Der Kardinal im Kreml
ohne es zu merken. Der Feldwebel kam zu ihm und schaute sich die Verletzung an.
»Nur ein StreifschuÃ, Genosse. Wie an meinen Beinen.«
»Helfen Sie mir bitte aus dem Mantel.« Bondarenko schlüpfte aus dem knielangen Armeemantel und nahm sich das Band des Rotbannerordens von der Uniform. Er steckte es dem jungen Mann an den Kragen. »Sie haben etwas Besseres verdient, aber mehr kann ich im Augenblick nicht tun.«
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»Sehrohr ausfahren!« Mancuso benutzte nun das Suchperiskop mit dem Lichtverstärker. »Immer noch nichts â« Er bewegte sich im Kreis und schaute nach Westen. »Verflucht, Topplicht in zwei-sieben-null â«
»Das ist unser Sonarkontakt«, stellte Lieutenant Goodman überflüssigerweise fest.
»Sonar, können Sie den Kontakt identifizieren?«
»Negativ«, erwiderte Jones. »Widerhall vom Eis; die akustischen Bedingungen sind miserabel. Doppelschraube und Diesel, mehr steht nicht fest.«
Mancuso schaltete die Fernsehkamera des Sehrohrs ein. Ramius brauchte nur einen Blick auf den Bildschirm zu werfen. »Grischa.«
Mancuso warf dem Feuerleittrupp einen Blick zu. »Zielkoordinaten?«
»Noch etwas ungenau«, erwiderte der Waffenoffizier. »Liegt am Eis«, fügte er hinzu und meinte damit, daà das Treibeis den Torpedo Mark-48 beim Oberflächenangriff verwirren konnte. »Sir«, meinte er nach einer Gedankenpause, »wenn das eine Grischa ist, warum empfangen wir dann keine Radarsignale?«
»Neuer Kontakt in null-acht-sechs!« rief Jones. »Klingt wie unser Freund. In dieser Richtung noch etwas anderes, hochdrehende Schraube, definitiv neuer Kontakt, Sir, sagen wir in ... null-acht-drei.«
»Zwei Fuà höher gehen«, befahl Mancuso dem Rudergänger. Das Periskop tauchte weiter auf. »Ah, da ist er, knapp über der Kimm ... drei Meilen entfernt. Hinter ihm ein Licht!« Er klappte die Griffe hoch; das Sehrohr wurde sofort eingefahren. »Schnell, ihm entgegen! Zwei Drittel voraus.«
Der Navigator trug die Position des Schlauchboots ein und berechnete die Distanz.
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Clark sah zurück zur Küste. Ein Suchscheinwerfer tastete das Wasser ab. Wer war das? Er wuÃte nicht, ob die Polizei über Boote verfügte, aber es muÃten hier KGB-Grenztruppen stationiert sein: Die hatten eine eigene kleine Marine und eine kleine Luftwaffe. Doch wie einsatzbereit waren diese Verbände an einem Freitagabend? Wohl wachsamer als an jenem Tag, an dem Matthias Rust beschloÃ, mal nach Moskau zu fliegen ... durch diesen Sektor. Wo blieb Dallas? Clark hob sein Funkgerät.
»Onkel Joe, hier Willy. Die Sonne steigt höher, und wir sind weit von zu Hause.«
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»Er ist in der Nähe, sagt er, Sir«, meldete ein Funker.
»Navigator?« fragte Mancuso.
Der Mann sah von seinem Kartentisch auf. »Ich gab ihm fünfzehn Knoten. Wir sollten nun bis auf fünfhundert Yard heran sein.«
»Ein Drittel voraus!« befahl der Captain. »Sehrohr ausfahren!« Das geölte Stahlrohr glitt nach oben.
»Captain, Radarsender achteraus, Richtung zwei-sechsacht. Ein Don-zwei«, rief der ESM-Techniker.
»Sonar an Brücke: Beide Feindkontakte haben die Geschwindigkeit erhöht. Fahrt um zwanzig Knoten; die Grischa beschleunigt weiter, Sir«, sagte Jones. »Ziel als Grischa identifiziert. Kontakt im Osten noch nicht identifiziert;
eine Schraube, wahrscheinlich Gasturbine, läuft rund zwanzig Knoten.«
»Distanz rund sechstausend Yard«, meldete der Feuerleittrupp.
»Jetzt wirdâs unterhaltsam«, merkte Mancuso an. »Ich habe sie. Richtung?«
»Null-neun-eins.«
»Distanz.« Mancuso schaltete den Laser-Entfernungsmesser des Sehrohrs ein.
»Sechshundert Yard.«
»Koordinaten zur Grischa?« fragte er den Feuerleittrupp.
»Eingestellt für Rohr zwei und vier. Luken noch geschlossen, Sir.«
»Soll auch so bleiben.« Mancuso ging zum unteren Turmluk. »IA, Sie überwachen das Steuern. Ich kümmere mich persönlich um die Bergung. Bringen wir das hinter uns.«
»Maschinen stopp«, sagte der Erste Offizier. Mancuso öffnete das Luk und kletterte die Leiter zur Turmbrücke hoch. Hinter ihm wurde das untere Luk geschlossen. Rundum hörte er das Wasser rauschen, dann das Klatschen der Wellen an der Oberfläche. Die Sprechanlage verkündete, er könne das obere Luk öffnen.
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