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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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zurückwarf. Seit zwölf Stunden brannte im Boot Rotlicht, das das Essen unappetitlich aussehen ließ, aber das Nachtsehvermögen der Besatzung verbesserte. Langsam suchte er den Horizont ab. Nichts zu sehen als Treibeis.
    Â»Alles klar«, verkündete er. »ESM ausfahren.« Hydraulisches Zischen, als der Mast mit den elektronischen Sensoren ausgefahren wurde. Die dünne Glasfiberantenne war nur einen Zentimeter dick und für Radar fast unsichtbar. »Sehrohr einfahren.«
    Â»Ich empfange das eine Oberflächen-Suchradar in null-drei-acht«, meldete der ESM-Techniker und gab Frequenz und Impulscharakteristika an. »Schwaches Signal.«
    Â»Auf geht’s, Männer.« Mancuso griff nach dem Brückentelefon. »Sind Sie bereit?«
    Â»Jawohl, Sir.«
    Â»Halten Sie sich klar. Viel Glück.« Der Captain legte auf und drehte sich um. »An die Oberfläche gehen und zum Alarmtauchen klarhalten.«
    Das Ganze dauerte vier Minuten. Dallas’ schwarzer Turm durchbrach die Oberfläche und wandte dem nächsten sowjetischen Radar die Schmalseite zu. Es war mehr als knifflig, die Tiefe zu halten.
    Â»Los, Clark!«
    Â»Los.«
    Die Russen werden wegen des vielen Treibeises ein unscharfes Radarbild haben, dachte Mancuso und sah zu, wie die Anzeige des Luks von einem Strich (zu) auf einen Kreis (auf) umsprang.
    Der Brückenschacht endete auf einer Plattform knapp unter der Turmbrücke. Clark drehte das Luk auf und kletterte hinaus, hievte dann mit Hilfe des Matrosen das Schlauchboot nach oben. Nun stand er auf der winzigen Brücke des U-Bootes, legte das Schlauchboot quer aufs Deck und zog an der Leine der Aufblasautomatik. Das schrille Pfeifen der Preßluft klang wie ein Schrei in der
Nacht; Clark verzog das Gesicht. Sobald das Gummigewebe prall war, ließ er den Matrosen das Luk schließen und griff nach dem Brückentelefon.
    Â»Hier alles klar, Luk geschlossen. Wir sehen uns in zwei Stunden.«
    Â»Viel Glück«, sagte Mancuso noch einmal.
    Oben kletterte Clark geschickt in sein Schlauchboot, als Dallas unter ihm zu versinken begann, und schaltete den elektrischen Außenborder ein. Im Boot selbst wurde das untere Turmluk kurz geöffnet, um den Matrosen durchzulassen, und dann vom Captain verschlossen.
    Â»Klar zum Tauchen«, meldete der Chief, als alle Anzeigen auf Strich umgesprungen waren.
    Â»Das war’s dann«, stellte Mancuso fest. »Mr. Goodman, Sie überwachen das Ruder. Sie wissen, was Sie zu tun haben.«
    Der WO bestätigte den Befehl; der Captain ging nach vorne zum Sonarraum. Lieutenant Goodman ließ das Boot sofort tauchen und steuerte auf den Grund zu.
    Jenes im Sonar, dachte Mancuso, wie in der guten alten Zeit. Das Boot wurde ausgetrimmt und richtete sein Bugsonar auf den Kurs, den Clark genommen hatte. Eine Minute später traf Ramius zur Beobachtung ein.
    Â»Warum sind Sie nicht ans Sehrohr gekommen?« fragte Mancuso.
    Â»Es tut weh, wenn man die Heimat sehen kann, aber weiß, daß man nie –«
    Â»Da fährt er.« Jones tippte mit dem Zeigefinger auf einen Monitor. »Achtzehn Knoten. Ziemlich leise für einen Außenborder. Elektromotor?«
    Â»Ja.«
    Â»Dann kann ich nur hoffen, daß er gute Batterien hat, Skipper.«
    Â»Lithiumzellen mit rotierender Anode. Ich hab mich erkundigt.«
    Â»Gut.« Jones grunzte, schüttelte eine Zigarette aus der Packung und bot sie dem Captain an, der für den Augenblick vergaß, daß er das Rauchen mal wieder aufgegeben
hatte. Jones gab ihm Feuer und setzte eine versonnene Miene auf.
    Â»Wissen Sie, Sir, jetzt weiß ich wieder, weshalb ich aufgehört habe –« Jenes’ Stimme verklang; er sah zu, wie sich die Sonarschleppe von Clarks Boot in der Ferne verlor. Er verdrehte den Hals und lauschte. Auf der Dallas herrschte Totenstille; Spannung lag in der Luft.
    Â 
    Clark lag fast platt in seinem Schlauchboot. Das Fahrzeug aus gummibeschichtetem Nylongewebe war graugrün gestreift und kaum vom Meer zu unterscheiden. Man hatte erwogen, es wegen des Treibeises, das es in dieser Gegend im Winter gab, mit weißen Flecken zu versehen, diesen Plan aber auf die Erkenntnis hin, daß die Fahrrinne von einem Eisbrecher freigehalten wurde, wieder fallenlassen: Ein sich rasch bewegender weißer Fleck auf dunkler Oberfläche war keine gute Tarnung mehr. Clarks Hauptsorge war das Radar. Der Turm des U-Bootes mochte

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