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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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kleinen, ins Gespräch vertieften Gruppen von Leuten vorbei, die verstummten, wenn er erschien. Er wußte, daß sie sich umdrehten und ihm nachschauten. Allmählich sickerten die Namen zu ihm durch. Blandford, der Irre. Blandford, der Menschenfresser. Blandford, der Schänder. Sogar ein paar komische waren dabei. Blandford, der Superpatriot. Blandford, der Streber. Und es würde nie wieder ganz versiegen. Es würde in die Firmenlegende eingehen und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Er fand ein wenig Trost in der Wahrscheinlichkeit, daß in ein paar Jahren niemand, der bei Verstand war, glauben würde, daß es tatsächlich geschehen war.
     
     
    Am Tag nach der Zeugeneinvernahme bekam er einen langen Brief von Razmic Mukerjee.
     
    Kalkutta 1. August 2006
    Lieber Paul,
    wenn Sie die Nachrichten verfolgt haben , dann wissen Sie, daß die Novarelle-Epidemie Cuttack übersprungen hat und jetzt hier in Kalkutta angekommen ist.
    Ich leite hier die Einsatzgruppe des Nationalen Gesundheitsinstituts. Letzte Woche haben wir 25 Kilo c/l-Trialin an die Ortskrankenhäuser verteilt und den Leuten dort gezeigt, wie sie es verwenden sollen. Wir verbinden unser cis- Trialin jetzt mit seinem Purinverwandten Xanthin (2,6-Dihydroxypurin). So läßt es sich oral verabreichen. Die Verbindung löst sich allmählich, und das Trialin kann über einen Zeitraum von mehreren Stunden hinweg von den betroffenen Zeilen aufgenommen werden.
    Wir haben einen kurzen Abstecher zum U. S.-Konsulat gemacht und jeden geimpft, den wir zu fassen kriegten, einschließlich einiger Besucher von Ihrem Patentamt …

 
23
Die Anhörung
     
     
     
    In der letzten Septemberwoche war es an der Ostküste ungewöhnlich warm. Als die Trialin-Schlußanhörung einberufen wurde, war Paul unschlüssig, was er anziehen sollte. Die Anhörungssäle im Patentamt in Virginia waren natürlich klimatisiert, aber draußen würde es heiß und schwül sein. Er hatte gehört, daß am Swimmingpool der Crystal Plaza Apartments gegenüber vom Patentamt die Mädchen sogar in der Sonne lagen.
    Er holte Mary Derringer in New York ab, und zusammen durchstöberten sie die Bekleidungshäuser in der Stadt nach einem neuen Anzug für die Anhörung. Sie fand einen leichten Kammgarnanzug, braun, mit einem sanften, grünlichen Schimmer. Er gefiel ihm sofort.
    „Möchtest du, daß ich mit dir zur Anhörung komme?“ fragte sie.
    „Wie soll ich denn klar denken, wenn du im selben Raum bist?“
    „Das ist sehr galant, aber ich habe verstanden. Und was ist hinterher?“
    „Das wäre nicht schlecht. Ich besorge dir eine Reservierung für Freitagabend. Wir können Samstagmorgen zusammen frühstücken.“
    Am nächsten Tag rief er von seinem Büro aus den Sachbearbeiter beim Untersuchungsausschuß an und ließ sich die Namen der drei Prüfer geben, die die Anhörung leiten würden: David King, Sheila Ward, Walter Abrams.
    Er brach in wildes, gackerndes Gelächter aus. King würde ihn abschlachten, wegen Alessa King Serane. Vielleicht konnte er ihn für befangen erklären lassen? Nein. Ausgeschlossen. Und/oder sollte er Sheila dazu überreden, sich selbst für befangen zu erklären, weil sie mit dem Anwalt der Zweitpartei geschlafen hatte? Er bezweifelte, daß dies eine Angelegenheit war, mit der man Madame Regierungsbeauftragte behelligen durfte. Und Abrams? Abrams … ach ja! Jetzt hatte er ihn untergebracht. Der Vertreter des Patentamtes bei der Konferenz in Kalkutta über den Beitritt Indiens zum Internationalen Patentrechtsabkommen. Aber war das alles? Irgendeine tief vergrabene Erinnerung verband Abrams mit etwas sehr Naheliegendem. Aber er konnte sie nicht fassen. Er kam sich dumm vor. Nun, was es auch sein mochte – vermutlich kannte der Mann sich in Chemie und im Gesetz aus. Und hoffentlich würde er zuhören.
    Paul fragte sich, wie der Computer dieses bewertet haben mochte. Er bezweifelte, daß auf den Bändern Platz für das Geschlechtsleben der Prüfer war.
    Aber es hatte keinen Sinn, darüber zu spekulieren. Er rief Evelyn Haslam über die Sprechanlage und sagte ihr, welche Reservierungen sie für ihn vornehmen sollte.
    Am gleichen Abend saß er in seinem Zimmer im Marriott im Gebäude des Crystal Plaza und ging seine Zusammenfassung noch einmal sorgfältig durch. Er war entschlossen, ein paar wesentliche Punkte deutlich zu machen. Er konnte belegen, daß er die Erfindung einen Tag vor dem deutschen Antragsdatum praktisch umgesetzt hatte. Dies würde er darlegen und

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