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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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gestammelt.
    Â»Hat Ihnen die Vorstellung gefallen, Genosse Leutnant?« Ein schüchternes, aber irgendwie einladendes Lächeln.
    Â»Es war herrlich!«
    Â»Fesche junge Offiziere sehen wir nicht oft in der ersten Reihe«, bemerkte sie.
    Â»Die Karte bekam ich zur Belohnung für gute Leistungen in meiner Einheit. Ich bin bei den Panzern«, erklärte er stolz. Fesch hat sie mich genannt!
    Â»Hat der Genosse Panzerleutnant einen Namen?«
    Â»Ich bin Leutnant Michail Semjonowitsch Filitow.«
    Â»Elena Iwanowa Makarowa.«
    Â»Eine viel zu kalte Nacht für jemanden, der so schlank ist wie Sie, Genossin Künstlerin. Gibt es in der Nähe ein Restaurant?«
    Â»Ein Restaurant?« Sie lachte auf. »Wie oft kommen Sie nach Moskau?«
    Â»Meine Division ist dreißig Kilometer von hier stationiert, aber in die Stadt komme ich nur selten«, gestand er.
    Â»Genosse Leutnant, selbst in Moskau gibt es nur wenige Restaurants. Wollen Sie mit in meine Wohnung kommen?«
    Â»Aber – ja, gerne«, hatte er gestottert, und in diesem Augenblick ging die Bühnentür wieder auf.
    Â»Marta«, sagte Elena zu dem Mädchen, das gerade herauskam, »heute haben wir militärischen Schutz auf dem Heimweg!«
    Â»Tania und Resa kommen gleich«, hatte Marta erwidert.
    Das hatte Mischa doch tatsächlich erleichtert. Zur Wohnung waren sie dreißig Minuten lang unterwegs gewesen – damals war Moskaus U-Bahn noch nicht fertig, und es war besser, zu Fuß zu gehen, als so spät noch auf eine Straßenbahn zu warten.
    Ohne Schminke hatte sie noch hübscher ausgesehen. Die kalte Winterluft gab ihren Wangen Farbe, und ihr anmutiger Gang verriet die zehnjährige Ausbildung. Sie schien dahinzugleiten, während er mit seinen schweren Stiefeln neben ihr hertrampelte. Er kam sich vor wie ein Panzer neben einem Vollblutpferd und war bemüht, ihr nicht zu
nahe zu kommen, weil er Angst hatte, ihr auf die Füße zu treten. Ihre Kraft, über die ihre Anmut so gut hinwegtäuschte, sollte er erst noch kennenlernen.
    Noch nie war ihm eine Nacht so schön vorgekommen wie diese. Mein Gott, dachte er, am 14. Juli könnten wir goldene Hochzeit feiern ... Unwillkürlich griff er nach einem Taschentuch und wischte sich die Augen.
    Dreißig Jahre ist sie tot, und bei diesem Gedanken krampften sich seine Finger um den Stift, bis sie weiß wurden. Noch immer überraschte ihn, daß Liebe und Haß so gut zueinander paßten. Mischa wandte sich wieder seinem Tagebuch zu.
    Eine Stunde später erhob er sich vom Schreibtisch und ging an den Kleiderschrank, legte die Uniform eines Obersten der Panzertruppe an. Im Grunde war er schon pensioniert, stand aber noch auf der Personalliste des Verteidigungsministeriums. Zudem war er ein dreifacher Held der Sowjetunion, der für die Rodina, die Heimat, gekämpft und geblutet hatte. Sein Unterhemd verbarg die bleichen Narben, für die er den letzten Stern erhalten hatte – eine deutsche 88-mm-Granate hatte sich durch die Panzerung seines Tanks gebohrt und die Munition in Brand gesetzt. Er aber hatte mit brennenden Kleidern den Turm geschwenkt und die deutsche Geschützbedienung mit einem letzten Schuß aus seiner 76-mm-Kanone ausgelöscht. Als Folge der Verletzung konnte er den rechten Arm nur noch zu fünfzig Prozent gebrauchen, hatte aber trotzdem die Überreste seines Regiments noch zwei Tage lang geführt. Wäre er, wie der Rest seiner Besatzung, ausgestiegen – oder hätte er sich auf Rat des Regimentsarztes evakuieren lassen –, wäre er vielleicht ganz genesen, aber nein, er hatte zurückschießen müssen, konnte seine Männer nicht im Stich lassen. Wäre die Verbrennung nicht gewesen, er wäre womöglich General oder gar Marschall geworden. Hätte das einen großen Unterschied gemacht? Nein, entschied er. Er hätte dann weitergekämpft und wäre womöglich gefallen. So war ihm mehr Zeit mit Elena vergönnt gewesen. Täglich war sie ihn im Krankenhaus in Moskau besuchen gekommen, erst entsetzt
über das Ausmaß seiner Verletzungen, später so stolz auf sie wie Mischa selbst. Niemand konnte mehr behaupten, er habe seine Pflicht für die Rodina nicht getan.
    Doch nun erfüllte er seine Pflicht für Elena.
    Filitow verließ seine Wohnung und ging zum Aufzug. An seiner rechten Hand baumelte eine Aktentasche; zu viel mehr taugte seine

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