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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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riskant, so rasch an ihn heranzugehen.«

    Â»Der Vorsitzende ist sich des Risikos bewußt«, bemerkte Platonow trocken.
    Â»Also gut, heute noch.« Der Mann nickte.
    Der resident lächelte in sich hinein, als sein Untergebener sich entfernte. Eine solche Gefühlsbewegung hatte er seit einem Monat nicht mehr gezeigt. Der Mann hatte Zukunft.
    Â 
    Â»Da kommt der Klotz«, bemerkte ein FBI-Agent, als der Mann den Botschaftskomplex verließ. Selbstverständlich kannten sie seinen richtigen Namen, aber der Spitzname, den ihm ein Agent wegen seines Aussehens verpaßt hatte, saß nun einmal. Jeden Morgen schloß der Mann ein paar Büros in der Botschaft auf und machte dann Besorgungen, ehe das hohe diplomatische Personal um neun Uhr eintraf. Dazu gehörte ein rasches Frühstück in einem nahen Café, der Kauf mehrerer Zeitungen und Zeitschriften ... und häufig das Anbringen von Geheimzeichen an verschiedenen Stellen.
    Der Klotz ging vier Straßen weit zum Café und betrat es genau zum richtigen Zeitpunkt. Zu den Stammgästen des Cafés gehörten drei FBI-Agenten. Einer, eine Frau, war wie eine Managerin gekleidet und saß immer allein mit dem Wall Street Journal in einer Nische. Zwei andere, als Zimmerleute verkleidet, stolzierten vor oder nach dem Eintreffen des Klotzes an die Theke. Heute warteten sie dort auf ihn. Selbstverständlich erschienen sie nicht jeden Tag.
    Agentin Loomis notierte sich den Zeitpunkt seines Eintreffens auf dem Rand neben einem Artikel – sie kritzelte immer in ihrer Zeitung herum – und die Zimmerleute beobachteten ihn im Spiegel hinter der Theke, während sie aßen und Kaffee tranken und grobe Witze rissen. Wie üblich hatte der Klotz am Kiosk vor dem Café vier verschiedene Zeitungen erstanden. Die Zeitschriften, die er außerdem kaufte, erschienen alle dienstags. Die Kellnerin goß ihm ungefragt Kaffee ein. Der Klotz zündete sich wie üblich eine Marlboro an, trank seine erste Tasse Kaffee und
überflog die Titelseite seiner Lieblingszeitung, der Washington Post.
    Die zweite Runde Kaffee, hier kostenlos, kam pünktlich, und er war sechs Minuten später fertig, wie die FBI-Agenten feststellten. Er nahm seine Zeitungen und legte ein Trinkgeld auf den Tisch. Als er aufstand, sahen alle, daß er seine Papierserviette zusammengeknüllt und neben die Tasse auf den Unterteller gelegt hatte.
    Arbeit, stellte Hazel Loomis sofort fest. Der Klotz ging mit seiner Rechnung an die Kasse, zahlte und entfernte sich. Geschickt gemacht, mußte Hazel Loomis ihm wieder einmal lassen. Sie wußte zwar, wo und wie er seine Nachrichten hinterließ, hatte ihn bisher aber nur selten dabei beobachten können.
    Ein weiterer Stammgast kam herein, ein Taxifahrer, der hier vor der Arbeit gewöhnlich eine Tasse Kaffee trank. Er setzte sich allein ans Ende der Theke, schlug den Sportteil seiner Zeitung auf und schaute sich im Lokal um, wie es seiner Gewohnheit entsprach. Die zusammengeknüllte Serviette auf dem Unterteller entging ihm nicht, aber bei der Aufnahme ging er weniger geschickt vor als der Klotz. Die Serviette verschwand im Teil ›Modernes Leben‹ seines Blattes.
    Der Rest war ziemlich einfach. Agentin Loomis zahlte, sprang in ihren Ford Escort und fuhr zum Apartmentkomplex Watergate. Sie hatte einen Schlüssel zu Hendersons Wohnung.
    Â»Heute bekommen Sie eine Nachricht vom Klotz«, sagte sie zu Agent Cassius.
    Â»Okay.« Henderson schaute von seinem Frühstück auf. Es mißfiel ihm, von dieser Frau als Doppelagent ›geführt‹ zu werden; insbesondere, weil sie gut aussah und weil die Legende für ihre Verbindung eine selbstverständlich fiktive Affäre war. Sie war zwar lieb und umgänglich – und sah teuflisch gut aus –, aber Henderson wußte nur zu gut, daß er für sie nur knapp über den Mikroben rangierte. »Vergessen Sie nicht, daß eine Zelle auf Sie wartet«, hatte sie ihn einmal gewarnt. Kein Platz für einen Harvard-Absolventen.
    Â»Ich habe eine gute Nachricht für Sie«, sagte sie. »Wenn diese Geschichte so über die Bühne geht, wie wir hoffen, sind Sie frei.« Das hörte er von ihr zum erstenmal.
    Â»Was gibt’s?« fragte Agent Cassius interessiert.
    Â»Es geht um einen CIA-Mann namens Ryan –«
    Â»Ach ja, der wird von der Börsenaufsicht durchleuchtet - vor ein paar Monaten

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