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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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Pelzmütze trug. Er hatte einen großen Hund von unbestimmbarer Rasse an der Leine und eine Kalaschnikow über der rechten Schulter. Der Atem von Mann und Hund war in der kalten Luft sichtbar. Ryan beugte sich unwillkürlich vor.
    Â»Kommen Ihnen die Schulterklappen dieses Mannes grün vor?« fragte er Graham.
    Der Aufklärungsexperte grunzte. »Ja, der ist vom KGB.«
    Â»So dicht bei Afghanistan?« fragte der Admiral nachdenklich. »Sie wissen, daß wir dort Leute im Einsatz haben. Wetten, daß die ihre Sicherheitsvorkehrungen mehr als ernst nehmen?«
    Â»Diese Gipfel müssen ihnen wirklich wichtig gewesen sein«, bemerkte Ryan. »Siebzig Meilen weiter wohnen ein paar Millionen Leute, für die den Willen Gottes erfüllt, wer Russen tötet. Diese Anlage ist wichtiger, als wir dachten, nicht nur eine neue Einrichtung – dazu sind die Sicherheitsmaßnahmen zu umfangreich. Wozu ausgerechnet hier bauen, wo man erst eine neue Stromversorgung errichten muß und dem Feind ausgesetzt ist? Im Augenblick mag das eine Forschungsanlage sein, aber die Russen müssen Größeres damit vorhaben.«

    Â»Zum Beispiel?«
    Â»Angriffe auf meine Satelliten vielleicht«, meinte Art Graham.
    Â»Haben Sie sie in letzter Zeit irgendwie gekitzelt?« fragte Jack.
    Â»Nein, seit wir ihnen im letzten April eins auf die Rübe gegeben haben, ist zur Abwechslung mal die Vernunft am Ruder.«
    Das war eine alte Geschichte. Mehrere Male waren im Lauf der letzten Jahre amerikanische Aufklärungs- und Frühwarnsatelliten ›gekitzelt‹ worden – man hatte Laser-oder Mikrowellenstrahlen auf die Satelliten konzentriert, stark genug, um die Rezeptoren zu blenden, doch nicht intensiv genug, um ernsten Schaden anzurichten. Warum hatten die Russen das getan? Nur als Test, um zu sehen, ob das im NORAD-Befehlszentrum im Cheyenne Mountain in Colorado einen Aufruhr auslösen würde? War es der Versuch gewesen, die Empfindlichkeit der Satelliten zu prüfen? Oder eine Demonstration, eine Warnung vor ihrer Fähigkeit, Satelliten zu zerstören? Oder nur pure Spielverderberei? Schwer zu sagen, was die Sowjets dachten.
    Selbstverständlich beteuerten sie regelmäßig ihre Unschuld. Als ein amerikanischer Satellit über Sari Schagan vorübergehend geblendet worden war, behaupteten sie, eine Erdgas-Pipeline habe Feuer gefangen. Daß die nahegelegene Tschimkent-Pawlodar-Pipeline Öl transportierte, das war der westlichen Presse entgangen.
    Der Satellitenüberflug war nun beendet. In einem Raum in der Nähe wurden zwanzig Videobänder zurückgespult, und die gesamte optische Erfassung konnte nun in Ruhe ausgewertet werden.
    Â»Sehen wir uns ›Mozart‹ und ›Bach‹ noch einmal an«, befahl Greer.
    Â»Tierischer Trip zur Arbeit«, stellte Jack fest. Von dem Wohn- und Stromkomplex auf ›Mozart‹ bis zu der Anlage auf ›Bach‹, dem nächstgelegenen Gipfel, war es zwar nur ein Kilometer, aber die Straße sah halsbrecherisch aus. Sie
sahen nun ein Standbild von ›Bach‹. Hier betrug die Distanz zwischen innerem und äußerem Zaun mindestens zweihundert Meter, und der Boden schien aus nacktem Fels zu bestehen. Jack fragte sich, wie man dort Minen legte. Aber vielleicht war das gar nicht notwendig, dachte er. Das Gelände war mit Bulldozern und Sprengstoff planiert worden. Von den Wachtürmen mußte es aussehen wie ein Schießstand.
    Â»Die machen Nägel mit Köpfen, was?« bemerkte Graham leise.
    Â»Das bewachen sie also ...«, meinte Ryan.
    Innerhalb der Umzäunung standen dreizehn Gebäude. Auf einer Fläche von der Größe zweier Fußballplätze, die ebenfalls planiert war, sah er zehn Löcher in zwei Gruppen. Eine Gruppe war im Sechseck arrangiert, jedes Loch mit rund zehn Metern Durchmesser. Die zweite Vierergruppe war rautenförmig, die Löcher etwas kleiner, vielleicht nur siebeneinhalb Meter messend. Jedes Loch enthielt eine im Fels verankerte, viereinhalb Meter dicke Betonsäule, gekrönt von einem Metalldom aus halbmondförmigen Segmenten.
    Â»Die Dinger lassen sich öffnen. Ich frage mich, was da drin ist.« Greers Frage war rein rhetorisch. In der CIA-Zentrale in Langley, Virginia, wußten etwa zweihundert Leute über Duschanbe Bescheid, und sie alle wollten wissen, was sich unter diesen Metallkuppeln verbarg. Die Anlagen existierten

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