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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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erst seit wenigen Monaten.
    Â»Admiral«, sagte Jack. »Ich muß eine neue Schublade aufziehen.«
    Â»Und welche?«
    Â»Tea Clipper.«
    Â»Kleinigkeit!« murrte Greer. »Dazu habe ja nicht mal ich Zugang.«
    Ryan lehnte sich zurück. »Admiral, wenn die Russen in Duschanbe tun, womit wir uns bei Tea Clipper beschäftigen, müssen wir das unbedingt wissen. Wie sollen wir ahnen, wonach wir Ausschau zu halten haben, wenn man uns nicht sagt, wie diese Dinger aussehen?«

    Â»Das sage ich schon lange.« Der Admiral lachte. »Aber da wird Judge Moore erst zum Präsidenten gehen müssen.«
    Â»Gut, dann geht er eben zum Präsidenten. Was, wenn die Aktivität hier mit dem neuen russischen Abrüstungsvorschlag in Zusammenhang steht?«
    Â»Vermuten Sie das?«
    Â»Wer kann das sagen?« fragte Jack. »Mag ja nur ein Zufall sein. Aber ich glaube nicht an Zufälle.«
    Â»Gut, ich werde mit dem Direktor reden.«
    Zwei Stunden später fuhr Ryan in seinem Jaguar XJS, einem schönen Andenken an seine Zeit in England, nach Hause. Er liebte die seidenweiche Durchzugskraft des Zwölfzylinders so sehr, daß er seinen geliebten alten Golf außer Dienst gestellt hatte. Und wie es seine Gewohnheit war, verdrängte Ryan die Arbeit aus seinen Gedanken, schaltete hoch und konzentrierte sich aufs Fahren.
    Â 
    Â»Nun, James?« fragte der Direktor der CIA.
    Â»Ryan glaubt, daß die neue Aktivität auf ›Bach‹ und ›Mozart‹ im Zusammenhang mit den Abrüstungsverhandlungen stehen könnte, und ich glaube, daß er recht hat. Er will über Tea Clipper informiert werden. Ich sagte ihm, da müßten Sie erst zum Präsidenten.« Admiral Greer lächelte.
    Â»Na schön, ich lasse ihm ein Schreiben ausfertigen, damit General Parks Ruhe hält. Für Ende der Woche ist ein voller Test angesetzt. Ich werde dafür sorgen, daß Jack sich den ansehen kann.« Moore lächelte schläfrig. »Und was meinen Sie?«
    Â»Ich meine, daß er recht hat: Duschanbe und Tea Clipper sind im Grunde identische Projekte. Viel zu viele Ähnlichkeiten, das kann kein Zufall sein. Wir müssen unsere Einschätzungen anpassen.«
    Â»Gut.« Moore wandte sich ab und schaute aus den Fenstern. Die Welt wird sich also wieder einmal ändern. Es mag zehn Jahre oder länger dauern, aber bis dahin geht das wenigstens mich nichts mehr an, sagte sich Moore. Aber Ryan wird sich damit herumschlagen müssen. »Ich lasse ihn morgen hinfliegen. Und vielleicht haben wir mit
Duschanbe Glück. Foley hat KARDINAL mitgeteilt, daß wir an der Anlage interessiert sind.«
    Â»KARDINAL? Gut.«
    Â»Aber wenn etwas passiert ...«
    Greer nickte. »Hoffentlich ist er vorsichtig.«
    Â 
    Â»Seit Dimitri Fedorowitschs Tod ist es im Verteidigungsministerium nicht mehr so wie früher«, schrieb Oberst Michail Semjonowitsch Filitow mit der Linken in sein Tagebuch. Es war noch früh, und er saß an dem hundert Jahre alten Schreibtisch aus Eiche, den ihm seine Frau kurz vor ihrem Tode gekauft hatte, vor fast – ja, dreißig Jahre waren es nun im kommenden Februar. Mischa schloß kurz die Augen. Dreißig Jahre.
    Kein Tag verging, ohne daß er an seine Elena dachte. Ihr Bild stand auf seinem Schreibtisch und zeigte eine junge Frau mit dünnen Beinen, die die Arme erhoben und den Kopf geneigt hatte. Das runde, slawische Gesicht trug ein breites, einladendes Lächeln, das ihre Freude, als Mitglied des Kirow-Balletts tanzen zu können, perfekt widerspiegelte.
    Auch Mischa mußte lächeln, als er sich daran erinnerte, wie ein junger Panzeroffizier als Belohnung eine Karte für die Vorstellung bekommen hatte. Wie bringen sie das wohl fertig? Balancieren auf den Zehenspitzen wie auf nadelscharfen Stelzen. Er entsann sich, als Kind auf Stelzen gelaufen zu sein, aber die Anmut dieses Mädchens! Und dann hatte sie dem feschen jungen Offizier in der ersten Reihe zugelächelt. Ganz kurz nur, nur für ein Augenzwinkern hatten sich ihre Blicke getroffen, dachte er. Und ihr Lächeln hatte sich ein wenig verändert. Sie hatte für diesen zeitlosen Augenblick nicht mehr für das Publikum, sondern nur für ihn allein gelächelt. Eine Kugel ins Herz hätte keine vernichtendere Wirkung auf ihn haben können. An den Rest der Vorstellung konnte Mischa sich nicht mehr erinnern; bis auf den heutigen Tag

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