Der Kardinal im Kreml
einen Schluck WeiÃwein, ehe er sich wieder umdrehte.
»Und warum, Mr. Trent?«
»Sie werden sich wundern.«
»Bei Ihnen wundert mich gar nichts.«
»Mag sein, Dr. Ryan, aber wir wundern uns über Sie. Wir hätten nämlich nicht gedacht, daà Sie ein Gauner sind und sich in so ein Desaster verwickeln lassen. Na, da haben wir uns wohl geirrt.«
»Sie irren sich in vielem«, gab Jack zurück.
»Wissen Sie was, Ryan? Ich weià beim besten Willen nicht, was für ein Mann Sie sind.«
»Kein Wunder.«
»Und was sind Sie für ein Mann?« fragte Trent.
»Wissen Sie, Mr. Trent, so was passiert mir zum erstenmal«, meinte Ryan heiter.
»Was denn?«
Ryans Verhalten änderte sich abrupt. »Mich hat noch nie ein Schwuler gefragt, was ich für ein Mann bin«, dröhnte er.
Es wurde totenstill. Trent machte kein Geheimnis aus seiner Veranlagung und hatte sich vor sechs Jahren öffentlich zu ihr bekannt. Doch nun wurde er blaÃ. Das Glas in seiner Hand zitterte, ein Teil seines Inhalts landete auf dem Marmorboden, aber der Abgeordnete beherrschte sich und sprach fast sanft.
»Dafür werde ich Sie ruinieren.«
»Versuch das ruhig, SüÃer.« Ryan machte kehrt und verlieà den Raum, schritt weiter, bis er auf den Verkehr in der Massachusetts Avenue starrte. Er wuÃte, daà er zuviel getrunken hatte, aber in der kalten Luft begann sein Kopf wieder klar zu werden.
»Jack?« Seine Frau stand neben ihm.
»Ja, Schatz?«
»Worum ging es eben?«
»Kann ich nicht verraten.«
»Es ist Zeit, daà du heimkommst.«
»Da hast du recht. Ich hole die Mäntel.« Ryan ging zurück in das Gebäude und gab der Garderobenfrau den Abschnitt. Er nahm die jähe Stille wahr, spürte die Blicke, die sich in seinen Rücken bohrten. Jack schlüpfte in seinen Mantel, legte sich den Pelz seiner Frau über den Arm, drehte sich um und starrte auf die Menge. Interessiert war er nur an einem Augenpaar. Und das sah er.
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Mischa lieà sich nicht so leicht überraschen, aber dem KGB gelang das. Er hatte sich auf Foltern vorbereitet, auf die schlimmsten MiÃhandlungen, nur um ... enttäuscht zu werden? fragte er sich. Nein, das war nicht das richtige Wort.
Er saà noch immer in derselben Zelle, abgeschnitten von allen Umweltgeräuschen. Vielleicht soll mich die Einsamkeit brechen, dachte Filitow und lächelte. Die meinen, ich wäre allein. Von meinen Kameraden wissen sie nichts.
Es gab nur eine mögliche Antwort: Dieser Watutin befürchtete, er könne womöglich unschuldig sein. Ausgeschlossen, sagte sich Mischa â der Tschekist hatte ihm schlieÃlich den Film persönlich aus der Hand genommen.
Ãber diesen Aspekt dachte er immer wieder nach, starrte die kahle Betonwand an. Nichts wollte einen Sinn ergeben.
Doch wenn sie erwarteten, daà er sich fürchtete, würden sie eine herbe Enttäuschung erleben. Filitow hatte dem Tod schon zu oft ein Schnippchen geschlagen und sehnte sich manchmal sogar nach ihm.
Ein Schlüsselbund rasselte, die Scharniere quietschten.
»Ãlen Sie die mal«, sagte er beim Aufstehen. »Ordentlich gepflegtes Material hält länger.«
Der Wärter gab keine Antwort, sondern winkte ihn nur aus der Zelle.
Ist es das? dachte er plötzlich. Watutin weià Bescheid, geht aber trotzdem vorsichtig mit mir um.
Warum?
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»Was hat das zu bedeuten?« fragte Mancuso.
»Schwer zu sagen«, antwortete Clark. »Wahrscheinlich kann sich irgendein Sesselfurzer in Washington nicht entscheiden. Passiert dauernd.«
Die beiden Signale waren innerhalb von vierundzwanzig Stunden eingetroffen. Eines hatte die Mission abgesagt und das U-Boot in offenes Gewässer zurückbeordert; das zweite aber befahl Dallas, in der westlichen Ostsee zu bleiben und weitere Anweisungen abzuwarten.
»Ich lasse mich nicht gerne auf die Folter spannen.«
»Das hat niemand gern, Captain.«
»Wie wirkt sich das bei Ihnen aus?« fragte Mancuso.
Clark zuckte vielsagend die Achseln. »Vorwiegend psychisch. Das ist wie vor einem wichtigen Spiel. Aber keine
Angst, Captain â ich bilde Leute für solche Situationen aus, wenn ich nicht gerade selbst im Einsatz bin.«
»Und wie oft waren Sie schon im Einsatz?«
»Darf ich nicht sagen, aber meistens ging es ziemlich glatt.«
»Nur meistens? Und was, wenn es
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