Der Kardinal im Kreml
Eises ...
»Marko?« fragte der Captain.
»Er wird erst um Anweisungen ersuchen«, schätzte Ramius.
»Je mehr Zeit er hat, desto gröÃer die Chance, daà er schieÃt.«
»Gut. Volle Kraft voraus«, befahl Mancuso. Mit dreiÃig Knoten konnte er in zehn Minuten in internationalen Gewässern sein.
»Grischa passiert uns an backbord voraus«, meldete Jones. Mancuso ging in den Sonarraum.
»Was gibtâs?« fragte der Captain.
»Die Hochfrequenzgeräte funktionieren im Eis ziemlich gut. Er fährt Schlangenlinien und sucht.«
Mancuso griff nach einem Hörer. »Zwei Lärmbojen raus.«
An der Backbordseite des U-Bootes wurden zwei blasenerzeugende Köder ausgestoÃen.
»Gut, Mancuso«, bemerkte Ramius. »Sein Sonar wird sich auf die konzentrieren. Im Eis kann er nicht so gut manövrieren.«
»In einer Minute wissen wir das genau.« Gerade, als er das sagte, erschütterte eine Explosion achteraus das Boot. Ein weiblicher Schrei hallte durch das Vorderteil des Fahrzeugs.
»AK voraus!« schrie der Captain zur Zentrale.
»Die Köder«, sagte Ramius. »Erstaunlich, daà er so schnell geschossen hat â
»Sonarleistung ist weg, Skipper«, sagte Mancuso, als Signale des Strömungsgeräusches seinen Bildschirm erfüllten. Mancuso und Ramius begaben sich nach achtern. Der Navigator hatte ihren Kurs eingezeichnet.
»Verdammt, wir müssen hier durch, wo das Eis aufhört. Wetten, daà er das weiÃ?« Mancuso schaute auf. Sie wurden noch immer angepeilt; er durfte immer noch nicht schieÃen. Und diese Grischa mochte immer noch Glück haben ...
»Mancuso, lassen Sie mich ans Funkgerät!« rief Ramius.
»So etwas tun wir nicht â« wehrte Mancuso ab. Ausweichen, lautete die amerikanische U-Doktrin, den Feind niemals wissen lassen, daà überhaupt ein Boot da war.
»Ich weiÃ, Captain. Aber wir sind kein amerikanisches
Boot, sondern ein sowjetisches.« Bart Mancuso nickte. Diese Karte hatte er noch nie ausgespielt.
»Auf Antennentiefe gehen!«
Ein Funktechniker stellte die von den KGB-Grenztruppen benutzte Frequenz ein, und sowie Dallas das Eis durchbrochen hatte, wurde die dünne VHF-Antenne ausgefahren. Auch das Sehrohr stieg auf.
»Da ist er! Direkt voraus. Sehrohr einfahren!«
Â
»Radarkontakt in zwei-acht-eins«, verkündete der Lautsprecher.
Der Kapitän der Grischa kam von einer siebentägigen Patrouillenfahrt in der Ostsee zurück und hatte sich auf vier Tage Urlaub gefreut. Dann aber war ein Funkspruch von der Polizei Tallinn eingegangen: Ein fremdes Wasserfahrzeug habe sich vom Hafen entfernt. AnschlieÃend etwas vom KGB, dann eine kleine Explosion in der Nähe des Polizeibootes, gefolgt von mehreren Sonarkontakten. Der neunundzwanzigjährige Leutnant zur See, der das Kommando auf diesem Schiff gerade erst seit drei Monaten hatte, schätzte die Lage ein und feuerte auf das, was sein Sonarmann als eindeutigen U-Kontakt bezeichnet hatte. Nun aber fragte er sich, ob das nicht ein böser Fehler gewesen war. Fest stand für ihn nur, daà er keine Ahnung hatte, was eigentlich vorging. Hatte er es aber mit einem U-Boot zu tun, würde sich dieses nach Westen wenden.
Und nun hatte er einen Radarkontakt voraus. Im Lautsprecher des Funkgeräts knisterte es.
»Feuer einstellen, Sie Idiot!« schrie eine metallisch klingende Stimme ihn dreimal an.
»Wer sind Sie?« erwiderte der Kapitän der Grischa.
»Nowosibirsk Komsomolez! Wie kommen Sie dazu, bei einer Ãbung mit scharfer Munition zu schieÃen? Sind Sie verrückt geworden? Wer sind Sie?«
Der junge Offizier starrte auf sein Mikrophon und stieà eine Verwünschung aus. Nowosibirsk Komsomolez war in Kronstadt stationiert und gehörte zu Speznas ...
»Wir sind die Krepkij.«
»Danke. Ich werde diesen Vorfall zur Sprache bringen. Ende!«
Der Kapitän schaute seine Brückenbesatzung an. »Was für eine Ãbung â ?«
Â
»Pech«, meinte Marko und hängte das Mikrophon ein. »Er hat richtig reagiert. Jetzt dauert es erst einmal ein paar Minuten, bis er Kontakt mit seinem Stützpunkt aufgenommen hat, und dann â«
»Das genügt uns. Jedenfalls wissen sie immer noch nicht, was eigentlich los war.« Mancuso drehte sich um. »Navigator, wie kommen wir am schnellsten hier
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