hat Alexandrow von Gerasimow erfahren. Details liegen leider keine vor, aber dem KGB ist die Sache sehr wichtig.«
»Man hat uns gewarnt. Wir kümmern uns um die Angelegenheit«, sagte Moore.
»Nun, die technische Seite wird sich von allein regeln«, meinte Charleston. »Aber die politischen Aspekte haben zu Ãrger mit der Premierministerin geführt. Es gibt schon genug Zirkus, wenn wir eine Regierung stürzen, die wir loswerden wollen, aber wenn so etwas aus Zufall passiert â«
»Wir freuen uns auch nicht über die Konsequenzen, Basil«, bemerkte Greer. »Aber von hier aus können wir sehr wenig tun.«
»Sie können den sowjetischen Abrüstungsvorschlag annehmen«, schlug Charleston vor. »Damit wäre Narmonow so weit gestärkt, daà er Alexandrow abwehren kann. Und dies wäre der inoffizielle Standpunkt der Regierung Ihrer Majestät.«
Und das ist der wahre Grund Ihres Besuchs, Sir Basil, dachte Ryan. Zeit, daà er das Wort ergriff. »Das bedeutete unzumutbare Einschränkungen unserer SDI-Forschung und eine Reduzierung unseres Kernsprengkopfinventars trotz
der Tatsache, daà die Russen ihr eigenes Programm weiter vorantreiben. Kein guter Handel.«
»Fänden Sie eine Regierung Gerasimow denn besser?«
»Und was, wenn wir die so oder so bekommen?« fragte Ryan. »Ich habe meine Analyse bereits abgeschlossen und mich in ihr gegen zusätzliche Konzessionen ausgesprochen.«
»Ein Schriftstück läÃt sich immer ändern«, meinte Charleston.
»Sir Basil, etwas, das meinen Namen auf dem Titelblatt trägt, gibt meine Gedanken wieder und nicht, was mir jemand zu denken aufgetragen hat«, sagte Ryan.
»Gentlemen, bitte, vergessen Sie nicht, daà ich ein Freund bin. Die möglichen Umbrüche an der sowjetischen Spitze wären für den Westen ein gröÃerer Rückschlag als eine vorübergehende Einschränkung eines Ihrer Verteidigungsprogramme.«
»Da macht der Präsident nicht mit«, meinte Greer.
»Vielleicht muà er aber«, versetzte Moore.
»Es muà einen anderen Weg geben«, meinte Ryan.
»Nur über Gerasimows Sturz.« Nun sprach Ritter. »Direkte Unterstützung können wir Narmonow nicht anbieten. Wenn wir ihn zu warnen versuchten und der Rest des Politbüros davon Wind bekäme, könnte das einen kleinen Krieg auslösen.«
»Und wenn wir es aber doch fertigbrächten?« fragte Ryan.
»Was fertigbrächten?« fragte Ritter scharf.
17
Ann tauchte früher als erwartet wieder in der Boutique âºEveâs Leavesâ¹ auf, stellte die Inhaberin fest. Wie üblich lächelnd, suchte sie sich ein Kleid aus und nahm es mit in die Umkleidekabine. Eine Minute später stand sie drauÃen vorm Spiegel und lieà die üblichen Komplimente gleichgültiger als sonst über sich ergehen. Sie zahlte bar und verabschiedete sich mit einem freundlichen Lächeln.
DrauÃen auf dem Parkplatz sah es anders aus. Hauptmann Bisjarina verstieà gegen die Regeln und öffnete die Kapsel, um den Inhalt
Weitere Kostenlose Bücher