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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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Mikrocomputer an Bord verarbeitete die Daten. Erstaunlich an dieser Abwehrrakete
war, daß alle ihre Bestandteile aus existierenden High-Tech-Waffen stammten und nicht eigens entwickelt worden waren.
    Draußen verfolgten Männer hinter einem Schutzwall aus Erde das Experiment. Sie sahen den gelben Flammenschweif und hörten das Brüllen der Festtreibstoffmotoren. Dann geschah für eine Weile nichts.
    Das FLAGE raste auf sein Ziel los, manövrierte dabei um den Bruchteil eines Grads mit Hilfe winziger Steuerdüsen. Die Nasenabdeckung wurde weggesprengt, und was sich nun entfaltete, würde einen Außenseiter an das Gestell eines drei Meter messenden Regenschirms erinnert haben.
    Es sah aus wie die Explosion einer Silvesterrakete; nur der Knall fehlte. Ein paar Leute jubelten. Obwohl Ziel und FLAGE keine Sprengköpfe trugen, verwandelte die Aufprallenergie Metall und Keramik in leuchtenden Dampf.
    Â»Volltreffer«, meinte Gregory und unterdrückte ein Gähnen. Feuerwerk langweilte ihn.
    Â»Alle werden Sie nicht erwischen, Major«, mahnte General Parks. »Wir brauchen immer noch ein System für die Mitte der Flugbahn im Weltall und für die Abwehr in der Endphase.«
    Â»Gewiß, Sir, aber ich werde hier nicht mehr gebraucht. Die Sache funktioniert.«
    Bei den drei ersten Tests war die Rakete von einem Phantom-Kampfflugzeug gestartet worden, was zu Einwänden aus Washington geführt hatte: Diese Testmethode unterschätze die Schwierigkeiten beim Abfangen anfliegender Kernsprengköpfe. Der Einsatz der SR-71 als Startplattform war Parks’ Idee gewesen. Wenn man die Zielrakete in größerer Höhe und mit höherer Geschwindigkeit losließ, erhielt man ein sehr viel schnelleres wiedereintretendes Ziel. Dies führte zu leicht erschwerten Bedingungen, aber das FLAGE hatte sich nicht beirren lassen. Parks machte sich noch Sorgen wegen der Lenkungs-Software, aber immerhin funktionierte das System nun.
    Â»Al«, meinte Parks, »langsam glaube ich, daß wir das ganze Programm hinkriegen.«

    Â»Klar. Warum auch nicht?« Fehlt nur noch, daß diese Schleicher von der CIA noch die Pläne des russischen Lasers beibringen ...
    Â 
    KARDINAL saß allein in einer anderthalb auf zweieinhalb Meter großen kahlen Zelle. Oben eine nackte Glühbirne, unten eine Holzpritsche und ein Eimer. Kein Fenster, abgesehen von dem Guckloch in der rostigen Stahltür. Betonwände, durch die kein Geräusch drang. Er konnte weder die Schritte der Wärter auf dem Gang noch den Verkehr auf der Straße vor dem Gefängnis hören. Man hatte ihm Uniformbluse, Gürtel und die polierten Stiefel abgenommen, letztere durch billige Schlappen ersetzt. Die Zelle befand sich im Keller. Die Luft war feucht und kalt.
    Doch nicht so kalt wie sein Herz. Wie noch nie zuvor erkannte er die Ungeheuerlichkeit seines Verbrechens. Oberst Michail Semjonowitsch Filitow, dreifacher Held der Sowjetunion, war mit seinem Verrat allein. Er dachte an das herrliche weite Land, das er mit seinem Blut verteidigt hatte, entsann sich der Männer, die unter seinem Befehl gefallen waren.
    Und er hatte das Land und seine Kameraden verraten. Was würden meine Männer jetzt von mir halten? Er starrte die kahle Betonwand gegenüber von seiner Pritsche an.
    Was würde Romanow sagen?
    Trinken wir erst mal einen, Hauptmann, ließ sich die Stimme vernehmen. Nur Romanow konnte ernst und erheitert zugleich klingen.
    Kennen Sie den Grund? fragte Mischa.
    Nein, den haben Sie uns nie verraten. Und so weihte Mischa ihn ein.
    Ihre beiden Söhne und Ihre Frau. Sagen Sie, Genosse Hauptmann, wofür sind wir gestorben?
    Darauf wußte Mischa keine Antwort. Das hatte er selbst im Gefecht nicht gewußt. Er war Soldat gewesen, und wenn das Land eines Soldaten überfallen wird, kämpft er, um den Feind zurückzuschlagen.

    Wir haben für die Sowjetunion gekämpft, Gefreiter.
    Wirklich? Ich kann mich entsinnen, für Rußland gekämpft zu haben, meistens aber für Sie, Genosse Hauptmann.
    Aber –
    Ein Soldat kämpft für seine Kameraden, mein Hauptmann.
    Ihr Tod war meine Schuld. Ich hätte nicht –
    Wir alle haben unser Schicksal, Genosse Hauptmann. Meines war, jung bei Wjasma zu sterben.
    Ich habe Sie gerächt, Romanow, und den Panzer, der Sie erwischte, abgeschossen.
    Ich weiß. Sie haben alle toten Kameraden gerächt. Darum haben wir Sie geliebt. Deshalb

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