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Der Kaufmann von Lippstadt

Der Kaufmann von Lippstadt

Titel: Der Kaufmann von Lippstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Maria Fust
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Armenthal. Ja, da gehört sie nun auch eigentlich hin. Dr. Rose sieht taktvoll aus dem Fenster. An der Zugbrücke über dem Hauptgraben, an der einst der erfolgreiche Kaufmann Ferdinand Overkamp auf seinen Geschäftsfreund Hinrich Jost Matthiesen wartete, an dem Tag, an dem die unglückliche Verkettung der Umstände begann, dort hält Overkamp nun die Kutsche an. Dr. Rose wünscht der gnädigen Frau alles Gute in der Ferne und steigt aus. Wie aus dem Nichts gesellt sich Caspar Engerling zu ihm, sodass es aussieht, als stünden dort zwei Freunde, die den dritten verabschieden.
    »Mein lieber Herr Overkamp, ich wünsche Ihnen alles, alles Gute. Bitte geben Sie uns Nachricht, wie Sie in Lübeck aufgenommen worden sind«, bittet Dr. Rose und nickt zum Abschied.
    »Danke«, sagt Overkamp. Mehr Worte wollen ihm nicht über die Lippen, als er höchst selbst die Pferde antreibt.
    »Er tut so, als ginge er aus freien Stücken. Ich kann es ihm nur nicht glauben«, sagt Dr. Rose mehr zu sich als zu Engerling.
    »Wie der Alte Fritz schon sagte, jeder soll nach seiner Façon selig werden«, meint Caspar Engerling und lacht gehässig.

15. Oktober 2010
    Oliver und Annika machen nach dem Mittagessen noch einen letzten Spaziergang durch Lippstadt. Sie stehen lange vor dem Overkamp’schen Haus und stellen sich vor, wie es werden könnte, wenn Oliver (mit Annika?) dort eingezogen sein würde.
    »Hoffentlich ist dieser Raum dort oben das Wohnzimmer, die gute Stube, dann werde ich meinen Schreibtisch so ans Fenster stellen, dass ich immer den Turm der Großen Marienkirche sehe. Das finde ich so toll«, schmiedet Oliver Pläne. »Und unten eröffne ich einen Laden und nenne ihn ›Overkamps Kontor – seit 1657‹.«
    »1657?« Annika kann Oliver nicht folgen.
    »Ja, natürlich. Das steht doch oben am Querbalken«, sagt Oliver.
    »Und was willst du in deinem Kontor verkaufen?«
    »Ach, mal gucken. Da fällt mir noch etwas ein. Vielleicht Lübecker Marzipan und Lippstädter Pralinen? Kommt Zeit, kommt Rat. Lass uns noch ein letztes Mal das Rathaus umrunden, dann muss ich los. Meine Parkuhr läuft gleich ab«, erklärt Oliver.
    »Okay«, sagt Annika und findet es schade, dass Oliver Lippstadt verlassen muss.
    »Immer wenn ich hier in dieser Ecke Lippstadts bin, muss ich an Overkamp denken. Hier ist er herumgegangen, hier ist er gewesen. Hier hat er gelebt und gearbeitet. Komm, wir tun jetzt so, als wären wir Herr und Frau Overkamp, und betreten würdevoll das Rathaus. – Kommen Sie bitte, verehrte Frau Overkamp. Wollen Sie mir die Ehre erweisen und an meinem Arm in dieses historische Gebäude schreiten?«, fragt Oliver lachend und verbeugt sich.
    »Du spinnst«, sagt Annika und muss ebenfalls lachen.
    »Zur Erinnerung nehmen wir uns ein paar Prospekte aus der Stadtinfo hier unten im Rathaus mit«, überlegt Oliver.
    Statt Prospekte mitzunehmen, kauft Oliver den neuen Denkmalkalender 2011 121 , der erst seit heute erhältlich ist. Das Schauroth’sche Palais ist auf dem Januarblatt.
    »Den hänge ich mir in Lübeck über den Schreibtisch. Dann denke ich noch mehr an Lippstadt und Ferdinand Overkamp«, freut sich Oliver.
    »Hoffentlich vergisst du mich nicht«, bringt sich Annika in Erinnerung.
    »Niemals, werte Frau Overkamp«, antwortet Oliver mit Nachdruck und lacht. »Ich muss jetzt los, sonst komme ich heute nicht mehr in Lübeck an.«
    »Schade. Aber ist okay. Mach du dich auf den Heimweg, ich gehe zum Bahnhof und …« Annika will noch mehr sagen, doch Oliver fällt ihr ins Wort.
    »Fast denke ich, meine Heimat ist hier in Lippstadt. Die Wurzeln meiner Familie … Das ist jetzt wohl zu kitschig, oder?«, will Oliver wissen.
    »Ja, ziemlich übertrieben. Aber wer weiß, vielleicht wird es ja mal deine Heimat. Jeder kann doch leben, wie er will und wo er will.«

    Oliver fährt am Marktplatz los, hält aber nach wenigen Metern an der Ecke Rathausstraße/Kirchgasse noch einmal an und wirft einen Blick auf sein Haus. Sein Overkamp’sches Haus. Dann verlässt er über die Brücken des Lipper Tores die Stadt in Richtung Lübeck.
    121 Denkmalkalender 2011 . Hg. v.: Regionalgruppe Südliches Westfalen der Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne in NRW sowie drei angrenzende Städte aus der Regionalgruppe Münsterland.

9. November 2010
    Es ist Abend, als Oliver in Paderborn ankommt. In Lippstadt hat er schließlich keine Bleibe mehr und so wird er bei Annika übernachten, um morgen früh rechtzeitig in Lippstadt zu sein. Sein Haus

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