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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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auf den Rand der Steinplatte aufgestützt, holte Jag Schwung und trat mit brutaler Gewalt zu, traf den Keil in der Steinplatte, die ein Siegel war, mit seinem Fuß.  
    Der Kyprophraig brüllte, während Auric ihn weiterhin eisern umklammert hielt und sein ganzer Leib dröhnte.
    In einer Lichtexplosion brandeten Wellen gleißenden Lichts durch die Eingangshalle des Kinphaurenbauwerks. Der Kyprophraig, von Umanákhus Speer gepfählt, brüllte erneut auf. Die Decke des Kinphaurenbauwerks brach ein, und ein Staub- und Trümmerregen erfüllte die Luft, Lichtbogen fraßen sich durch das Chaos der Zerstörung. Ein Donnerschlag ging durch die Erde. Die Steinplatte, die ein Siegel war, barst und entließ die gefangene Entität.
    In diesem Moment spürte er, wie in der Welt der Gegenwart der Blick von Bogenfall des Lichts sich erneut auf ihn richtete. Sich auf ihn richtete aber nichts verstand.
    „Um zu begegnen oder zu sehen?“, hörte er den Silaé sagen. „Manches, was man sieht, begegnet einem nicht.“ Dann ließ das durchbohrende Drängen seiner Aufmerksamkeit wieder von Auric ab.
    Ein Glück, denn einen Moment später, hätte er etwas wahrgenommen, das auch seinem Begreifen begegnet wäre, was er vielleicht verstanden hätte. Ein vages unerfindliches Gefühl der Erleichterung darüber durchfuhr Auric, bevor er wieder ganz in den Bann, der hervorbrechenden Erinnerung fiel.
    Das Siegel barst und die gefangene Entität stieg aus ihm hervor.
    Im Schreien stürzender Gestirne, im entfesselten Chaos stieg der Silaé aus seinem zerbrostenen Gefängnis auf. Er erwachte und erkannte, dass seine Glieder von Licht verbogen und zersplittert waren. Dass seine Gedanken rasten wie Sonnenfeuer. Dass ihm Gewalt angetan worden war. Dass er nicht mehr wusste, wer er war, was er gewesen war. Dass er sich selber nicht mehr erkannte.
    Er tastete und griff um sich und fand den Geist eines Vai-Ki‘ir, einer Wesenheit, deren Art er schon lange nicht mehr begegnet war, erkannte ihn als seinen Befreier. Er wollte fort in die Freiheit, in die Reiche, die er so lange vermisst hatte, doch die Verpflichtung seinem Befreier gegenüber hielt ihn für einen Moment noch hier fest. Er war im Geist der Vai-Ki‘ir und der Vai-Ki‘ir war in seinem Geist. Sie sahen und erkannten einander für den Funken in der Zeit, den ihre Begegnung dauerte. Der Silaé griff um sich und fand ein Geschenk, eine Gabe für den Vai-Ki‘ir als Dank für seine Befreiung. Einen Zugang, einen Blick, eine Blüte, auf dass der Vai-Ki‘ir auf eine Art sehen könnte, wie er selber sah, in einer Art Dasein fühlen konnte, wie er fühlte. Er gab es ihm, weil er einen Nährboden fühlte, ohne den dieses Geschenk sinnlos gewesen wäre. Er schloss es ein, wie in einer Kapsel, wie ein Same, denn solche Dinge müssen reifen. Dann riefen wieder die weiten Reiche nach ihm, aus denen er so lange verbannt gewesen war.  
    Und dann war er fort, ließ Auric mit dem Gefühl zurück, von etwas berührt worden zu sein, was ihm nicht anstand. Dass etwas für einen Moment verwirrt worden war, die Ordnung von Welt und Geist und Gedanken sinnlos gewürfelt und falsch geschichtet. Barrieren eingerissen worden waren. Dass etwas ihn ergriffen und ihn hatte taumeln lassen. Dass er jenseits des Schauderns gewesen war, in einer Helligkeit, die Gedanken verbrannte und verwandelte.
    Dieser Moment, dieser Funke in der Zeit war nun zu einem Ort geworden, den er immer wieder aufsuchen konnte. Und Siganches Behandlung war letztendlich daran Schuld. Sie hatte den Riss geheilt, der verhindert hatte, dass der verkapselte Same sich entfalten konnte. Etwas war dabei in ihm gestürzt, wie Licht, das sich den Durchbruch zu einem Katarakt hin sprengte. Seitdem hatten stockende, aufgestaute Kräfte begonnen zu fließen. In ihm begann es sich neu zu fügen. Etwas hatte sich seitdem gerührt und sein Haupt erhoben.
    Aurics Bewusstsein kehrte wieder in die Gegenwart zurück, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie die Lichtgestalt von Bogenfall des Lichts sich aus der sichtbaren Welt herauswebte und -faltete, bis nur noch ein blasses Nachleuchten übrig blieb.
    Er sah wie Darachels Blick den seinen suchte.
    Sie standen allein in der Halle, und er wusste er würde mit dem Ninra sprechen müssen. Er würde mit ihm reden müssen, damit er ihm half, all das zu verstehen, was sich ihm da gerade offenbart hatte.

Pläneschmieden

    „Also haben sich noch immer weder diese dürren blitzeschleudernden Viecher gezeigt noch diese

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