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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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durchgeführt haben, von denen wir nichts wissen. Die Amerikaner sind nämlich auch in der Lage, Geheimnisse zu wahren.« Bea Taussig hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, das KGB über den Computertest zu informieren. Gerasimow lehnte sich zurück, um andere reden zu lassen.
    Â»Kurz: Beide Seiten machen weiter wie bisher«, summierte Narmonow.
    Â»Es sei denn, wir rängen ihnen einen Kompromiß ab«, meinte der Außenminister. »Was unwahrscheinlich ist. Ist hier jemand der Auffassung, wir sollten unser Raketenabwehrprogramm beschränken?« Niemand hob die Hand. »Wie können wir dann erwarten, daß sich die Amerikaner anders verhalten?«
    Â»Und wenn sie uns überholen?« bemerkte Alexandrow.
    Â»Eine sehr relevante Bemerkung, Michail Petrowitsch.«
Narmonow packte die Gelegenheit beim Schopf. »Warum sind uns die Amerikaner eigentlich immer voraus?« fragte er die versammelten Häuptlinge seines Landes. »Nicht etwa, weil sie zaubern können«, fuhr er fort, »sondern weil wir es zulassen, weil unsere Wirtschaft nicht so leistungsfähig ist, wie sie sein könnte. Marschall Jasow fehlt das Handwerkszeug für unsere Männer in Uniform, unser Volk genießt nicht den Lebensstandard, den es inzwischen erwartet, und wir sind nicht in der Lage, dem Westen als Ebenbürtige entgegenzutreten.«
    Â»Dank unserer Waffen sind wir ebenbürtig!« wandte Alexandrow ein.
    Â»Welchen Vorteil bringt uns das, wenn auch der Westen über Waffen verfügt? Ist es denn genug, mit dem Westen gleichzuziehen? Für Parität sorgen unsere Raketen«, sagte Narmonow, »aber eine große Nation muß mehr können als nur töten. Wir können den Westen nicht mit Kernwaffen schlagen – es sei denn, wir wollten die Welt den Chinesen überlassen.« Narmonow machte eine Pause. »Genossen, wenn wir siegen wollen, müssen wir unsere Wirtschaft in Gang bringen!«
    Â»Sie funktioniert doch«, sagte Alexandrow.
    Â»Wo denn? Weiß das hier jemand?« fragte Wanejew und löste eine hitzige Diskussion aus, die Narmonow benutzte, um die Stärke der Opposition abzuschätzen. Er hielt seine Fraktion für deutlich stärker als die Alexandrows. Hatte er den Abrüstungsvertrag erst einmal in der Tasche, war seine Position weiter gestärkt, und wenn es dann um die Verteilung der eingesparten Gelder ging, geriet Alexandrow, der als Ideologe keinen Einfluß auf die Wirtschaft hatte, ins Hintertreffen. Narmonow war also siegessicher. Mit Jasow im Rücken und Wanejew in der Tasche konnte er die Konfrontation gewinnen, sich das KGB gefügig machen und Alexandrow in den Ruhestand schicken.
    Zuvor aber mußte das Abrüstungsabkommen unter Dach und Fach gebracht werden, auch wenn das kleine Zugeständnisse bedeutete. Den Westen würde das überraschen, aber dort würde man eines Tages noch überraschter
sein über die wirtschaftlichen Leistungen des Hauptrivalen. Narmonows kurzfristiges Ziel war sein politisches Überleben. Anschließend galt es, die Volkswirtschaft zu beleben. Es gab auch noch ein anderes Fernziel, eines, das sich seit drei Generationen nicht verändert hatte, eines, vor dem der Westen auf immer neue Weise die Augen verschloß. Narmonow hatte es zwar nicht im Auge, aber es existierte trotzdem.
    Â 
    Zum Glück die letzte Verhandlungsrunde, sagte sich Ryan. Die Nervosität war zurückgekehrt, obwohl eigentlich kein Anlaß zur Sorge bestand. Ryan hatte seltsamerweise keine Ahnung, was mit Gerasimows Familie geschehen sollte – das war eine Information, die er nach dem Geheimdienstprinzip ›Need to know‹ nicht zu kennen brauchte. Die Methode, Gerasimow und KARDINAL außer Landes zu schaffen, war so atemberaubend simpel, daß sie Ryan niemals eingefallen wäre. Das war Ritters Idee gewesen, und für solche Sachen hatte der barsche alte Knochen ein Flair.
    Diesmal hatten die Russen als erste das Wort und schlugen gleich eine zehnstündige Vorwarnzeit für Überraschungsinspektionen vor. Ernie Allen verlangte in seiner Erwiderung drei Stunden. Zwei Stunden darauf lauteten die respektiven Verhandlungspositionen sieben und fünf. Noch zwei Stunden später sagten die Amerikaner six, und der russische Chefunterhändler nickte: da. Beide Männer erhoben sich und schüttelten sich über den Tisch hinweg die Hand. Jack war froh, daß es endlich vorbei

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