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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Harness
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weshalb habe man Serane dann nicht angemessenes Hilfspersonal zur Verfügung gestellt? „Gleichwohl“, argumentierte Kern, „treten diese Fragen in den Hintergrund, wenn wir uns mit dem eigentlichen Problem beschäftigen: mit der Glaubwürdigkeit des Hauptzeugen. Können wir diesem Mann glauben? Wenn wir ihm nicht glauben, kann die Zweitpartei Serane weder die Idee noch die Umsetzung in die Praxis vor dem Prioritätsdatum der Erstpartei Deutsche beweisen.
    Betrachten wir die beiden Katalysator-Komponenten, die so passend auf Mr. Blandfords Schreibtisch lagen, als er sie brauchte. Zufall, sagt er. Nun, lassen sie uns einmal darüber nachdenken. Er hatte diese beiden ungewöhnlichen Dinge in seinem Besitz, und er konnte sie unverzüglich herbeischaffen. Er benötigte poröse Kieselsäure biologischen Ursprungs. Er behauptet, er habe einen Ammoniten besessen. Er benötigte tierische Asche. Er behauptet, er habe die Asche seines verstorbenen Bruders zur Verfügung gestellt. Oh, gnädige Frau, meine Herren! Ist so etwa möglich? Ich sage: nein! Es ist einfach zuviel des Zufalls. Er behauptet, er habe einen porösen Ammoniten gehabt. Ein solcher Ammonit wäre, wie wir wissen, ein Museumsstück gewesen. Eine wahre Rarität. Wie viele unter uns besitzen einen Ammoniten, porös oder nicht? Einer unter Millionen? Dies dürfte eine eher zurückhaltende Schätzung sein. Und dann diese Asche. Wie viele unter uns bewahren die Asche ihrer Verwandten als sorgsam gehüteten Schatz zu Hause auf? Einer unter Millionen? Vermutlich noch weniger. Aber sagen wir: einer unter Millionen. Wenn wir nun diese Zahlen nach den kalten mathematischen Gesetzen der Wahrscheinlichkeit miteinander multiplizieren, erhalten wir eine Million mal eine Million – eine Eins mit zwölf Nullen. Dies, gnädige Frau, meine Herren, ist etwa die Wahrscheinlichkeit, mit der sich alle Luftmoleküle dieses Raumes gleichzeitig, in demselben Augenblick, in der einen Hälfte des Saales sammeln. Mathematisch ist es nicht völlig ausgeschlossen, aber wir wissen aus Erfahrung, daß es nicht geschehen wird. Eine Wahrscheinlichkeit von eins zu zehn hoch zwölf verleiht dem Beweismaterial, das die Zweitpartei Serane hier vorlegen muß, um dieses Überschneidungsverfahren für sich zu entscheiden, nicht das nötige Gewicht.
    Man verlangt von uns, gnädige Frau, meine Herren, daß wir an eine mitternächtliche Autofahrt zum Labor glauben, die passenderweise just einen Tag vor dem Antragsdatum der Deutsche Chemie stattgefunden haben soll. Und was findet der Hauptzeuge vor, als er das Labor betritt? Einer aus diesem sonderbaren Team, ein Mr. Robert Moulin, hat den Ammoniten bereits zerkleinert und mit einem wäßrigen Brei aus Asche vermengt – Asche, wohlgemerkt, die von Mr. Blandfords eigenem toten Bruder stammt und alles, was unserem Zeugen zu tun bleibt, ist, das Gemisch aus dem Trockenofen zu nehmen und in die Katalysekammer einzufüllen. Welch überaus glückliche Fügung! Er schließt sodann den Harnstoffverdampfer an. Die Pyrolyseprodukte strömen durch die Katalysekammer. Dieses Verfahren erbringt eine beträchtliche Menge eines Materials, das er anhand seines Pikrates als Trialin identifiziert, obgleich er kein Analysechemiker ist und in seinem ganzen Leben eigentlich nur zwei oder drei verschiedene Pikrate zu Gesicht bekommen hat.
    Gnädige Frau, meine Herren, Sie haben dem Vertreter der Gegenpartei zugehört. Sie haben die Aussagen gelesen. Fühlen Sie sich dabei nicht unwillkürlich an Dinge erinnert, die Sie bei Baron von Münchhausen gelesen haben? Sind die Märchen von Hans Christian Andersen oder den Gebrüdern Grimm auch nur einen Deut weniger überzeugend? Ich sage dies mit betrübtem Staunen: Nie in meiner beruflichen Laufbahn als Mitglied der Patentanwaltskammer ist mir jemals zuvor eine derart irrwitzige Geschichte begegnet. Ich beantrage deshalb, daß die Aussage von Mr. Blandford restlos aus dem Protokoll gestrichen wird und daß der Partei Deutsche die Priorität zugesprochen wird. Ich danke Ihnen.“
    „Mr. Kern“, sagte Sheila, „Sie hatten Bedenken in bezug auf die Glaubwürdigkeit von Dr. Seranes Aussage?“
    „Eigentlich nicht, gnädige Frau. Ich bat allerdings, den Protokollführer um eine Stimmstreßmeldung.“
    „Rein routinemäßig?“
    „Rein routinemäßig.“
    „Aber Sie hatten Bedenken in bezug auf die Glaubwürdigkeit von Mr. Blandfords Aussage?“
    „Nun, allerdings, gnädige Frau.“
    „Aber hier baten sie den

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