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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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geistesgegenwärtig genug waren,
Ungley die Schlüssel wegzunehmen, so daß Sie seine Wohnung in aller Ruhe nach
den wertvollen Memoiren absuchen konnten, von denen er Ihnen berichtet hatte.
Sie haben wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Zweifellos haben Sie darauf
bestanden, alles selbst zu machen, mit dem Argument, daß kein Mann sorgfältig
oder ordentlich genug für ein solches Unterfangen ist. Richtig, Mrs. Pommell?«
    Mrs. Pommell verzog den Mund. Shandy
setzte ihr weiter zu.
    »Sie hatten natürlich kaum erwartet,
daß er derart — eh — produktiv gewesen ist. Da Sie seine Vorliebe für
Mantel-und-Degen-Geschichten kannten, haben Sie sicher eher angenommen, daß er
einen Mikrofilm oder dergleichen in einer hohlen Truthahnfeder versteckt hatte.
Aber Sie hätten sich daran erinnern müssen, daß Ungley ein Lehrer der alten
Schule war. Eh — das sollte kein Wortspiel sein. Ich will damit sagen, daß er
daran gewöhnt war, seine Notizen handschriftlich festzuhalten, und zwar auf
ganz gewöhnlichem Schreibpapier, groß genug geschrieben, daß er im Unterricht
gut davon ablesen konnte. Da er einen Aktenschrank besaß, bewahrte er dort
logischerweise auch seine Notizen auf. Ungley war nun aber ein Mann, der nach
strengen Regeln und Prinzipien lebte. Wenn er also ein Problem anging, das er
zweifellos als wissenschaftlich ansah, behandelte er es auch auf dieselbe
Weise, wie er sonst seine Vorlesungen und Seminare anzugehen pflegte. Ich frage
mich wirklich, ob er überhaupt eine Vorstellung davon hatte, daß es auch andere
Möglichkeiten gibt.«
    Budge Dorkin war nicht übermäßig
interessiert an den wissenschaftlichen Methoden des verstorbenen Professor
Ungley. »Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum sie keinen der Männer dazu
gebracht hat, ihm eins über den Schädel zu geben«, wunderte er sich.
    »Ich vermute, keiner der Männer wollte
die Initiative ergreifen«, meinte Shandy. »Wenn man das Beweismaterial
betrachtet, sieht es ganz so aus, als ob Mrs. Pommell kurzerhand Hodgers Stock
gepackt hat, sich auf den Rücksitz begeben und Ungley angeboten hat, sich neben
ihren Mann auf den Beifahrersitz zu setzen, während die restlichen
Balaclavianer mit weichen Knien auf dem Bürgersteig standen. Als der alte Mann
eingestiegen war, schlug sie ihm den bleigefüllten Knauf von Hodgers Stock über
den Kopf, veranlaßte Hodger, die Stöcke auszutauschen und so zu tun, als sei
Ungleys Stock sein eigener, und gab Twerks den blutigen Stock, damit er ihn
neben die Leiche legen konnte. Er war selbstverständlich zu diesem Zeitpunkt
nicht mehr blutig, denn sie hatte ihn sicher mit einem Taschentuch oder etwas
Ähnlichem so sorgfältig wie möglich abgewischt. Der Stock mußte neben der
Leiche gefunden werden, aber das Blut mußte an der Eggenzinke sein, damit
Ungleys Tod wie ein richtiger Unfall aussah.«
    »Aber den Stock selbst hat sie nicht
abgewischt«, widersprach Joad. »Ich habe ihn nämlich rein aus Interesse auf
Spuren hin untersucht und eine Menge verschmierter Fingerabdrücke gefunden.
Aber keiner sah aus wie der Fingerabdruck einer Frau.«
    »Nein, die Fingerabdrücke konnten auch
nicht von Mrs. Pommell stammen, denn sie hatte bestimmt ihre Glacehandschuhe
an. Das sagt jedenfalls Mrs. Lomax, und sie muß es wissen. Was die anderen Abdrücke
angeht, so stammen sicherlich einige von Twerks, doch dafür ließe sich bestimmt
eine gute Ausrede finden. Jeder der Balaclavianer könnte behaupten, Ungley sei
der Stock hingefallen und er hätte ihn für ihn aufgehoben. Sie könnten uns auch
eine andere Geschichte auftischen, die dann wieder alle bezeugen würden, obwohl
bestimmt keiner damit gerechnet hat, befragt zu werden.«
    »Donnerkeil, das ist ja ein gerissener
Haufen«, sagte Ottermole. »Ungleys Blut an einem Stock zu finden, der angeblich
sein eigener war, hätte wohl auch kaum jemanden belastet.«
    »Sehr richtig«, sagte Shandy. »Hätten
wir allerdings den blutbeschmierten Stock bei Hodger gefunden, hätte das
natürlich die Sachlage völlig verändert.«
    »Woher haben Sie denn eigentlich
gewußt, daß die Stöcke vertauscht worden sind, Professor?« fragte Budge Dorkin.
»Die sehen doch völlig gleich aus, oder?«
    »Nicht, wenn man sie sich genauer
ansieht. Die Zwinge an dem Stock, den Mrs. Lomax neben Ungley gefunden hat, ist
durch intensiven Gebrauch völlig abgenutzt, und es befinden sich zahlreiche
Kerben und Kratzer am Holz selbst. Der Stock, den uns Hodger am Donnerstag
gegeben hat, ist in

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